Mainstream Filme, Musik und Serien sind meist unpolitische, harmlose Realitätsflucht für die Arbeiterklasse. Doch die zunehmende Radikalisierung durch die Krise des Kapitalismus widerspiegelt sich auch hier immer deutlicher. Von Socialist Appeal und Sylvi Gander.
Teil der Radikalisierung ist eine neue Generation von Regisseuren, Schriftstellern und Künstlern, die etwas über den wahren Zustand der Welt sagen wollen. Einzelne Kapitalisten springen opportunistisch auf diesen Zug auf und fördern radikale Künstler, um ein jüngeres (radikaleres) Publikum zu erreichen, dabei verwandeln sie die schöpferischen Leistungen dieser Künstler in harmlose, profitable Massenware.
Gegen die Bosse und den Kapitalismus
Ein Beispiel ist der neuste Minion Film „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“. Minions sind eigentlich Arbeiter, wie diese sich Bosse und Kapitalisten wünschen: ruhig, fleißig und loyal. Doch nachdem Arbeiter inzwischen vermehrt kämpfen und sich organisieren, kann dieser neuste Teil die Superbösewichte nicht mehr so liebenswert wie in früheren Teilen darstellen. Laut Guardian fragt dieser Film „ob es in der heutigen Welt einen Platz für einen moralisch vorführenden, aber liebenswerten Chef gibt, der von einer Legion unterwürfiger, amorpher Arbeiter unterstützt wird“.
Direkter ist die Sitcom „Superstore“, die vom Arbeitsalltag in einem Einzelhandelskonzern handelt. Im Laufe der Serie versuchen die Charaktere sich gewerkschaftlich zu organisieren und zu streiken. Der Protagonist Jonah, der sein Wirtschaftsstudium abgebrochen hat und jetzt im Supermarkt arbeitet, hat ursprünglich liberale Ansichten. Doch der Arbeitsalltag radikalisiert ihn und er erkennt, dass man den Bossen nicht trauen kann und man die Dinge selbst in die Hand nehmen muss.
Ein anderes Beispiel ist die Serie Bojack Horseman, die dem deprimierenden Leben eines abgewrackten Fernsehstars folgt, aber die sich auch mit Streiks im Showbusiness befasst. Die Autoren widmeten sogar eine ganze Episode der Diskussion zweier Charaktere über die Frage der Monopolisierung, inklusive folgendem Austausch: „Er ist nicht böse; er ist nur Kapitalist.“ – „Das ist dasselbe.“ Produziert wird die Serie vom Medienkonzern Netflix, bei dem Arbeiter auch schon wegen prekären Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen mit Streiks zurückgeschlagen haben.
Vom Profit getrieben
Es scheint Paradox, dass die Kapitalisten der Medienindustrie solche antikapitalistischen Inhalte überhaupt produzieren. Doch wie auch der Rest des Systems, handelt die Medienindustrie nicht nach einem bewussten Plan, sondern wird von den anarchischen Kräften des Marktes und dem Streben nach immer größeren Profiten angetrieben.
Einzelne Kapitalisten stellen sich normalerweise nicht die Frage, was für den Kapitalismus und ihre Klasse insgesamt am besten wäre. Wenn es sich gut verkauft, dann produzieren sie auch Filme, die den Kapitalismus bloßstellen oder die Bosse verhöhnen.
Revolutionärer Optimismus statt Pessimismus der Herrschenden
Gleichzeitig existiert ein Flügel der herrschenden Klasse, der die zunehmende Wut aufs Establishment, die ansteigenden Klassenkämpfe und Massenbewegungen erkennt und aktiv versucht in „sichere Bahnen zu lenken“. In Hollywood äußert sich das in einer Reihe von Filmen, die zwar die Wut über das Versagen des Kapitalismus aufgreifen, aber als Antwort nur Pessimismus zu bieten haben. Denn der einzige Ausweg, die Revolution und der Sturz des Kapitalismus durch die Arbeiterklasse ist aus ihrer Sicht undenkbar. „Don’t Look Up“, „Hunger Games“ und „Squid Game“ sind Beispiele für diesen Trend.
Der Marxismus dagegen bietet revolutionären Optimismus. Wo die Liberalen und Reformisten nur das Negative von Untergang und Finsternis sehen, sehen wir eine neue Gesellschaft, die darum kämpft, geboren zu werden. Wir sehen klar das Potential der Arbeiterklasse, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die Gesellschaft nach sozialistischen Grundsätzen umzugestalten.
(Funke Nr. 207/27.9.2022)