Favoriten gegen Rechts | Sommergäste | Demokratie im Kapitalismus | Alles für das Privateigentum | „Triff die Kommunisten in deiner Nachbarschaft“
Zu jeder Ausgabe erreichen uns Beiträge, Leserbriefe und Berichte zu unserer „Bist du Kommunist?“-Kampagne. Passiert etwas auf deiner Schule, deiner Uni, deinem Arbeitsplatz? Hast du einen Kommentar zu einem unserer Artikel? Dann schick uns eine Nachricht an berichte@derfunke.at!
Favoriten gegen Rechts
Mitte März mobilisierte die FPÖ im Arbeiterbezirk Favoriten zu einer offen rassistischen Kundgebung. Die Veranstaltung wurde auch von den Identitären beworben und deren Slogan der „Remigration“ stand ganz im Mittelpunkt der Kundgebung. Das rechte Publikum bestand aus schleimigen, gutbürgerlichen FPÖ-Funktionären, frustrierten älteren Damen, Lumpenproletariern, unverbesserlichen Neonazis und Fußball-Hooligans.
Bei der Gegenkundgebung sind wir mit ArbeiterInnen verschiedenster Herkunft ins Gespräch gekommen: Bangladesch, Irak, Polen usw. Der 10. Bezirk ist seit jeher ein Schmelztiegel von ArbeiterInnen aus unterschiedlichen Ländern. Wir mögen andere Muttersprache haben, andere Feste feiern – aber wir haben alle dieselben Interessen: leistbares Wohnen, Löhne, von denen man leben kann, gute Kindergärten und Schulen für unsere Kinder und ein gutes Gesundheitssystem. Der Kapitalismus kann uns das nicht garantieren. Der Rassismus soll uns nur gegeneinander ausspielen, damit wir nicht gemeinsam für unsere Interessen kämpfen.
Unser Internationalismus ist das beste Werkzeug zum Aufbau einer starken Ortsgruppe der Revolutionären Kommunisten in Favoriten.
Gernot, Wien
Sommergäste
Im Theaterstück „Sommergäste“ von Maxim Gorki aus dem Jahr 1904, das zur Zeit im Theater der Josefstadt aufgeführt wird, treffen sich Vertreter der russischen Mittel- und Oberschicht zur Sommerfrische und machen vor allem eins – reden. Es herrscht angespannte Stimmung, Köpfe krachen aneinander und eine zunehmende Unzufriedenheit macht sich breit, doch scheint es keinerlei Ausweg zu geben, denn der Horizont der Sommergäste reicht nicht über die eigene Nabelbeschau und Hirnwichserei hinaus. Davon, dass in Russland im Vorjahr der Revolution Krieg und Proteste herrscht, bekommt man in dem Stück rein gar nichts mit. Dem Autor ging es mehr darum die Einfältigkeit der kleinbürgerlichen Charaktere pointiert darzustellen, was ihm sichtlich gelang: Damals führte das Stück zu einem Skandal, Zuschauer verließen das Theater – sie fanden sich wahrscheinlich zu sehr auf der Bühne wieder. Von dieser „Gefahr“ ist die Neuadaption in Wien leider weit entfernt, hier muss sich niemand angegriffen fühlen, obwohl die Welt doch auch heute brennt und sich viele damit begnügen sich in ihrer Kunst verwirklichen zu wollen oder lieber über Plastikstrohhalme debattieren, anstatt sich zu organisieren und sich zu wehren. Aber vermutlich liegt genau darin die Krux begraben – um zu einem ähnlichen Skandal zu führen, hätten sich die Theaterschaffenden wohl selbst ans Bein pinkeln müssen.
Miriam, Wien
Demokratie im Kapitalismus
Am 6. März intervenierten zwei Genossen und ich vor der U3 Station Ottakring, verkauften Zeitungen und teilten Flyer aus für die Demonstration am 8. März. Ein Flyer ist mir weggeflogen und vor den Füßen eines Obdachlosen gelandet, der den Flyer aufhob, um ihn mir zurückzugeben. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir von seinen positiven Erfahrungen der ersten 30 Jahre seines Lebens in der Tschechoslowakei, bevor dort der Kapitalismus wieder eingeführt wurde. Ich fragte ihn, wie er die limitierte Meinungsfreiheit im Stalinismus empfand, woraufhin er antwortete, dass er zumindest seinen Erinnerungen nach ohne Konsequenzen seine Meinung teilen konnte. Heute sei er jedoch, trotz 40-jähriger Arbeitskarriere (davon 30 Jahre im Kapitalismus), arbeits- und obdachlos und niemand würde seine Meinung hören wollen, eine Situation, in der er damals nicht gewesen wäre. Er wetterte gegen den Nationalismus und dass die rassistische Spaltung sinnlos sei, denn die Arbeiterklasse hat nur einen Feind, nämlich die Bürgerlichen. Diese Begegnung ist ein weiteres Beispiel für die Apathie der bürgerlichen „Demokratie“ gegenüber jenen, die unter dem System am meisten leiden – ein Schicksal, das jeden Arbeiter treffen kann.
Freddy, Wien
Alles für das Privateigentum
Wir diskutierten auf meiner Ortsgruppe die Rolle des Staates. Ich erinnerte mich, dass ich es als junger Marxist nicht intuitiv fand, den Staat als Instrument zur Klassenunterdrückung und zum Schutz des Privateigentums zu verstehen. Die folgenden Erfahrungen haben mein Verständnis aber nachhaltig geprägt:
In meiner Jugend in Vorarlberg verübte der „Postkartenräuber“ eine Reihe von Banküberfällen. Wenn eine Bank in der Nähe meines Heimatortes überfallen wurde, sah ich an Kreuzungen Polizisten mit Maschinenpistolen, die in alle Autos blickten. Ein für mich völlig neues und schockierendes Bild.
2011 luden Eigentümer eines Wohnhauses in Wien Punks ein, gratis dort zu leben, um die Mieter zu vergraulen. Die Punks solidarisierten sich aber mit den Bewohnern und besetzten das Haus unter dem Namen “Pizzeria Anarchia”. 2014 waren 1.700 Polizisten im Einsatz, um das Haus zu räumen und die 19 Besetzer festzunehmen.
Solche Szenen habe ich nie nach Morden und Vergewaltigungen gesehen – nur wenn es darum ging, das Privateigentum zu schützen.
Christian, Wien
„Triff die Kommunisten in deiner Nachbarschaft“
Donnerstag Nacht haben wir in drei Orten ca. 35 selbstgemachte Plakate aufgehängt, auf denen wir für vier Infotische werben, die in diesen Orten stattfinden. Schon durch die Plakatieraktion meldete sich ein Interessent über den QR-Code. Der kleinste Ort, in dem derzeit 3 Genossen leben, ist Kennelbach mit nicht mal 2000 Einwohnern. Dort fand an einem Vormittag der erste Infotisch statt. Von etwa 50 Passanten haben 10 eine Zeitung gekauft und mit zwei tauschten wir Telefonnummern. Wir sind offen mit „Kommunistische Zeitung“ an alle Passanten herangetreten, kaum jemand war abweisend. Im Gegenteil konnten wir viele gute Gespräche führen, viele andere Leute beteuerten, gut zu finden, was wir machen. Eine weitere Zeitung und ein Palästina-Statement wurden an Vorbeifahrende verkauft, die extra angehalten haben. Einer von ihnen hat 20€ für die Broschüre gezahlt, in Solidarität mit Sonja und Alex. Unser Erfolg zeigt, daß es Bedarf an revolutionären, kommunistischen Ideen in der Arbeiterklasse gibt.
Kurt, Vorarlberg
(Funke Nr. 222/27.03.2024)