Es gibt viele gute Gründe, beim Funke aktiv zu werden. Eva aus Linz erzählt, was ihre Beweggründe waren.
Es war einmal eine pessimistische Optimistin, die in einer realen Welt lebte.
Der Prozess meines politischen Erwachens begann vor rund zehn Jahren. Als Kind der 90er ging es mir wie manch anderen. Mein inneres Selbstverständnis prallte heftig zusammen mit den Anforderungen eines „ordentlichen Lebens“, der äußeren Welt. Gebeutelt von der mir als ungesund erlebten Ordnung, begriff ich langsam, dass es wohl nicht an mir liegt. Auf der Suche nach Erklärungen öffnete ich mich der Vorliebe des Zeitunglesens und Doku-Schauens. Meine Hingabe zur Natur ließen mich schnell, tief erkennen. Unsre Welt befindet sich im Ökozid und – oh shit – das wohl nicht zu langsam. Währenddessen verstricken sich die Verantwortlichen der Politik weiter in Scheinlösungen, leeren Worthülsen und Soziopathie. Ich versuchte zu verstehen: “Wo liegen die Ursachen unserer Probleme? Wie können wir wirklich etwas ändern? Und was ist meine Aufgabe in unserer Zeit?” Keiner schien ernsthaft eine Antwort auf die wichtigsten Fragen unsrer Zeit geben zu können. Was?!? Keiner? Wo suchen, wenn sich alles ändern muss? „Na dort, wo Menschen bereit sind, diese Veränderung selbst zu leben”, so dachte ich.
In meiner Zeit in Ökö-Dörfern und beim Klima-Aktivismus machte ich durch Erfahrungen auch wichtige Schritte in meiner politischen Wahrnehmung. Während ich in Öko-Dörfern mein Glück zwar rund um mich im scheinbar perfekten Hippie-Leben kreierte, so schien die Klassenfrage nicht beantwortet. Es blieb beim Versuch, im bestehenden System eine Nische und einen Freiraum zu schaffen. Ich hatte die blinde Hoffnung, die ganze Welt wird anfangen, es mir gleichzutun. Nicht zuletzt verlor ich mich im Gärtnern und “mantraartigen” Wiederholen: „Be happy!“ Nichtsdestotrotz möchte ich hinzufügen, dass mich der dort erlernte achtsame Umgang, wenn auch über Umwege, dienliche Bewusstseinsschritte machen ließ.
Im politischen Aktivismus, im Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit vertiefte sich mein Verständnis für die Spielregeln der politischen Einflussnahme und Interessensdurchsetzung, die Spielregeln der Profitwirtschaft. Menschen, die versuchten, ein Stück Land vor der Rodung zu bewahren, für Eigentümer und Politiker ein „lästiges Phänomen“, dass mit wirtschaftlichen Interessen unvereinbar war. Werkzeuge wie Besetzung, Aktionen zur Schaffung medialer Aufmerksamkeit und Demos funktionieren nur dann, wenn eine große Zahl an Menschen bereit ist, sich daran zu beteiligen.
Also logisch, die Fragen, die wir uns ernsthaft und gewissenhaft beantworten müssen, sind: Was sind die Werkzeuge, mit welchen wir den Kampf für die Interessen der Menschen und der Natur erfolgreich führen können? Welche Ansätze braucht es, um die aktuelle Lage zu erklären? Was befähigt und bewegt die Menschen eigentlich dazu, sich für Veränderung einzusetzen? Und nicht zuletzt, welches System könnte das jetzige ersetzen? Lob an den Funke, er hat meine Antworten auf diese Fragen wahrlich vorangebracht. Er hat mir gezeigt, dass wir nicht komplett am Anfang stehen, sondern wie viel Potenzial schon vorhanden ist. Von Menschen vor mir, auf denen ich aufbauen kann. Anfangs war ich ziemlich skeptisch. „Jaja, Ihr mit Eurer Theorie, was ist mit Praxis?“ Erst durch ein Mitgehen über ein ganzes Jahr konnte ich meine Überzeugungen Schritt für Schritt abgleichen und vertiefen.
Vor 10 Jahren rappte mir Thomas D. vor: “In Bewegung liegt die Kraft, habt ihr das nicht gerafft“. Heute rufe ich euch auf diesem Wege zu: „Bewegt euch, denn wir brauchen unsre ganze Begeisterung. Lest Marx, Engels, Trotzki, wir brauchen unsre Ideen und unser Wissen. Organisiert euch, denn wir brauchen unsre ganze Kraft!“
For socialism in our lifetime!
(Funke Nr. 210/19.1.2023)