Aktivist_innen bereiten in Athen für den 19. Jänner den größten antifaschistischen Protest seit Jahrzehnten vor. Europaweit werden Proteste in Solidarität vor griechischen Botschaften organisiert, so auch in Wien.
Der Aufstieg der extremen Rechten in Europa ist beängstigend. Nirgendwo mehr als in Griechenland. Die Wirtschaftskrise und fremdenfeindliche Politik der Regierungen bereiten den Boden für neofaschistische Parteien.
Viele Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl ansuchen, haben die griechischen Lager erlebt – manche wurden von Nazis der Goldenen Morgenröte auf der Straße gejagt, und Schicksalsgefährten wurden auf offener Straße von den Faschisten ermordet.
In Österreich betreibt die FPÖ Hetze gegen die “faulen Griechen”. Jene mutigen Flüchtlinge, die in der Votivkirche in einem Hungerstreik für ihre Rechte kämpfen, will die FPÖ “zwangsernähren” und “deportieren”. Am 1. Februar tanzen FPÖ-Chef Strache und Rechtsextreme aus ganz Europa, wie etwa Marine Le Pen (Front National), in der Wiener Hofburg am Akademikerball.
Es ist Zeit zu handeln. Wir stehen Seite an Seite mit den Menschen in Griechenland. In Solidarität mit dem Widerstand gegen die faschistische Bedrohung schließen wir uns dem Aufruf unser griechischen Brüder und Schwestern an.
Hier der Link zur Facebook-Seite: https://www.facebook.com/events/129018097264611/?fref=ts
Wann? 19. Januar um 16:00
Wo? Griechische Botschaft, Schwindgasse 20, 1040 Wien (bei Karlskirche)
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Hier der Aufruf aus Griechenland:
Gegen Faschismus und Rassismus…
Sechs Monate nachdem die „Goldene Morgenröte“ (Chysi Avgi) ins Parlament eingezogen ist, kann keiner mehr sagen: Davon weiß ich nichts. Das Schlangenei ist ausgebrütet. Und das Gift der Schlange bedroht Leben: Und zwar jenes von armen Menschen, die mit der „falschen“ Hautfarbe geboren wurden und das Pech haben, den Weg der Chrysi-Avgi-Sturmtruppen zu kreuzen. Es bedroht die Leben von Einwanderern, Linken, Anarchisten, Gewerkschaftern, Roma, Homosexuellen und allen anderen, die vom Geschmack der Braunhemden abweichen.
Der Aufstieg der Neonazis ist beängstigend. Vor allem in einer Zeit wie der heutigen Wirtschaftskrise. Die Regierungen der letzten drei Jahre, die die Politik des Austeritäts-Memorandums umgesetzt haben, haben auch die Agenda der „Goldenen Morgenröte“ legitimiert. Sie brachten den Rassismus gegen Einwanderer, Operationen um diese von den Straßen zu vertreiben, Konzentrationslager und Mauern gegen Migrantinnen und Migranten, und nicht zuletzt das Orwellsche Projekt „Xenios Zeus“.
Damit sie die geforderten Zahlungen an die Banken einhalten können, spielen sie mit den Leben von 17- und 18-jährigen Kindern. Die Ankündigung der Regierung Samaras, das ohnehin unzulängliche Staatsbürgerschaftsrecht für in Griechenland geborene Einwandererkinder auszusetzen, entspricht der modernen Version der Menschenopfer an den Minotaurus. Nur dass es sich beim Minotaurus diesmal nicht um jenen von Kreta handelt, sondern um die Troika und die EU. Nun müssen wir zuschauen, wie Einwandererkinder, die das Herkunftsland ihrer Vorfahren meist gar nicht kennen, dazu gezwungen werden, nach ihrer Schulzeit ihr Geburtsland zu verlassen.
Gegen das Grauen der „Goldenen Morgenröte“ und die Politik, die sie füttert, beziehen wir Hoffnung und Optimismus von den Widerstandskämpfen: von den antifaschistischen Demonstrationen, von den Menschen, die am 28. Oktober mit einem Anti-Nazi-Armband marschiert sind, von den pakistanischen Einwanderern, die keine Angst hatten, am 24. August am Omonia-Platz gegen die Polizei und faschistische Angriffe zu demonstrieren und aus den Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Arbeit trotz des Nazi-Terrors fortsetzen. Vor allem gibt uns jeder einzelne Akt des Widerstandes gegen das Nazigrauen – ob in einem Bus, im öffentlichen Raum oder im Park – Kraft für die anstehenden Kämpfe.
…der 19. Jänner ist deine Chance: Schrei es heraus!
Der Kampf gegen den Faschismus bewegt sich zwischen zwei Momenten: dem „zu früh“ und dem „zu spät“. Für jene unter uns, die diese Initiative unterstützen, ist es weder zu früh noch zu spät. Die Zeit, um gegen den Faschismus zu kämpfen, ist jetzt. Können wir die vielen zerstreuten Widerstandsakte an einem Tag zu einer massiven Aktion gegen die faschistische Bedrohung sammeln? Wir sagen ja. Deshalb wollen wir die Bewegung für den 19. Jänner aufbauen – um alle Kräfte, die gegen den Faschismus kämpfen wollen, zu vereinen.
Aber der entscheidende Punkt ist, alle antifaschistischen Beweggründe, egal woher und von welchem Teil der Gesellschaft sie kommen, in einer massiven Bewegung zu vereinen, die die Neonazi-Bande der „Goldenen Morgenröte“ zurückdrängt und schließlich dorthin treibt, wo sie hingehört: in die Kloake der Geschichte.
Der logischste Platz für diesen antifaschistischen Weckruf ist kein anderer als der Syntagma-Platz. Der Platz verströmt immer noch die Slogans der großen Streiks der letzten drei Jahre und riecht immer noch nach dem Tränengas der Polizeirepression durch ein Regime, dass schon lang jede demokratische Legitimität verloren hat. Wir haben diesen Platz ausgewählt, um eine massive antifaschistische Versammlung und ein Konzert zu organisieren, das zeigen wird, wer die Mehrheit ist.
Vor allem Menschen aus der Kulturszene, aus Kunst und Wissenschaft müssen sich in dieser Initiative engagieren. Echte Kunst kann nämlich nicht hinter verschlossenen Türen geschaffen werden, während man draußen die Stiefel jener hört, die Bücher verbrannten und dann auf Menschen losgingen. Aufgrund dieses grauenhaften Abschnittes der Geschichte können wir den wahren Sinn von Kunst und Wissenschaft in der heutigen Zeit erkennen.
Wir sind optimistisch und glauben, dass wir siegen werden, wenn wir vereint zurückschlagen – alle gemeinsam. Und die Zeit für diesen Kampf ist jetzt.
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Flashmob und Aufruf unterstützt von: Offensive gegen rechts (OgR), Sozialistische Linkspartei (SLP), Linkswende, Funke