Die Polizei hat beim 328. Wiener Derby (Austria – Rapid) die Gästefans (insgesamt 1338 Personen) am Ende eines Marsches von Wien Hütteldorf nach Favoriten ohne nachvollziehbare Gründe eingekesselt. Ein Erfahrungsbericht von Julian Innerhofer.
Am 16. Dezember 2018 gab es vor dem 328. Wiener Derby einen Marsch der Rapid-Fans von Wien Hütteldorf zum Horrstadion in Wien Favoriten. Ich war bei diesem Marsch ebenfalls von Anfang an dabei. Wie bei jedem derartigen Marsch war auch Pyrotechnik im Einsatz (hauptsächlich bengalische Feuer, den Einsatz gefährlicher Pyrotechnik wie Böller habe ich nicht bemerkt), was der Polizei bisher aber ziemlich egal war. Um ca. 15:00 erreichte dieser Marsch den Zugang zum Horrstadion, der wie schon seit vielen Jahren über einen schmalen, schlammigen Grasstreifen neben der Südosttangente verläuft.
>>Hier geht es zum Update vom 28. Jänner 2019 weiter unten im Artikel.
Stundenlang in der Kälte stehen
Um ca. 15:10 wurden alle Rapid-Fans die bei diesem Marsch beteiligt waren, von der Polizei zur Identitätsfeststellung eingekesselt, wobei die letzten erst kurz vor 22:00 heraus kamen. Es waren laut Polizeiangaben 1338 Personen eingekesselt. Die Temperatur betrug ca. -2 °C. Die Einkesselung fand an der ungeeignetsten und gefährlichsten Stelle der Anreise statt. Selbst der Bereich wenige Meter weiter vorne wäre deutlich besser dafür geeignet gewesen.
Es gab keine Möglichkeit, sich hinzusetzen. Auch gab es keine Möglichkeit, Toiletten zu besuchen oder irgendeine Form der Verpflegung zu bekommen. Laut dem SK Rapid Wien waren mindestens 200 Frauen dabei. Auch einige Kinder waren eingekesselt. Zu beachten ist auch, dass diese 1338 Personen über 3/4 der 1750 Rapid-Fans, die Eintrittskarten für den Gästesektor hatten, ausmachten. Es war also der Großteil der Fanszene beteiligt, nicht nur der gewaltbereite Anteil, den ich auf maximal 200 Personen schätze. Im Gegensatz zu Angaben der Polizei wurden die Frauen und Kinder nicht bevorzugt behandelt.
Für die Beteiligten war zuerst nur erkennbar, dass es nicht weiter geht, nach einiger Zeit wurden von der Polizei Durchsagen gemacht, die jedoch für die meisten Anwesenden nicht verständlich waren, weil die Lautstärke viel zu gering war. Für mich war die Lage erst um ca. 17:00 (was der Zeit des Anpfiffes entspricht) wirklich erkennbar (und das auch erst nach Diskussionen mit anderen Leuten in meinem Fanclub), für andere, insbesondere unorganisierte, teilweise noch später. Das mag auch ein Grund gewesen sein, dass ich den Kessel „bereits“ um ca. 18:45 verlassen konnte und manche erst kurz vor 22:00.
Bereits in der letzten Stunde meiner Anwesenheit im Kessel wurden mindestens 3 kollabierte Personen hinaus gebracht, dennoch wurde der Katastrophenzug der Wiener Rettung von der Wiener Polizei gegen 20:00 wieder weggeschickt.
Leute kippen nach der Reihe um.
Die Polizei verweigert eine medizinische Versorgung. Es ist momentan keine Rettung vor Ort. #fakSCR— Rechtshilfe Rapid (@RH_Rapid) 16. Dezember 2018
Generell wurden die Identitätsfeststellungen extrem langsam vorgenommen, laut Polizei waren anfangs 3 Kontrollstellen vorhanden, wobei pro Kontrollstelle nur einE PolizistIn die Identitätsfeststellung vorgenommen hat, während eineR abgetastet hat und danach eine andere Person noch ein Foto gemacht hat (jedenfalls war das bei meiner Kontrolle so). Alle anderen von der Polizei sind einfach nur herumgestanden. Später wurde die Zahl der Kontrollstellen laut Polizei auf 11 erhöht, wahrscheinlich weil auch die PolizistInnen nicht die ganze Nacht herumstehen wollten. Vor Allem am Anfang waren die Kontrollen extrem langsam, für die ersten 100 Identitätsfeststellungen wurde über eine Stunde benötigt.
Die Stimmung der Anwesenden war während ich dabei war zwar zunehmend aufgeheizt gegen die Polizei und Kickl, jedoch nie so dass eine Eskalation im Sinne von Gewalt von Seiten der Rapid-Fans zu erwarten war.
„Hooligan-Datei“
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass auch jeder Rapid-Fan beim Ausgang einen Zettel in die Hand bekommen hat, auf dem man nicht nur über das ausgesprochene Betretungsverbot informiert wird sondern auch darüber, dass überprüft wird, ob man als „Gewalttäter“ einzustufen ist und zu diesem Zweck eine Vorladung zur Sicherheitsbehörde bekommen kann. Für den Fall der Einstufung als „Gewalttäter“ kommt man in die Datei „Gewalttäter – Sportgroßveranstaltungen“ (besser bekannt als „Hooligan-Datei“ – siehe unseren Artikel dazu) und kann mit Stadionverboten belegt werden. Dieses Vorgehen lässt sich dann sehr schnell auf DemonstrantInnen, GewerkschafterInnen und politische AktivistInnen ausweiten.
Unzureichende Begründung durch die Polizei
Zur Begründung gibt die Polizei an, dass Schneebälle, Dosen und pyrotechnische Gegenstände auf die Südosttangente geworfen wurden. Dafür gibt es jedoch keine von der Polizei unabhängigen Zeugenaussagen. Auf dem Video der Polizei zu diesem Thema sind nur Schneebälle zu erkennen, die von 4 oder 5 Personen geworfen wurden. Dies war auf einer Brücke und bereits vor der Stelle an der die Einkesselung erfolgt ist. Die Rechtshilfe Rapid hat weitere Videos analysiert und dabei auch nur Schneebälle als Wurfgeschosse festgestellt. Laut Rechtshilfe Rapid wurde die Südosttangente danach schnell gesperrt, weshalb die Gefahr zum Zeitpunkt der Einkesselung schon vorbei war. Auch ist es unverständlich, dass der Wurfschutz, der bei dieser Brücke vor dem Umbau des Horrstadions auf dem Zaun befestigt war, jetzt nicht mehr vorhanden ist.
Aber selbst wenn die Anschuldigungen alle stimmen ist die Festsetzung von 1338 Personen inklusive Frauen und Kindern nicht gerechtfertigt, weil die Täter nach Angaben der Polizei alle Männer waren und wahrscheinlich nicht mehr als vier oder fünf Männer beteiligt waren. Wirklich gefährliche Gegenstände haben wohl noch weniger geworfen, laut Polizeiangaben gab es nur zwei Anzeigen und eine Festnahme. In einer früheren Meldung der Polizei heißt es, dass die Täter bereits spätestens um 17:07 ausgeforscht wurden, was die Fortsetzung dieser Maßnahme nach diesem Zeitpunkt noch absurder macht.
Zu beachten ist, dass auch keine Gewalttaten während der Einkesselung bekannt geworden sind. Auch gab es nach dem Beginn der Maßnahme keinen Einsatz von Pyrotechnik mehr. Auch ich habe während ich im Kessel war das Verhalten der Rapid-Fans ausschließlich als friedlich wahrgenommen. Dass nachträglich noch Pyrotechnik gefunden wurde und teilweise auch Böller, die zweifellos gefährlicher sind als Bengalen, ist ebenfalls keine Rechtfertigung für das Vorgehen. Solche Gegenstände werden bei jedem Derby mitgenommen, trotzdem hält die Polizei die Perlustrierung durch Stadionordner üblicherweise für eine ausreichende Maßnahme gegen den Einsatz im Stadion.
Teilweise absurde Rechtfertigungen
Obwohl die aufgegriffenen Pyrotechnikgegenstände im Bereich von dem war, was üblicherweise bei derartigen Spielen aufgegriffen wird, behauptete der Landespolizeipräsident Wien Gerhard Pürstl, dass es Schwerverletzte, vielleicht sogar Tote gegeben hätte, wenn die Gegenstände ins Stadion gekommen wären. Dabei ist mir nur ein Fall von Schwerverletzten durch den Einsatz von Pyrotechnik in österreichischen Stadien bekannt, auch Leichtverletzte sind extrem selten. Auch international sind Schwerverletzte durch den Einsatz von Pyrotechnik in Fußballstadien extrem selten und mir ist weltweit nur ein einziger Todesfall in Südamerika von 2013 bekannt. Mehr konnte ich auch in meiner Internetrecherche nicht finden.
Das extrem langsamer Vorgehen der Polizei wurde vom FPÖ-Nationalratsabgeordneten Werner Herbert, der auch Bundesvorsitzender der freiheitlichen Polizeigewerkschaft ist, wie folgt begründet: „Jedoch hat sich ein großer Teil der Fans geweigert, sich auszuweisen, und versteckte sich lieber hinter Frauen und Kindern.“ Dass Frauen und Kinder teilweise von den Rapid-Fans zu den Kontrollstellen vorgelassen wurden wird also als „Verstecken hinter Frauen und Kindern“ gewertet, was natürlich absurd ist. Es waren immer sehr viele Rapid-Fans bei den Kontrollstellen angestellt, jedenfalls ab dem Zeitpunkt der ersten Durchsagen, obwohl die für die Meisten gar nicht hörbar waren.
Welche Motive hatte die Polizei wirklich?
Daher stellt sich die Frage, welche Motivation die Polizei für diese Identitätsfeststellungen hatte und warum sie so langsam durchgeführt und noch fortgesetzt wurden, nachdem die Täter „ausgeforscht“ waren. Einige Fans und auch manche Medien vermuten, dass das eine Retourkutsche für die „1312“-Choreographie drei Tage davor (am 13.12.) war. „1312“ steht für „ACAB“ („All Cops Are Bastards“). Ich glaube jedoch eher nicht, dass dieser „primitive Rachegedanke“ die Hauptmotivation war. Es gibt auch Hinweise, dass das Vorgehen von Vornherein geplant war. Viel wahrscheinlich ist, dass es das Ziel war, eine Einkesselung seit Langem mal wieder unter „realen Bedingungen“ zu üben und Ausschreitungen mit dem langsamen Vorgehen und den menschenunwürdigen Bedingungen zu provozieren, und so das weitere Vorgehen testen zu können – solche Vorbereitungen können bei künftigen, großen Anti-Regierungsdemos schließlich hilfreich sein. Die Provokation hat allerdings nicht funktioniert, weil sich die Rapid-Fans nicht darauf eingelassen haben. Beachtenswert ist auch, der Einsatz nicht von der Justiz angeordnet war.
Vergleich mit früheren Erfahrungen
Ich selbst bin seit über 20 Jahren im Block West, habe seit der Saison 2001/02 dort ein Abo und gehe ebenfalls seit dieser Saison mehr oder weniger regelmäßig auch auf Auswärtsspiele des SK Rapid Wien national und international. Insgesamt habe ich hunderte Spiele des SK Rapid gesehen, davon zwischen 100 und 200 Auswärtsspiele in Meisterschaft und Cup und mehrere dutzend Auswärtsspiele im Europacup von England über Norwegen und die Ukraine bis nach Bulgarien. Ein direkt vergleichbares Vorgehen der Polizei habe ich jedoch noch nicht erlebt, jedoch durchaus einige andere überzogene Polizeieinsätze vor Allem in Österreich, wo es im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern relativ wenig Hooliganismus gibt. Auch das lässt die Annahme, dass die Polizei oft gezielt provoziert um mal wieder etwas testen oder für ihre eigene Aufstockung und mehr Befugnisse argumentieren zu können, wahrscheinlich erscheinen.
Beispiele dafür wären der Polizeieinsatz beim 280. Wiener Derby am 4. März 2007 (die Polizei stürmte aus nichtigen Gründen den Rapidsektor mit 2000 Zuschauern, der Funke berichtete) oder der Einsatz bei einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg im September 2013, bei dem nach dem Spiel ohne irgendeinen Anlass der Bereich vor dem Gerhard-Hanappi-Stadion gestürmt wurde. Dieser war mit Heurigenbänken ausgestattet um den befreundeten Fans zu ermöglichen, gemeinsam Zeit zu verbringen. Von den Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und deutschen Fans oder Attacken auf die Polizei, über die die WEGA berichtet hat, weiß jedenfalls keine der vielen Personen, die bei diesem Einsatz anwesend waren und mit denen ich gesprochen habe, etwas (abgesehen davon, dass sich natürlich einige gegen die Polizeigewalt gewehrt haben). Das Fehlverhalten der Polizei wurde damals auch von Andy Marek (Chef des „Clubservice“ des SK Rapid Wien, somit zuständig für Mitglieder und Fans) und in der Stellungname der Rechtshilfe Rapid kritisiert.
Medienreaktionen
Zurück zur aktuellen Situation: Auch wenn die meisten Zeitungen sowohl die Meldungen der Polizei als auch die der Rechtshilfe Rapid und des SK Rapid korrekt wiedergeben, ist doch eine leichte Tendenz zugunsten der Polizei zu merken – und das, obwohl die Polizeiberichte eindeutig viel unglaubwürdiger sind wie ich in diesem Artikel darlege. So hat zum Beispiel gerade die als „links“ geltende Zeitung „der Standard“ einen sehr einseitigen Artikel veröffentlicht, indem die Begründung der Polizei bis zu unbedeutenden Details wie „polizeifeindliche Parolen“ wiedergegeben wird, während die Gegenposition des SK Rapid Wien nur am Ende sehr kurz dargestellt wird und die Position der Rechtshilfe Rapid gar nicht vorkommt. Vereinzelt gibt es auch von den Medien die übliche Panikmache, so berichtete beispielsweise die Kronenzeitung in Bezug auf die konfiszierten pyrotechnischen Gegenstände von „Kriegsmaterial“.
Fazit: Fußballfans als Versuchskaninchen?
Alles das zusammen kann ich mir nur dadurch erklären, dass die Polizei die Fans als Versuchskaninchen missbrauchen wollte, um mal wieder Maßnahmen an größeren Menschenmengen unter „realen Bedingungen“ zu testen. Und das nicht zum ersten Mal.
Anders als Amnesty International hofft, zeigt sich, dass die bürgerlichen Menschenrechte nicht viel wert sind, wenn die Interessen der Polizei bzw. des Staates andere sind.
Ein #WienerDerby hat eigene Gesetze. #Menschenrechte gelten immer! Die #Polizei muss verhältnismäßig vorgehen und Würde&Rechte aller achten. Wenn ca. 1300 Menschen bis zu 7h im Winter im Freien festgehalten werden, läuten bei uns die Alarmglocken @skrapid @FKAustriaWien @LPDWien
— Amnesty Austria (@AmnestyAustria) 17. Dezember 2018
Generell entsprechen meine Erfahrungen zu den Ereignissen am 16.12.2018 ziemlich genau den Berichten der Rechtshilfe Rapid. Aber nicht nur meine Erfahrungen sprechen für diesen Bericht, sondern auch, dass die Polizei teilweise absurde Behauptungen aufstellt (siehe oben) und die Rechtshilfe Rapid wegen einem winzigen Fehler bzw. eher einer ungenauen Formulierung bezüglich wann die Tangente gesperrt wurde von der Polizei der Verbreitung von Fake News bezichtigt wird (sie hat mit „Weg nebenan“ den Weg wo wir dann eingekesselt wurden gemeint, wobei „Weg nebenan“ auch die Brücke mit einbeziehen könnte, da diese auch neben der Südosttangente liegt. Außerdem bezog sich auf die Wahrnehmung der Rapid-Fans, daher ist nicht auszuschließen, dass die Tangente erst sehr kurz nach dem die ersten Rapid-Fans diesen Weg betreten haben gesperrt wurde). Indessen hat die Polizei selbst massenhaft Fake News verbreitet.
Update vom 28.1.2019
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) musste sich einer dringlichen Anfrage der SPÖ-Fraktion im Bundesrat stellen. Dabei rechtfertigte er das Vorgehen der Polizei mit den Argumenten, die schon die Polizei, insbesondere Pürstl, verwendet hat (zum Beispiel damit, dass der Einsatz ausgewogen und notwendig für die öffentliche Sicherheit und Ordnung und Aufklärung von Straftaten war, was wie oben erläutert, alles so nicht stimmt, sowie mit der angeblich massiven Verletzungsgefahr durch die gefundenen pyrotechnischen Gegenstände, was ebenso maßlos übertrieben ist). Jedoch fügte er noch zusätzliche Anschuldigungen hinzu, etwa dass Anrainer, Polizisten, Passanten und Geschäfte während dem Marsch beworfen worden seien, verschwieg aber, dass die Wurfgeschosse wohl nur Schneebälle waren. Auch berichtete er über einen Vorfall, bei dem nach der Einkesselung Rapid-Fans in einem Lokal die Zeche geprellt und geplündert haben sollen (hierzu findet sich, außer Kickls Aussage, nichts im Internet), was seine Argumentation noch absurder macht als die der Polizei. Ebenso behauptete er, dass die Eingeschlossenen während des Kessels angeblich ständig informiert wurden, was nicht der Wahrheit entspricht, da die ersten Durchsagen erst nach geraumer Zeit kamen und für die meisten nicht verständlich waren (siehe oben).
Des Weiteren sprach er davon, dass die Ereignisse sich aus polizeilicher Sicht „vollkommen klar“ darstellen, jedoch bei der SPÖ „einiges an Verwirrung herrscht“.
Außerdem bezeichnete Kickl die Eingeschlossenen pauschal als „Ultras“ und die Ultras pauschal als „Randalierer“, was beides falsch ist: nicht jeder Eingeschlossene war ein Ultra und nicht jeder Ultra ist ein Randalierer. Der wahre Anteil der Randalierer dürfte gering sein. Kickl sprach davon, dass Rapid dieser „Unkultur“ „einen Riegel vorschieben“ müsse und warf den Ultras vor, sich als „Opfer und arme Hascherl“ darzustellen.
Des Weiteren sprach er von „Agitation gegen die Polizei von Verantwortlichen und Rechtsberatern“. Vermutlich ist damit die Rechtshilfe Rapid gemeint. Deren Berichte liegen in Wirklichkeit sehr viel näher an der Wahrheit als die von der Polizei und Kickl. Zu vermuten ist, dass Kickl diese Argumentation auch nutzt, um seine Aufrüstung der Polizei (Pferde, Sturmgewehre, etc.) zu rechtfertigen. Die Anschuldigungen gegen die Rechtshilfe Rapid passen zum allgemeinen, repressiven Vorgehen der FPÖ gegen Organisationen, mit denen die FPÖ einen Konflikt hat. Es wird daher auch interessant, wie Kickl und die FPÖ allgemein reagieren, falls die Rechthilfe Rapid wirklich juristisch gegen die Polizei vorgeht.
Als weitere Reaktion hat Pürstl gedroht, keine Fanmärsche mehr zu genehmigen, falls die Vereine nicht selbst Verantwortung übernähmen. Ob es für die Sicherheit wirklich besser ist, wenn die Fans beider Vereine zu unterschiedlichen Zeiten aus allen Himmelsrichtungen kommen, bleibt zu bezweifeln, da dies die Wahrscheinlichkeit von Zusammenstößen natürlich erhöht.
Indessen bestätigten auch prominente Betroffene die Berichterstattung der Geschehnisse durch die Rechtshilfe Rapid. Aus seinen eigenen Erfahrungen bestätigte der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Robert Laimer vollständig die Kernaussagen der Rechtshilfe Rapid und fügte hinzu, er sei „stolz, dass nichts passiert ist“, und dass die Fans „Solidarität zeigten“. Er machte ebenfalls darauf aufmerksam, dass derartige Methoden auch bei regierungskritischen Demos angewandt werden können. Auch der ehemalige Rapid-Spieler Thomas Prager bestätigte die Aussagen der Rechtshilfe Rapid.
Von den Fanszenen anderer Vereine gab es Solidarisierungen, zum Beispiel von der Fanszene des FC Bayern und der schon lange „verfeindeten“ Fanszene von Sturm Graz. Bei den Bayern könnte neben der allgemein üblichen Solidarität zwischen verschiedenen Fanszenen gegen staatliche Repression auch die Tatsache, dass die Polizei in Bayern jetzt wegen dem neuen Polizeiaufgabengesetz (siehe Artikel unserer Schwesternzeitung hierzu) sehr viele neue Möglichkeiten zur Repression hat, eine Rolle gespielt haben.
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