Eine Kritik an der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, den Kapitalistischen Fanatikern des freien Marktes.
In der stürmischen Periode des frühen 20. Jahrhunderts wurde der Kapitalismus durch revolutionäre Erschütterungen ins Wanken gebracht. In der europäischen Arbeiterbewegung gewannen die Ideen des Marxismus damals großen Einfluss. In Reaktion darauf versuchte eine Gruppe von Intellektuellen aus Wien die theoretischen Grundlagen des Marxismus zu widerlegen. Auf der einen Seite zielten sie darauf ab, die Marx’sche Arbeitswerttheorie, die den Schlüssel zum Theoriegebäude des Wissenschaftlichen Sozialismus bildet, zu widerlegen. Andererseits versuchten sie zu „beweisen“, dass eine sozialistische Wirtschaftsplanung aus Prinzip nicht funktionieren könne. In dem vorliegenden Artikel beantwortet Adam Booth ihre Argumente und zeigt, wie das Unterfangen der Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, den Marxismus zu widerlegen, in beiden Fragen auf dem Gebiet der Ökonomie eine Abkehr von einer wissenschaftlichen, materialistischen Herangehensweise hin zu einer subjektiv-idealistischen Methode bedeutete.
Während dieser Artikel verfasst wird, befindet sich die Weltwirtschaft in einem Zustand von Chaos und Krise – das Ergebnis eines explosiven Cocktails aus Nachfrageschwankungen, jahrelangen chronischen Unterinvestitionen und pandemiebedingten Engpässen sowohl in der Produktion wie auch in der Distributionssphäre.
Einige Experten prognostizieren, dass es Jahre dauern wird, bis Auftragsrückstände abgebaut sind, der Arbeitskräftemangel ausgeglichen werden kann und sich die Preise wieder stabilisieren. In der Zwischenzeit müssen wir mit Lieferengpässen bei Produkten des täglichen Bedarfs, wie Nahrungsmittel und Treibstoff, abfinden, während das Haushaltseinkommen durch die schnell wachsende Inflation real schrumpft.
Wahnsinnige Widersprüche sind überall offensichtlich. In Großbritannien sollen beispielsweise 100.000 Schweine geschlachtet und als Abfall entsorgt werden, weil es an ausgebildeten Metzgern mangelt. Mit anderen Worten: die eiskalte Profitlogik führt zum sinnlosen Tod einer riesigen Menge an Tieren, während die Supermarktregale leer bleiben.
Ein ähnlich absurdes Beispiel lässt sich auf dem britischen Immobilienmarkt beobachten: Hunderttausende Häuser stehen als Spekulationsobjekte leer, während eine vergleichbare Anzahl von Menschen ihr Dasein ohne Dach über dem Kopf fristen muss, und die Wartelisten für Gemeindewohnungen extrem lang sind und eine schlimme Wohnungsnot herrscht.
Derweilen wird die Menschheit auf globaler Ebene von einer Klimakatastrophe existenziell bedroht. Mittlerweile sollte allen bewusst sein, dass der Kapitalismus unseren Planeten, wie wir ihn kennen, zerstört. Aber die Politiker im Dienste des Großkapitals haben keine Lösung für diese bevorstehende Katastrophe.
All diese Entwicklungen zeugen von der sogenannten „Effizienz“ und „Dynamik“ des freien Marktes; den Vorzügen des Wettbewerbs. Sie werfen ein Licht auf das Scheitern des Kapitalismus – ein System, in dem die Produktion der Profitlogik gehorcht und nicht den Bedürfnissen der Menschen. Und anhand dieser Phänomene wird offensichtlich, weshalb wir eine echte sozialistische Alternative brauchen, die auf einer geplanten Wirtschaft, öffentlichem Eigentum und Arbeiterkontrolle beruht.
Selbst die glühendsten Verfechter des freien Marktes verhielten sich angesichts dieser chaotischen und wahnsinnigen Entwicklungen in letzter Zeit lieber bedeckt.
Nichtsdestotrotz verteidigen sie weiterhin den Grundsatz der Effizienz des Marktes, wie er nach wie vor an den Wirtschaftsfakultäten und in den Lehrbüchern gelehrt wird. So werden der Studentenschaft diese Ideen in Form der „Markteffizienzhypothese“ eingebläut.
Wenn man nach den Universitätslehrbüchern geht, die sich auf diese „Theorien“ stützen, ist die Wirtschaft kaum mehr als eine Reihe von Graphen, Gleichungen und mathematischen Modellen – ein idealisiertes System, in dem alles in perfektem Gleichgewicht und in Harmonie wäre, wenn es nur keine lästigen Gewerkschafter gäbe, die höhere Löhne fordern; und die Zentralbanken nicht zu viel Geld drucken und somit Spekulationsblasen anheizen würden; und wenn die Politik nicht heimtückische Barrieren für den Freihandel errichten würden.
In Wirklichkeit sind diese Ideen so alt wie der Kapitalismus selbst. Sie können auf „Say’s Law“ zurückgeführt werden, das Jean-Baptiste Say (einem klassischen Ökonomen im Frankreich des späten 18./frühen 19. Jahrhunderts) zugeschrieben wird. Say behauptete, dass das Angebot seine eigene Nachfrage schafft; ergo, dass jeder Verkäufer einen Käufer auf den Markt bringt.
Die Schlussfolgerung aus diesem vermeintlichen „Gesetz“ lautet, dass der Markt nicht eingeschränkt werden sollte, um ein Gleichgewicht in der Wirtschaft herzustellen. Die sozialen Folgen und menschlichen Kosten werden dabei ausgeblendet – auf „lange Sicht“ wäre alles in Ordnung, wenn nur die „unsichtbare Hand“ des Marktes ihre Magie entfalten dürfte.
Dies ist die Grundprämisse des Laissez-faire-Liberalismus, an die sich Libertäre seit Jahrzehnten klammern.
Die klassische Nationalökonomie
Sofern sie sich ihres eigenen theoretischen Erbes überhaupt bewusst sind, so beziehen sich die heutigen Libertären in erster Linie auf die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“ (oder auch „Wiener Schule“), deren berüchtigtste Vertreter Friedrich Hayek und sein Mentor Ludwig von Mises waren.
Diese offen reaktionären Ökonomen sahen sich ihrerseits wieder als die wahren Erben der liberalen „Klassischen Nationalökonomie“, als deren wichtigste Köpfe Adam Smith und David Ricardo gelten.
Die „Klassische Nationalökonomie“ entstand als ein Zweig der „Politischen Ökonomie“ – den Wirtschaftswissenschaften, die im Zuge des Aufstiegs des Kapitalismus erstmals als spezifischer Forschungsbereich entstanden. Diese Schule brachte Denker hervor, die die Funktionsweise der Wirtschaft mit wissenschaftlichen Methoden zu verstehen versuchten und die den Kapitalismus als ein System mit seinen eigenen Gesetzen und Dynamiken untersuchten.
Und während sich diese Ökonomen bei der Erforschung dieser Gesetze auf einer sehr hohen Abstraktionsebene bewegten, so machten sie dennoch nicht den Fehler, mit rein idealistischen mathematischen Modellen ohne Realitätsbezug zu operieren, wie es für die Wirtschaftswissenschaften auf den heutigen Universitäten so charakteristisch ist.
Die klassischen Nationalökonomen verstanden sich als Teil der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, einer intellektuellen Bewegung, die sich auf eine materialistische Philosophie stützte. Basierend auf den Prinzipien der „Vernunft“ und der „Rationalität“ suchte man Erklärungen für die Phänomene der Natur und der Gesellschaft.
Ihren Höhepunkt erlangte die Klassische Nationalökonomie mit den beiden britischen Ökonomen Smith und Ricardo, welche zentrale Fragen in Bezug auf die Funktionsweise des kapitalistischen Systems untersuchten. Dazu zählten Kategorien wie der Wert, der Handel, Löhne, die Grundrente und die Arbeitsteilung.
Ihr Liberalismus spiegelte die Interessen der britischen Bourgeoisie der damaligen Epoche wider und lieferte eine theoretische Rechtfertigung für deren Freihandelspolitik, mit der man versuchte, einen Weltmarkt zu schaffen und diesen dauerhaft zu dominieren.
Als Karl Marx daran ging, die Funktionsweise des Kapitalismus wissenschaftlich zu verstehen, knüpfte er dort an, wo Ricardo aufgehört hatte. In diesem Sinne bezeichneten Marx und Engels ihr Ideengebäude auch als „Wissenschaftlichen Sozialismus“ – sie stützten sich auf eine materialistische Auffassung der Geschichte und der Ökonomie, und nicht auf utopische Entwürfe einer künftigen Gesellschaftsordnung.
Anders als Ricardo aber stellte sich Marx mit seinen ökonomischen Schriften nicht in den Dienst der Bourgeoisie, sondern sah seine Aufgabe darin, die Arbeiterklasse und die organisierte Arbeiterbewegung mit einer neuen Theorie auszustatten und für den Klassenkampf zu rüsten.
Als seinen Ausgangspunkt nahm er die Annahmen von Ricardo und den klügsten klassischen Ökonomen. Er ging jedoch darüber hinaus und zeigte im Kapital – und vielen anderen Arbeiten zu den Fragen der Politischen Ökonomie – dass der Kapitalismus ein von Widersprüchen durchzogenes, inhärent krisenanfälliges System ist.
Mithilfe dieser Methode entwickelte Marx die Theorien der klassischen Ökonomen weiter und legte deren logische Schlussfolgerungen offen. Dabei zielte er darauf ab, „der Bourgeoisie theoretisch einen Schlag zu geben, von dem sie sich nie erholen wird“[1].
Marx stützte sich dabei auf eine konsequent materialistische und wissenschaftliche Herangehensweise. Er zeigte anhand der Gesetze, die die klassischen Ökonomen zu erforschen begannen, wie der Kapitalismus den Keim seiner eigenen Zerstörung in sich trägt.
Bürgerliche Ökonomen, die an Ricardo anknüpften, waren daher gezwungen, zurückzurudern. Sie lehnten die wissenschaftliche Methode der klassischen Nationalökonomie ab, zogen sich auf idealistische Positionen zurück und mystifizierten den Kapitalismus.
Aus diesem Grund bedachte Marx diese Herren mit der Bezeichnung „Vulgärökonomen“. Diese reaktionären Denker gaben den Versuch auf, die Funktionsweise des kapitalistischen Systems zu verstehen und zu erklären, und wurden reine Apologeten der herrschenden Ordnung.
Wiener Offensive
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die organisierte Arbeiterbewegung auf dem Vormarsch. Gewerkschaften und sozialdemokratische Arbeiterparteien waren mittlerweile zu Massenorganisationen angewachsen. 1889 war die Zweite Internationale gegründet worden, um die Bestrebungen der sozialistischen Bewegung international zu koordinieren. Zumindest auf dem Papier hatten sich diese Organisationen den Ideen des Marxismus, des wissenschaftlichen Sozialismus und der Perspektive einer sozialen Revolution verschrieben.
Die herrschende Klasse konnte die wachsende Bedrohung durch die immer stärker werdende Arbeiterbewegung regelrecht spüren. Angesichts der Popularität marxistischer Ideen bereiteten die Bürgerlichen eine ideologische Gegenoffensive vor. Der zentrale Stützpunkt ihrer Angriffe auf den Marxismus war Österreich, insbesondere die Universität Wien.
Wien war die Hauptstadt der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie, und im Wien des sogenannten fin de siècle (frz. Für Ende des Jahrhunderts) nahmen eine Reihe von intellektuelle, kulturelle und akademische Strömungen Form an. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die sich regelmäßig in den Kaffeehäusern der Stadt trafen und Zeit miteinander verbrachten, zählten der Philosoph Ludwig Wittgenstein, der Maler Gustav Klimt und der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud.
Die Universität Wien wurde in dieser Zeit eine Brutstätte für allerlei reaktionäre Ideen. Auf dem Gebiet der Philosophie dominierte der subjektive Idealismus eines Ernst Mach, der auch von russischen Intellektuellen und Teilen der russischen Sozialdemokratie mit großem Interesse aufgegriffen wurde. Lenin sah sich deshalb gezwungen, eine scharfe Kritik an den Ideen von Mach und seinen Gefolgsleuten zu schreiben, die unter dem Titel Materialismus und Empiriokritizismus in Buchform erschien und sowohl eine äußerst lesenswerte Polemik gegen die Standpunkte des Subjektivismus als auch eine ausführliche Verteidigung des philosophischen Materialismus darstellt.
Machs Ideen hatten großen Einfluss auf die spätere Entwicklung eines weiteren philosophischen Trend, dem logischen Positivismus des Wiener Kreises. Diese wissenschaftstheoretische Strömung hatte eine starke Wirkung auf den österreichischen Philosophen Karl Popper, der sich in der Folge explizit gegen den Marxismus und die materialistische Geschichtsauffassung wandte.
Die Arbeitswerttheorie
Auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften spielten vor allem die Ökonomen Eugen von Böhm-Bawerk, Friedrich von Wieser und ihr Lehrer Carl Menger eine bedeutende Rolle. Sie alle waren ebenfalls von der Philosophie des subjektiven Idealismus, der damals an der Universität Wien und deren Umfeld vorherrschte, stark beeinflusst.
Den ersten Angriff auf den Marxismus lancierten diese Ökonomen, indem sie die Arbeitswerttheorie unter Beschuss nahmen. Die Arbeitswerttheorie ist die Grundlage der marxistischen Ökonomie. Sie liefert eine Erklärung für das Wertgesetz, das dem Austausch von Waren (Güter und Dienstleistungen, die für den Markt produziert werden) und somit den Dynamiken des Kapitalismus zugrunde liegt.
In Abgrenzung zur Arbeitswerttheorie entwickelten die Vertreter der Österreichischen Schule ihre eigene Theorie: die Grenznutzentheorie.
Die Grenznutzentheorie basiert auf individuellen Konsumpräferenzen und nicht auf objektiven sozialen Faktoren. Das macht die Grenznutzentheorie zu einer völlig unwissenschaftlichen, subjektivistischen „Theorie“, die mehr oder weniger zeitgleich von verschiedenen Vulgärökonomen, darunter der Brite William Stanley Jevons, der Franzose Leon Walras und eben der Österreicher Carl Menger, entwickelt wurde.
Die Grenznutzentheorie steht im völligen Widerspruch zur Arbeitswerttheorie, die eine materialistische Theorie darstellt, die bis zu Aristoteles zurückverfolgt werden kann. Im Grunde besagt sie, dass Dinge dadurch einen Wert bekommen, indem Arbeit – und Arbeitszeit – bei der Herstellung von Gütern aufgewendet wird.
Dieses Konzept wurde von den klassischen Ökonomen wie Smith und Ricardo aufgegriffen, weiterentwickelt und zu einem Eckpfeiler ihrer Wirtschaftstheorie gemacht. Marx stützte sich in der Folge ebenfalls auf die Arbeitswerttheorie und verknüpfte sie mit seiner dialektischen Methode, die den klassischen Ökonomen fehlte.
Smith und Ricardo bemühten sich zwar um „Rationalität“ und eine wissenschaftliche Herangehensweise, waren aber zu sehr vom Individualismus des bürgerlichen Liberalismus der Aufklärung geprägt. Ihr Verdienst war es, den Kapitalismus als Gesellschaftssystem analysiert und sich auf die Suche nach seinen Bewegungsgesetzen gemacht zu haben. Doch aus der Sicht der klassischen Wirtschaftswissenschaftler war das ökonomische System ein einfaches, mechanisches. Es war nicht viel mehr als die Addition von Individuen, die arbeiteten und direkt miteinander wirtschaftliche Austauschbeziehungen pflegten; voneinander isolierte Menschen auf einer einsamen Insel, die die Arbeitszeit verschiedener produktiver Tätigkeiten in ihrem Kopf miteinander verglichen.
In diesem „Robinson Crusoe“-Modell gibt es nur ein einziges wirtschaftlich handelndes Individuum, das sowohl der einzige Produzent wie auch der einzige Konsument ist. Wenn es um die Untersuchung der Tauschgesetze geht, wird das kapitalistische System als eine vergrößerte Version einer einfachen Tauschökonomie gesehen. So könnte zum Beispiel der gestrandete Bewohner unserer imaginären Insel vier Stunden mit dem Fällen von Bäumen zubringen, um ein Holzfloß herstellen zu können. Vier weitere Stunden könnte er mit dem Sammeln von 100 Kokosnüssen verbringen. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass ein Floß so viel wert ist wie 100 Kokosnüsse.
Klarerweise ist dieses abstrakte hypothetische Szenario Lichtjahre von der Realität einer kapitalistischen Ökonomie entfernt. Wir leben in einer Ökonomie, die nicht aus isolierten Einzelpersonen, sondern aus Klassen besteht: aus ArbeiterInnen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Lohn bestreiten, den sie für den Verkauf ihrer Arbeitskraft erhalten; und aus KapitalistInnen, die diese ArbeiterInnen beschäftigen und ausbeuten, um Profite zu erwirtschaften.
Handel und Tauschbeziehungen erfolgen in der Regel nicht direkt zwischen individuellen Produzenten in Form von einfachem Tausch, sondern werden zwischen Unternehmen und KonsumentInnen abgewickelt; sprich in Form unpersönlicher Geld- und Marktbeziehungen. Dieser Tage passiert dies in zunehmendem Ausmaß über Internetplattformen, die von riesigen Monopolen wie Amazon betrieben werden.
Marx und der Wert
Aus diesem Grund griff Marx diese Grundannahme der Arbeitswerttheorie, dass Arbeit die Quelle jeder neuen Wertsteigerung ist, auf und entwickelte sie weiter.
Er erklärte, dass nicht die individuelle Arbeitszeit, sondern die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit in Bezug auf Waren wertbildend ist: die durchschnittlich erforderliche Zeit zur Herstellung einer für den Markt produzierten Ware unter gegebenen technologischen und historischen Bedingungen.
Diese Einsicht wiederum bildete die Grundlage für die Marx’sche Theorie der Ausbeutung, die das Mysterium vom Ursprung des Profits löste – ein Geheimnis, das die klassischen Ökonomen nicht zu entschlüsseln fähig waren.
Kurz gesagt, Marx gelang es zu zeigen, dass die KapitalistInnen Profite machen, indem sie sich den Mehrwert aneignen, der nichts anderes als die unbezahlte Arbeit der Arbeiterklasse ist.
Was die KapitalistInnen von den ArbeiterInnen kaufen, so Marx, ist nicht deren Arbeit, sondern deren Arbeitskraft – deren Fähigkeit für eine bestimmte Zeitspanne (eine Stunde, einen Tag, einen Monat usw.) zu arbeiten. Im Gegenzug dazu bekommen die ArbeiterInnen einen Lohn bezahlt.
Im Zuge eines Arbeitstages produzieren die ArbeiterInnen aber mehr Wert, als sie in Form von Löhnen ausbezahlt bekommen. Das bedeutet, dass es im Durchschnitt nur einen Teil des Arbeitstages braucht, um die Waren herzustellen, die zum Erhalt und zur Reproduktion der Arbeitskraft der Arbeiterklasse notwendig sind.
Den restlichen Arbeitstag, der über die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Reproduktion der Arbeiterklasse hinausgeht, macht die Surplusarbeitszeit (Mehrarbeitszeit) aus. Dadurch entsteht der Mehrwert, den der Kapitalist im Grunde unentgeltlich erhält.
Das Wertgesetz liegt somit allen anderen Dynamiken des Kapitalismus zugrunde: dem Drang der UnternehmerInnen, die Arbeit zu intensivieren und einen größeren Mehrwert aus der Arbeiterklasse herauszupressen; dem Druck mittels Investitionen in neue Technologien die Produktivität zu steigern, um so die Konkurrenz aus dem Markt drängen zu können und dadurch Extraprofit zu generieren; und die dem Kapitalismus inhärente Tendenz zu Akkumulation, Expansion und Wachstum.
Und was noch wichtiger ist: Dieses Wertgesetz erklärt auch, warum der Kapitalismus in periodischen Abständen Krisen durchmacht – Überproduktionskrisen, die sich aus der Natur des Profits ergeben: Die Tatsache, dass die Arbeiterklasse nur einen gewissen Anteil des Werts, den sie erschafft, auch selbst bekommt, und somit unmöglich all die Waren, die sie produziert, auch zurückkaufen kann. Oder um es anders zu formulieren: Im Kapitalismus wachsen die Produktivkräfte stets über die Grenzen des Marktes hinaus.
Preis versus Wert
Die Österreichische Schule erkannte die große Bedeutung der Arbeitswerttheorie für den Marxismus. Ihre Vertreter konzentrierten ihre Angriffe daher auch explizit auf das, was sie als schwächsten Punkt im Theoriegebäude des Wissenschaftlichen Sozialismus verstanden.
Wenn es ihnen gelingen würde, die Grundfeste der marxistischen Theorie zu erschüttern, dann würde der Rest wie ein Kartenhaus zusammenstürzen – und damit die gesamte sozialistische Arbeiterbewegung.
Carl Mengers Schüler Eugen von Böhm-Bawerk wurde zum bedeutendsten Exponenten der österreichischen Neoklassiker in deren Kampf gegen den Marxismus. „Er erkannte die drohende Gefahr des marxistischen Sozialismus, die sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur war“, schreibt Janek Wasserman, Autor einer Kollektivbiographie der Österreichischen Schule mit dem Titel The Marginal Revolutionaries, „und versuchte, ihn mit Hilfe der Grenznutzentheorie zu untergraben“[2].
Böhm-Bawerk verfasste mehrere Texte, in denen er die Arbeitswerttheorie und den Marxismus einer Kritik unterzog. Die meisten davon basierten auf einem (wahrscheinlich nicht zufälligen) Missverständnis bzw. Verwirrspiel rund um die Frage des Unterschieds zwischen Arbeit und Arbeitskraft, aber was noch viel wichtiger ist, den Unterschied zwischen Wert und Preis.
Marx selbst unterschied sehr deutlich zwischen diesen beiden Kategorien. Er leugnete nämlich nicht den Einfluss der Marktkräfte – Angebot und Nachfrage – bei der Bestimmung der Preise. Doch die Preise oszillieren, so Marx, rund um den tatsächlichen Wert, wie ein Störgeräusch oder ein Rauschen ein dahinterliegendes Signal überlagert.
Hinter der scheinbaren Zufälligkeit und dem Chaos bei der Preisgestaltung liegt laut Marx eine gewisse Ordnung, etwas Gesetzmäßiges und Objektives. Trotz aller Fluktuationen und „Zufälle“ existiert also in dem ganzen Prozess eine „Notwendigkeit“: das Wertgesetz.
„[I]n den zufälligen und stets schwankenden Austauschverhältnissen ihrer Produkte [setzten sich] die zu deren Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als regelndes Naturgesetz gewaltsam durch“, erklärt Marx im Kapital, „wie etwa das Gesetz der Schwere, wenn einem das Haus über dem Kopf zusammenpurzelt. Die Bestimmung der Wertgröße durch die Arbeitszeit ist daher ein unter den erscheinenden Bewegungen der relativen Warenwerte verstecktes Geheimnis. Seine Entdeckung hebt den Schein der bloß zufälligen Bestimmung der Wertgrößen den Arbeitsprodukte auf, aber keineswegs ihre sachliche Form.“[3]
Um die von Marx bemühte Analogie mit dem Gravitationsgesetz fortzusetzen: Was wir hinsichtlich der Planetenbewegung sehen, ist nur die Erscheinungsform des Phänomens. Dieser Bewegung liegen jedoch unsichtbare, nicht sofort fassbare – aber dennoch objektive und materielle – Gesetze zugrunde; Gesetze, die erforscht und verstanden werden können.
Solche Gesetze existieren nicht getrennt von der Natur oder der Gesellschaft; sie sind nicht in den Sternenhimmel einprogrammiert oder in die Strukturen des menschlichen Bewusstseins und Verhaltens eingewoben. Vielmehr handelt es sich um die dialektischen, verallgemeinerten Dynamiken der Bewegung, die aus den komplexen Wechselbeziehungen innerhalb der jeweiligen Systeme erwachsen.
Das Wertgesetz existiert nicht unabhängig von Zeit und konkreten gesellschaftlichen Bedingungen, sondern ist ein Gesetz, dass sich erst an dem geschichtlichen Punkt durchsetzt, wo sich die Warenproduktion und der Austausch von Waren verallgemeinert und zur universellen und dominanten Produktions- und Austauschform wird, so dass die Produktion jeglichen individuellen oder partikularen Charakter verliert und die Akteure auf den Märkten nicht direkt, sondern vermittelt durch einen objektiven Preis einander begegnen.
Der Austausch von Waren wird unter diesen Bedingungen im Schnitt durch ihren Wert bestimmt – das bedeutet durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zur Herstellung einer Ware benötigt wurde. Das umfasst einerseits die „tote Arbeit“, die in der Form von Rohstoffen, Werkzeugen, Maschinen usw., die im Zuge der Produktion verbraucht werden, enthalten ist und weitergegeben wird, und andererseits die „lebendige Arbeit“, die die einzelnen Arbeiterinnen und Arbeiter hinzufügen und die allein neuen Wert zu schaffen vermag.
Das Spiel von Angebot und Nachfrage drückt die Preise mal über mal unter den Wert der Ware. Wenn die Nachfrage für eine bestimmte Ware zum Beispiel das vorhandene Angebot übersteigt, dann wird der Preis über den Wert steigen, und andersrum, wenn das Angebot größer ist als die Nachfrage.
In der Realität kommt das die ganze Zeit vor, wobei Faktoren wie die Existenz von Monopolen zu „Verzerrungen“ führen, die verhindern, dass Angebot und Nachfrage in ein perfektes Gleichgewicht kommen. Preise tendieren daher zu schwanken.
Doch diese Schwankungen werden in der Regel um eine Art Durchschnittswert auftreten. Gewisse Waren werden tendenziell immer in einem größeren Verhältnis zu anderen gehandelt werden. Sofern ein Auto nicht ein Totalschaden bzw. eine Füllfeder nicht überaus extravagant gestaltet ist, wird ein Auto immer einen um ein Vielfaches höheren Preis erzielen als eine Füllfeder.
Wenn angenommen werden kann, dass sich das Angebot und die Nachfrage in einem Gleichgewicht befinden, dann wird laut Marx die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit der bestimmende Faktor sein, warum gewisse Waren mehr wert sind als andere.
Im Gegensatz dazu schaut sich die Grenznutzentheorie nur die Preise an; also nur die oberflächliche Erscheinung und nicht die zugrundeliegenden Bewegungsgesetze. Wie der Zyniker bei Oscar Wilde kennt der Grenznutzentheoretiker „von allem den Preis und von nichts den Wert“.
Grenznutzenschule und Subjektivismus
Aus der Ablehnung der Arbeitswerttheorie heraus begannen die Anhänger der Grenznutzentheorie bewusst auch mit dem Erbe der klassischen Schule, die sich in ihrer Analyse des Kapitalismus noch auf die Produktionssphäre konzentriert hatte, zu brechen. Die Grenznutzenschule setzt nämlich beim Konsumenten an, um den Wert von Waren zu bestimmen.
„Die Marginalisten stellten die klassische Wirtschaftslehre auf den Kopf“, merkt Wasserman in The Marginal Revolutionaries an. „Anstatt sich auf die Produktionssphäre der Wirtschaft zu konzentrieren, wandten sie sich dem Konsum zu. Es ist die Befriedigung der Bedürfnisse der Verbraucher, die für den Wert ausschlaggebend sei und nicht die Arbeit, die für die Produktion erforderlich ist.“[4]
Wenn es nach den Proponenten der Grenznutzenschule geht, dann ist der Wert einer Ware etwas rein Subjektives, der aus dem „Nutzen“ einer Ware fließt: die Nützlichkeit der jeweils letzten Einheit („Grenzeinheit“) einer Ware für den Konsumenten im Vergleich zu der anderer Waren.
„Wert ist … die Bedeutung, welche einzelne Güter oder Gütermengen für uns erlangen, denn wir sind uns bewusst, dass wir zur Befriedigung unserer Bedürfnisse auf deren Verfügbarkeit angewiesen sind“[5], behauptete Menger laut der Broschüre The Austrian School of Economics: A History of Its Ideas, Ambassadors and Institutions, die das Ludwig von Mises Institute herausgegeben hat.
Ironischerweise hat das Ludwig von Mises Institute diese Broschüre im Internet freizugänglich gemacht – ein stillschweigendes Eingeständnis, dass solche Ideen für die Gesellschaft keinen „Nutzen“ haben.
Wiesers lieferte eine ähnlich lautende, prägnante Definition von Grenznutzen: „Kurz gefasst, der Wert der Gütereinheit wird durch die geringste unter den wirtschaftlich zulässigen Nutzleistungen der Einheit bestimmt.“[6]
Marx war sich natürlich ebenfalls bewusst, dass Waren einen Nutzen haben müssen. Er nannte das den „Gebrauchswert“ einer Ware. Wenn niemand etwas mit einer hergestellten Ware anfangen kann, dann wird sie unverkäuflich sein. Somit hätte diese Ware aber auch keinen „Tauschwert“, keinen Preis. Sie wäre somit völlig wertlos.
Das ist die Antwort auf die triviale Kritik des sogenannten „Schlammkuchen Problem“, mit dem Gegner der marxistischen Ökonomie versuchen, sich über die Annahme, dass Arbeit die Quelle von Wert ist, lustig zu machen. Diese Kritiker stellen die Frage so: „Wenn ich Stunden damit verbringe, einen Schlammkuchen zu machen, dann sollte dieser doch sicherlich extrem wertvoll sein?“
Doch eine derartige Aussage ist aus zweierlei Hinsicht offenkundig falsch, wie Marx schon im Vorhinein ausreichend dargelegt hat. Erstens müssen alle Waren einen Gebrauchswert haben, sie müssen in irgendeiner Art und Weise nützlich sein, um überhaupt getauscht werden zu können und somit einen Tauschwert zu erhalten. Und zweitens gilt für den Fall, dass ein Schlammkuchen für irgendjemand von Nutzen wäre, dass dann nicht die persönliche oder individuelle Arbeitszeit, die zur Herstellung des Produkts vonnöten war, entscheidend ist, sondern die durchschnittliche oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die es – unter bestimmten historischen und technologischen Voraussetzungen – generell zur Herstellung dieser Ware braucht.
Mit anderen Worten, im Kapitalismus haben wir nicht Individuen, die direkt und subjektiv die mit ihrer eigenen persönlichen Arbeit hergestellten Produkte miteinander vergleichen. Vielmehr sind sowohl die Produzenten wie auch die Konsumenten am Markt mit einem objektiven Preis konfrontiert.
Wie weiter oben bereits dargelegt, tauschen wir heute Waren nicht nach dem Prinzip eines Tauschhandels, wie es Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel tat, sondern in Form von Kaufgeschäften mittels Geld auf Märkten.
Um auf ein früheres Beispiel zurückzukommen: Wenn man auf Google oder Amazon nach Dingen sucht, die man kaufen möchte, dann steht man nicht einer Vielzahl von kleinen Produzenten gegenüber, mit denen man feilschen muss. Stattdessen findet man dort im Regelfall eine Auswahl an Anbietern, die in Konkurrenz zueinander stehen und einen möglichst niedrigen Preis angeben. Dieser Preis wird für jede Ware, die weitgehend replizierbar ist, zu einem bestimmten Niveau tendieren.
Wie können dann diese enormen Mengen an Waren, die zum Angebot stehen, miteinander verglichen werden? Was bestimmt letztlich ihren Tauschwert oder Preis – den geldförmigen Ausdruck ihres Werts?
Klarerweise kann so ein Vergleich nicht auf der Basis des unterschiedlichen Nutzens der einzelnen Waren erfolgen, da dieser etwas Subjektives und Qualitatives ist. Jede Ware hat ihre ganz speziellen physischen Eigenschaften und Charakteristika, ihre eigenen Merkmale, die spezifisch sind für ihren potentiellen oder intendierten Gebrauch. Außerdem wird die Nützlichkeit einer Ware zu einem guten Stück von Konsument zu Konsument variieren.
Um zu dem oben erwähnten Beispiel zurückzukommen: Jene, die ihre Produkte online verkaufen wollen, legen den Preis nicht gemäß dem „Nutzen“ fest – weder vom Standpunkt des Produzenten noch des Konsumenten.
Solche Anbieter haben nur in den seltensten Fällen eine persönliche Beziehung zu ihren KundInnen, über die sie eine subjektive Nützlichkeit einer Ware herausfinden könnten.
Darüber hinaus ist es, aus der Perspektive des Produzenten, nicht Sinn und Zweck, dass die Ware nützlich ist; die Güter werden nur hergestellt, um verkauft zu werden – es geht um Profit und nicht um die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse.
Waren können daher nicht auf Grundlage ihres „Nutzens“ miteinander verglichen werden, weil dies völlig willkürlich wäre. Was es zur Bestimmung des Wertes braucht, ist eine gemeinsame Qualität, die vergleichbar, quantifizierbar und objektiv ist. Und was alle Waren gemein haben, und was es erlaubt, sie miteinander zu vergleichen, ist, laut Marx, die Tatsache, dass sie alle Produkte menschlicher Arbeit sind – namentlich, gesellschaftlicher Arbeit.
Idealismus versus Materialismus
Im Endeffekt verstrickten sich die Grenznutzentheoretiker in Widersprüche. Sie behaupteten zum Beispiel, dass der Wert durch die subjektiven Präferenzen unabhängiger Individuen bestimmt wird. Was bestimmt allerdings diese subjektiven Präferenzen?
Unsere Beurteilungen bezüglich des Werts verschiedener Güter und Dienstleistungen sind nicht unumstößlich. Vielmehr sind sie das Produkt von Erfahrungen und sozialen Normen. Wir haben eine gewisse Erwartungshaltung, wieviel bestimmte Dinge kosten sollten, die sich aus der Anhäufung kollektiven Wissens über den Preis von vergleichbaren Gütern ergibt.
Die Ökonomen der Österreichischen Schule stützen sich jedoch auf das Konzept voneinander isolierter Individuen, die in keinem sozialen Bezug zu anderen stehen. Sie reduzieren die Dynamiken der kapitalistischen Ökonomie auf das Verhalten abstrakter, ahistorischer Käufer und Verkäufer und wollen nicht verstehen, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile. Der Wert erklärt sich für sie rein aus den subjektiven Impulsen des Individuums.
Eine wirklich wissenschaftliche Herangehensweise müsste aber darauf abzielen, die objektiven Gesetze der Ökonomie zu erforschen. Eine Analyse subjektiver Launen kann das nicht liefern. Es geht darum, die Dynamiken des kapitalistischen Systems sichtbar zu machen: die Gesetze, die aus Millionen von Interaktionen im Zuge der Produktion und des Tauschs von Waren zustande kommen – und die nicht auf diese Interaktionen reduzierbar sind. In der Tat ist es so, dass diese Gesetze in der Vielzahl an Marktinteraktionen zur Geltung kommen.
Wie Marx und die klassischen Ökonomen vor ihm sahen sich die Vertreter der Österreichischen Schule natürlich auch als Entdecker der ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus. Doch aus ihrer Sicht waren diese Gesetze „ewige Wahrheiten“, die sich aus der „menschlichen Natur“ ergaben – nicht aber als dialektische Ergebnisse einer historisch gewachsenen Produktionsweise, sprich einer bestimmten Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung.
Für MarxistInnen sind Gesetze die zugrundeliegenden allgemeinen Dynamiken innerhalb eines speziellen Phänomens oder Systems. Die Gesetze des Kapitalismus sind insofern weder zeitlos noch absolut. Sie existieren nicht in einer losgelösten, optimalen Sphäre, die der Gesellschaft von außen aufgestülpt wurde. Doch die Anhänger eines philosophischen Idealismus, wie es die Vertreter der Österreichischen Schule sind, verstehen die Gesetze der Ökonomie genauso.
„Der Apfel fällt vom Baume und die Sterne bewegen sich nach einem und demselben Gesetze: dem der Gravitation“, schreibt Emil Sax, ein Zeitgenosse von Menger und Absolvent der Universität Wien, in seinen Grundlagen der theoretischen Staatswirtschaft. „Ein Robinson und ein 100-Millionen-Reich befolgen bei ihren wirtschaftlichen Handlungen ein und dasselbe Gesetz: das des Wertes.“[7]
In der Tat glaubten spätere Vertreter dieser Schule, wie Mises, dass die Gesetze der Ökonomie zeitlos wären und a priori und völlig losgelöst von jeglichem gesellschaftlichen Kontext bzw. empirischem Beweis ausgearbeitet werden könnten. Mises bezeichnete seinen Denkansatz als Praxeologie – die Theorie menschlichen Handelns basierend auf einer Beobachtung „rationaler“ wirtschaftlicher Akteure und deren „zweckmäßiges Verhalten“[8].
Diese ahistorische, abstrakte und idealistische Herangehensweise war keine Erfindung der Österreichischen Schule, sondern zeichnete auch schon ihre liberalen Vorväter, die klassischen bürgerlichen Ökonomen, aus. Diese haben ebenfalls den Kapitalismus und seine Gesetzmäßigkeiten als immerwährend und als Produkt einer angeborenen „menschlichen Natur“ angesehen.
Marx erörterte die Beschränktheit der klassischen Schule in seiner Arbeit Zur Kritik der Politischen Ökonomie: „Im übrigen betrachtet Ricardo die bürgerliche Form der Arbeit als die ewige Naturform der gesellschaftlichen Arbeit. Den Urfischer und den Urjäger läßt er sofort als Warenbesitzer Fisch und Wild austauschen, im Verhältnis der in diesen Tauschwerten vergegenständlichten Arbeitszeit. Bei dieser Gelegenheit fällt er in den Anachronismus, daß Urfischer und Urjäger zur Berechnung ihrer Arbeitsinstrumente die 1817 auf der Londoner Börse gangbaren Annuitätentabellen zu Rate ziehen.“[9]
Wie der Robinson Crusoe bei Smith und Ricardo oder der „Urfischer“ waren all diese hypothetischen Modelle, die die Grenznutzentheoretiker auswählten, völlig losgelöst von der Realität des Kapitalismus.
Die Arbeiten von Böhm-Bawerk und Menger sind voller Bezugnahmen auf solche abstrakten Beispiele: „Ein Mann sitzt an einer reichlich sprudelnden Quelle guten Trinkwassers“, „ein Reisender in der Wüste“, ein Kolonist, „dessen Blockhütte einsam im Urwalde steht“, „die Bewohner einer Oase“, „ein kurzsichtiges Individuum auf einer einsamen Insel“, „ein isoliert wirtschaftender Landmann“.[10]
Entsprechend untersuchten die Grenznutzentheoretiker alles andere als Güter des täglichen Gebrauchs. In ihren Beispielen geht es meist um sehr spezielle Waren, wie Diamanten oder Kunstwerke, um die Richtigkeit ihrer Theorie zu „beweisen“.
Der Großteil der kapitalistischen Ökonomie zielt aber nicht auf die Herstellung von seltenen Luxusprodukten ab, sondern auf die Produktion von Massenware, deren Preis zu einem Durchschnittsbetrag tendiert, der durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt wird.
Aus der Sicht der Österreichischen Schule sind die subjektiven Präferenzen der Individuen zentral in der Ökonomie. Diesen subjektiven Idealismus teilte die Österreichische Schule mit den rückwärtsgerichteten philosophischen Strömungen ihrer Epoche, wie dem Positivismus von Denkern wie Mach und den „logischen Positivisten“ des Wiener Kreises.
Auf dieser Grundlage konnte die herrschende Klasse den Marxismus aber nicht in Bedrängnis bringen, denn es war zu offensichtlich, dass diese „Theorien“ weniger eine wissenschaftliche Erklärung, sondern vielmehr eine Apologie des Kapitalismus lieferten.
Die Debatte zur „Wirtschaftsrechnung im Sozialismus“
Trotz der großen Anstrengungen der Österreichischen Schule wurde die sozialistische Bewegung immer stärker.
Dieser Prozess wurde durch den Ersten Weltkrieg jedoch abrupt beendet. Doch binnen weniger Jahre war die patriotische und nationalistische Stimmung angesichts von Hunger und Elend einer tiefsitzenden Wut der Massen gewichen. Als Antwort auf das imperialistische Blutbad des Weltkrieges kam es zu einer sichtbaren Radikalisierung der Massen, die sich in vielen europäischen Ländern in einer Welle von Revolutionen entlud. Der Schrittmacher dieser Entwicklung war die von den Bolschewiki angeführte Revolution in Russland im Oktober 1917. Fast genau ein Jahr später brach in Deutschland und Österreich die Revolution aus.
Die herrschende Klasse war angesichts dieser revolutionären Entwicklungen in Angst und Schrecken versetzt. Gleichzeitig waren die Anhänger des Laissez-faire-Kapitalismus über die wachsende Tendenz hin zu mehr staatlicher Planung und zur Herausbildung von Monopolen besorgt.
Auf der Grundlage der Erfahrungen des Ersten Weltkriegs befürworteten sogar Teile der Bourgeoisie Modelle der Wirtschaftsplanung. Angesichts der besonderen Herausforderungen der Kriegsökonomie wollten sich die Regierungen bei der Herstellung von Waffen und anderen kriegsnotwendigen Gütern nicht auf den privaten Markt verlassen, sondern zentralisierten die Wirtschaft in den Händen des Staates.
Janek Wasserman beschreibt diesen Prozess in seinem Buch The Marginal Revolutionaries: „In Deutschland und Österreich richteten die Regime zur Verteilung von Ressourcen Kriegsplanungsausschüsse ein, dies wurde auch als ‚Kriegssozialismus‘ bezeichnet. Zum ersten Mal wurden Verstaatlichung und Sozialisierung akzeptable politische Positionen.“[11]
Das nahm eine jüngere Generation von Vertretern der Österreichischen Schule, allen voran Mises, zum Anlass, eine neue Welle von Angriffen gegen den Sozialismus zu lancieren. Mises begann ab 1920 eine Kritik zu formulieren, die später als Debatte zur „Wirtschaftsrechnung im Sozialismus“ bezeichnet wurde.
Mises wollte beweisen, dass der Sozialismus nicht „in der Theorie korrekt und nur in der Praxis falsch“ war, sondern, dass er „in der Theorie und der Praxis falsch“ sei.
Mises kam bei seiner Analyse zu dem Schluss, dass eine sozialistische Planung unmöglich wäre, weil die Ökonomie schlicht und ergreifend zu komplex sei. Das Ausmaß an Wirtschaftsrechnung, das dafür erforderlich wäre, so sein Argument, würde die Möglichkeiten einer zentralisierten Planungsbehörde sprengen.
Angesichts der gewaltigen Menge an Gütern, die produziert und verteilt werden müssen, könne laut Mises eine effiziente Zuweisung von wirtschaftlichen Ressourcen und Arbeit nur auf der Grundlage der Informationen im Zuge der freien Preisbildung auf Märkten erfolgen.
Darüber hinaus stellte er die Behauptung auf, dass jede Form staatlicher Intervention und Regulierung zu einer Verzerrung der Preise führen und so den Markt stören würde. Die einzige Lösung sei daher eine völlig freie Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb.
„Sobald man die freie Geldpreisbildung der Güter höherer Ordnung aufgibt, hat man rationelle Produktion überhaupt unmöglich gemacht“, erklärte Mises in seinem Buch Die Gemeinwirtschaft. Untersuchungen über den Sozialismus.
„Jeder Schritt, der uns vom Sondereigentum an den Produktionsmitteln und vom Geldgebrauch wegführt, führt uns auch von der rationellen Wirtschaft weg.“[12] So das Urteil des österreichischen Ökonomen.
Doch das konkrete Beispiel der Sowjetunion auf der einen Seite und die Große Depression auf der anderen Seite machten es schwierig, diese äußerst abstrakte und idealistische Argumentationsweise aufrechtzuerhalten.
Leo Trotzki schrieb in seinem Meisterwerk Die Verratene Revolution angesichts der gewaltigen wirtschaftlichen Fortschritte:
„Gigantische Errungenschaften in der Industrie, vielversprechender Beginn eines Aufschwungs der Landwirtschaft, außerordentliches Anwachsen der alten und Entstehen neuer Industriestädte, rasche Zunahme der Zahl der Arbeiter, Hebung des Kulturniveaus und der Bedürfnisse – das sind die unbestreitbaren Ergebnisse der Oktoberrevolution, in der die Propheten der alten Welt das Grab der menschlichen Zivilisation sehen wollten.
Mit den Herren bürgerlichen Ökonomen braucht man nicht mehr zu streiten: der Sozialismus bewies sein Recht auf den Sieg nicht auf den Seiten des Kapital, sondern in einer Wirtschaftsarena, die ein Sechstel der Erdoberfläche bildet, bewies es nicht in der Sprache der Dialektik, sondern in der Sprache des Eisens, des Zements und der Elektrizität.“[13]
In der Zwischenzeit führte der unkontrollierte freie Markt zum Börsencrash von 1929, der die Große Depression der 1930er Jahre nach sich zog: die bis dahin tiefste Krise in der Geschichte des Kapitalismus. Die Österreichische Schule hatte für diese katastrophale Entwicklung weder eine Erklärung noch eine Lösung parat.
Die Medizin, die von den Ökonomen der Österreichischen Schule vorgeschlagen wurde, erschien sogar großen Teilen des Establishments schlimmer als die eigentliche Krankheit: Stabilisierung des Goldstandards; ausgeglichene Budgets; und Freihandel – all diese Mechanismen waren dazu prädestiniert, deflationäre Tendenzen zu verstärken. Die Arbeitslosigkeit wäre noch mehr gestiegen und die Krise wäre weiter in die Länge gezogen worden.
Kurzum, die Österreichische Schule verfolgte das Konzept, die Regierungen sollten jegliche Sicherheitsnetze wegziehen, die Gürtel enger schnallen und die Wirtschaft sich selbst überlassen. „Ohne Fleiß, kein Preis“ war ihr Motto. Man braucht nicht groß hinzufügen, dass Politikern, die einen Wahlkampf zu führen hatten, eine solch schmerzhafte Austeritätspolitik nicht sonderlich attraktiv erschien.
Friedrich Hayek reagierte auf diese Entwicklungen auf seine Weise. Anstatt eine sozialistische Planung als unmöglich zu bezeichnen, schrieb Hayek nun in einer Reihe von Essays, die in den Jahren 1935-40 verfasst wurden, dass diese Art der Planung technisch schwierig zu bewerkstelligen, ökonomisch weniger effizient und moralisch sowie politisch nicht wünschenswert wäre.[14]
Im Wesentlichen unterschieden sich aber Hayeks Argumente nicht von denen Mises, und auch nicht von jenen Adam Smiths. Wenn nämlich jedes Individuum seine eigenen Interessen verfolgt, dann würde dies durch die Macht der „unsichtbaren Hand“ des Marktes die besten wirtschaftlichen Resultate für die Gesellschaft zeitigen, und zwar für alle.
Keine zentralisierte Planungsbehörde könnte laut Hayek den Überblick über die unsichere, sich ständig wandelnde Landschaft persönlicher Präferenzen und Prioritäten bewahren. Nur der freie Markt könnte über die Informationen, die sich aus dem Preissystem ergeben, solch dynamische und komplexe Kalkulationen verarbeiten.
Um sein Argument zu unterstreichen, kritisierte Hayek aber nicht den genuinen Sozialismus, sondern dessen stalinistische Karikatur in der damaligen Sowjetunion in Form einer bürokratischen Planwirtschaft, die nach dem Top-Down-Prinzip funktionierte.
Hayek ging es weniger darum, die Richtigkeit seiner eigenen Ideen zu beweisen, als vielmehr um einen Angriff auf die Befürworter einer sozialistischen Planung.
Diese teilten sich weitgehend in zwei politische Lager auf: Auf der einen Seite waren die offenen Apologeten der stalinistischen Bürokratie, darunter auch der britische Kommunist und Ökonom an der Universität Cambridge Maurice Dobb, und auf der andere Seite standen Reformisten und linke Akademiker wie Oskar Lange und Fred Taylor.
Während die Ersteren vor den ökonomischen Schwierigkeiten in der Sowjetunion im Zusammenhang mit den lähmenden Auswirkungen der bürokratischen Misswirtschaft die Augen verschlossen, befürwortete die zweite Gruppe einen sogenannten „Marktsozialismus“, eine utopische Mischwirtschaft basierend auf Modellen öffentlichen Eigentums, einer zentralisierten Planung und kapitalistischen Marktelementen.
Obwohl er selbst durchaus auch intellektuelle Defizite aufwies, fiel es Hayek nicht schwer, diese Wirrköpfe auseinanderzunehmen. Sie hatten ein viel zu oberflächliches Verständnis von der marxistischen Theorie, als dass sie auf deren Grundlage ihre Gegenargumente hätten entwickeln können. Im Endeffekt hatten sie Hayeks Polemiken wenig entgegenzusetzen.
Trotzki über Planwirtschaft
Der Einzige, der eine ernsthafte Verteidigung des Prinzips der sozialistischen Planwirtschaft und gleichzeitig eine profunde Erklärung der negativen Auswirkungen der Bürokratie anbieten konnte, war Leo Trotzki. Neben seinem Buch Die Verratene Revolution ist in dieser Hinsicht vor allem sein großartiger Artikel Sowjetwirtschaft in Gefahr zu nennen.
Darin beschrieb Trotzki sowohl die Errungenschaften der sowjetischen Planwirtschaft (welche bereits oben zitiert wurden) als auch die Mechanismen, die dazu führten, dass das Potential der Sowjetökonomie durch das wachsende Krebsgeschwür der stalinistischen Bürokratie zu ersticken drohte.
Trotzki erörterte aber auch die Frage des Charakters dieser Bürokratie und lieferte dabei eine materialistische Erklärung, wie diese die Errungenschaften der Oktoberrevolution gefährdete.
Trotzki verstand den Aufstieg der Bürokratie im Gegensatz zur idealistischen Ansicht von Hayek und den anderen Vertretern der Österreichischen Schule nicht als unvermeidliches Produkt der sozialistischen Planwirtschaft, sondern als Ergebnis des Versuches, in Russland unter den Bedingungen ökonomischer Rückständigkeit und Isolation eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen.
„Grundlage des bürokratischen Kommandos ist die Armut der Gesellschaft an Verbrauchsgegenständen mit dem daraus entstehenden Kampf aller gegen alle. Wenn genug Waren im Laden sind, können die Käufer kommen, wann sie wollen. Wenn die Waren knapp sind, müssen die Käufer Schlange stehen. Wenn die Schlange sehr lang wird, muss ein Polizist für Ordnung sorgen. Das ist der Ausgangspunkt für die Macht der Sowjetbürokratie. Sie ‚weiß‘, wem sie zu geben, und wer zu warten hat.“[15]
Hayek beschäftigte sich mit Trotzkis Argumenten nur, wenn es für ihn zweckdienlich war. Dafür entlehnte er aus dem Zusammenhang gerissene Zitate Trotzkis und setzte sie gezielt gegen seine intellektuellen Kontrahenten ein.
In seinem Artikel Sowjetwirtschaft in Gefahr stellte Trotzki zum Beispiel eine Reihe korrekter Thesen auf: „A priori ein vollendetes System wirtschaftlicher Harmonie zu schaffen ist unmöglich.“ Und er meint weiters, dass es keinen „universellen Verstand“ gäbe, „der gleichzeitig alle Prozesse der Natur und der Gesellschaft registrieren, die Dynamik ihrer Bewegung ermessen, die Resultate ihrer Wechselwirkung voraussehen würde“, um „a priori einen fehlerlosen und vollendeten Wirtschaftsplan aufstellen“ zu können.[16]
Hayek ließ jedoch unter den Tisch fallen, was Trotzki anschließend an diese Passagen schreibt. Trotzki geht darin nämlich auf die Frage ein, welche Maßnahmen es benötigen würde, um die Wirtschaft auf einer sozialistischen Grundlage erfolgreich planen zu können und unterstreicht dabei die Notwendigkeit einer Arbeiterdemokratie, einer Kontrolle und Verwaltung durch die Arbeiterklasse.
„Nur die beständige Regulierung des Plans während der Ausführung, seine teilweise oder gänzliche Umarbeitung auf Grund der aus der Erfahrung gewonnenen Lehren, können seine wirtschaftliche Wirkung sichern“, führt Trotzki aus. „Die Kunst sozialistischer Planwirtschaft fällt nicht vom Himmel und wird nicht bei der Eroberung der politischen Macht fertig eingehändigt. Diese Kunst kann nur im Kampf errungen werden, Schritt für Schritt, nicht von einem Einzelnen, sondern von den Millionen, als Bestandteil der neuen Wirtschaft und Kultur.“[17]
Trotzki führt darüberhinaus aus, dass sich ein Arbeiterstaat im Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus – sprich im Übergang von einer Mangelwirtschaft zu einer des Überflusses – die sich aus den Marktpreissignalen ergebenden Informationen zu Nutze machen müsse, um bestimmen zu können, wo die Versorgung unzureichend ist und daher Investitionen dringend notwendig sind.
„Die zahllosen lebendigen Teilnehmer an der Wirtschaft, die staatlichen und privaten, die kollektiven und einzelnen, müssen ihre Bedürfnisse und ihre relative Leistungsfähigkeit nicht nur auf dem Weg über die statistischen Berechnungen anmelden, sondern auch durch den unmittelbaren Druck von Angebot und Nachfrage. Der Plan wird auf dem Weg über den Markt überprüft und, in erheblichem Maße, verwirklicht. Die Regulierung des Marktes selbst muss sich auf die durch ihn zum Ausdruck kommenden Tendenzen stützen. Die in den Kanzleien aufgestellten Vorausbestimmungen müssen ihre wirtschaftliche Zweckmäßigkeit auf dem Wege über die kaufmännische Kalkulation nachweisen. Das System der Übergangswirtschaft ist ohne Kontrolle durch den Rubel undenkbar. Das setzt seinerseits voraus, dass der Rubel sich selbst gleich ist. Ohne eine feste Geldeinheit ist die kaufmännische Berechnung nur geeignet, das Chaos zu vermehren.“[18]
Trotzki wiederholte diese Ansichten später auch in der Verratenen Revolution: „Ein Plan kann nicht auf spekulativen Größen allein fußen. Das Spiel von Angebot und Nachfrage bleibt für ihn noch auf lange Zeit hinaus unerlässliche materielle Grundlage und heilsame Korrektur.“[19]
In der Tat sagte Trotzki diese Probleme bereits 1922 voraus, als er betonte, dass eine „allumfassende Beherrschung der Gesamtwirtschaft, eine solche vollkommene sozialistische Planmäßigkeit, … nicht a priori, aus der Spekulation heraus, kanzleimäßig geschaffen werden [kann].“[20]
Er erklärte, dass es zwischen dem Kapitalismus und einer vollständig entwickelten sozialistischen Überflussgesellschaft eine Reihe von Übergangsstadien geben würde, in denen man auf die Mechanismen des Marktes nicht zur Gänze verzichten wird können.
Politik und Ökonomie
Trotzki war der festen Überzeugung, dass eine bürokratische Planung von oben nicht funktionieren könne. Und er akzeptierte auch die Notwendigkeit von Preissignalen – als temporäre Orientierungshilfe im Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus, wenn das Geld, der Markt, der Staat und die Klassen absterben würden. Friedrich Engels beschrieb dies mit den Worten: „An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen.“[21]
Die formale Ähnlichkeit zwischen den Positionen von Hayek und Trotzki in dieser Frage ist natürlich rein oberflächlich. In Wirklichkeit nahmen diese beiden Theoretiker zwei völlig unterschiedliche und entgegengesetzte Klassenstandpunkte ein. Hayek kritisierte die bürokratische Planwirtschaft in der Sowjetunion von rechts; Trotzki von links.
Insofern ist es mehr als unehrlich, wenn Liberale dann und wann Trotzki, der in seiner Verteidigung der Sowjetunion und der Errungenschaften der Oktoberrevolution unmissverständlich war, für ihre reaktionären Ansichten zu instrumentalisieren versuchen.
„Ungeachtet des von der Rückständigkeit uns Hinterlassenen, ungeachtet des Hungers und des Schlangestehens, ungeachtet der bürokratischen Fehler, ja selbst Schändlichkeiten, müssen die Arbeiter der ganzen Welt mit Zähnen und Klauen in diesem Staat ihr künftiges sozialistisches Vaterland verteidigen.“[22]
Zur selben Zeit, als sich Hayek, Lange & Co. mit abstrakten Diskussionen über idealistische Konzepte beschäftigten, entwickelte Trotzki eine dialektische und materialistische Herangehensweise an die Frage der Wirtschaftsplanung.
Eine wirklich sozialistische Ökonomie könne, so Trotzki, nicht von oben gemäß den Vorstellungen einer bürokratischen Clique verordnet werden, sondern würde aus den materiellen Bedingungen erwachsen, die der Kapitalismus dem neuen Arbeiterstaat hinterlassen hat.
Die Voraussetzung dafür, dass Marktpreissignale als Kompass für die sozialistischen Planung nutzbar gemacht werden können, ist, dass der Kapitalismus im Zuge der Revolution abgeschafft wird und die Schalthebel der Wirtschaft enteignet und in das Eigentum des Arbeiterstaates überführt werden.
Mit anderen Worten, statt einer bürokratischen Planwirtschaft wie im Stalinismus oder dem sogenannten „Marktsozialismus“ braucht es einen rationalen sozialistischen Plan gestützt auf ein System von Arbeiterdemokratie, Arbeiterkontrolle und -verwaltung.
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Produktivkräfte wird es zu einer Ausweitung des öffentlichen Eigentums kommen und die ökonomischen Antagonismen werden weniger werden. Das System der Arbeiterdemokratie wird immer mehr Informationen generieren und Schritt für Schritt den Mechanismus der monetären Preissignale ersetzen.
Anstatt auf die Lenkungsmechanismen des Marktes angewiesen zu sein, wird die organisierte Arbeiterklasse dann selbst entscheiden, was produziert werden könnte und sollte; welche Investitionen Priorität haben und wie Arbeitskräfte und materielle Ressourcen verteilt werden sollten.
Gewählte Vertreter, die jederzeit rechenschaftspflichtig und auch wieder abwählbar sind, würden dafür sorgen, dass sie neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, modernsten Technologien, Arbeitstechniken, Planungsmethoden, Daten, Logistikverfahren und Methoden des Rechnungswesens, wie man sie vom modernen Kapitalismus erben wird, der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden.
Trotzki betonte, dass das „Problem“ der sozialistischen Planung nicht in den Herausforderungen der „Wirtschaftsrechnung“ zu sehen ist, wie das Hayek und Mises behauptet haben. Und auch linke Intellektuelle die Oskar Lange lagen falsch, indem sie auf dieses Detail fokussierten. Es handelt sich hier nicht um eine Frage des Baus von leistungsstärkeren Computern, denn der Weg zum Kommunismus führt nicht über die Verbesserung der Berechnungsverfahren.
Die Ökonomie ist keine Ansammlung von Gleichungssystemen, die es zu lösen gilt, und auch kein Computermodell, das von einer staatlichen Planungsbehörde programmiert werden kann. Und schon gar nicht ist die Ökonomie eine Ansammlung abstrakter, isolierter, atomisierter Individuen auf einer imaginären einsamen Insel.
Die Ökonomie ist vielmehr ein lebendiges, pulsierendes System, in dem die Menschen versuchen, ihr Überleben sicherzustellen.
In erster Linie ist die Ökonomie gekennzeichnet durch den Kampf einander entgegengesetzter Klassen, die unterschiedliche materielle Interessen vertreten: Ausbeuter und Ausgebeutete; KapitalistInnen, die ihren Profit zu maximieren versuchen, und ArbeiterInnen, die versuchen, ihren Lebensstandard zu verteidigen bzw. zu verbessern.
Das wirkliche Problem ist daher nicht, wie Trotzki betont, eins der „Wirtschaftsrechnung“, sondern ein politisches, es ist eine Klassenfrage, eine Frage der politischen Macht: Welcher Klasse gehören die Produktionsmittel und wer bestimmt über deren Verwendung? Und nach welchen Gesetzen erfolgt diese Verwendung der Produktionsmittel? Auf welcher Grundlage funktioniert die Wirtschaft– auf der des Profits oder der Bedürfnisse?
Trotzki fasste diesen Aspekt auf wortgewandte Art und Weise folgendermaßen zusammen:
„Der Kampf der Lebensinteressen als Grundfaktor der Planung führt uns in das Reich der Politik, die eine konzentrierte Ökonomie ist. Als Instrumente der sozialen Gruppen der Sowjetgesellschaft erscheinen (sollen erscheinen): Die Sowjets, die Gewerkschaften, die Kooperativen und vor allem die herrschende Partei. Nur durch die Wechselwirkung der drei Elemente: der staatlichen Planwirtschaft, des Marktes und der Sowjetdemokratie ist eine richtige Leitung der Wirtschaft der Übergangsperiode durchzuführen und zu sichern – nicht die volle Überwindung der Widersprüche und Disproportionen in einigen Jahren (das ist eine Utopie!), aber ihre Milderung und eben damit die Festigung der materiellen Basis der proletarischen Diktatur bis zu dem Moment, in dem eine neue siegreiche Revolution den Schauplatz der sozialistischen Planwirtschaft erweitert und ihr System umbaut.“[23]
Wirtschaftsplanung im Kapitalismus
In Wirklichkeit sehen wir schon heute ein enormes Ausmaß an wirtschaftlicher Planung – aber nicht seitens der Regierungen, sondern durch die Großkonzerne, die meist multinational agieren und die die Weltwirtschaft dominieren.
Die heutige Wirtschaft ist weit davon entfernt, eine Vielzahl von Robinson Crusoes zu sein, die untereinander Tauschgeschäfte machen, sondern sie wird seit den Tagen von Karl Marx von der Großindustrie und dem Weltmarkt bestimmt, wobei die Produktion im Rahmen riesiger multinationaler Konzerne organisiert ist.
Die Mehrzahl der wirtschaftlichen Aktivitäten erfolgt heute nicht auf Märkten, sondern innerhalb dieser Konzerne. Nicht die „unsichtbare Hand“, sondern die Eigentümer dieser Konzerne treffen die Entscheidungen in Bezug auf die Produktion. Diese großen Unternehmen planen alles: Farmen, Fabriken, Kaufhäuser und Supermärkte.
Die beiden sozialistischen Autoren Leigh Phillips und Michal Rozworski erklären in ihrer sehr unterhaltsamen Geschichte der Debatte über die „sozialistische Wirtschaftsrechnung“ mit dem humorvollen Titel People’s Republic of Walmart („Volksrepublik von Walmart“):
„Walmart ist vielleicht der beste Beweis dafür, dass zwar Planung in der Mises’schen Theorie nicht zu funktionieren scheint, in der Praxis aber sehr wohl. Und dann noch etwas…
Wäre es ein Land – nennen wir es die Volksrepublik Walmart -, so wäre seine Wirtschaft ungefähr von der Größe Schwedens oder der Schweiz…
Zwar agiert das Unternehmen auf dem Markt, intern jedoch ist, wie in allen anderen Unternehmen, alles geplant. Es gibt keinen internen Markt. Die verschiedenen Abteilungen, Läden, Lastwagen und Lieferanten konkurrieren nicht auf einem Markt miteinander; alles wird aufeinander abgestimmt. Walmart ist nicht nur eine Planwirtschaft, sondern eine Planwirtschaft in der Größenordnung der UdSSR mitten im Kalten Krieg. (1970 betrug das BIP der Sowjetunion inflationsangepasst etwa 800 Milliarden Dollar und war damit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt; der Umsatz von Walmart lag 2017 bei 485 Milliarden Dollar.“[24]
Während die Unternehmer mantraartig Hayeks Gerede vom, die Freiheit beschützenden, Kapitalismus wiederholen, sind sie in Wirklichkeit im Betrieb die ärgsten Diktatoren, die den ArbeiterInnen jedes Recht auf Freiheit, Individualität und Selbstbestimmtheit absprechen.
Während innerhalb dieser Konzerne ein unglaubliches Niveau an Planung erreicht wurde, herrscht jedoch zwischen den Konzernen weiterhin die Anarchie des Marktes. Aufgrund des Privateigentums an den Produktionsmitteln produziert jedes Unternehmen blind für einen unbekannten Markt, mit dem Ziel der Profitmaximierung und nicht gemäß einem gesamtgesellschaftlichen Plan basierend auf den Bedürfnissen der Gesellschaft.
Die Folge ist das Chaos auf den Märkten, das wir heute beobachten können, wobei die Herdenmentalität profitgieriger Investoren zu wilden Pendelschlägen mit Versorgungsengpässen auf der einen Seite und Überproduktion auf der anderen Seite führt.
Friedrich Engels schreibt dazu im Anti-Dühring über den Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen, zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung: „Dieser Widerspruch stellt sich nun dar als Gegensatz zwischen der Organisation der Produktion in jedem einzelnen Fabrik und der Anarchie der Produktion in der ganzen Gesellschaft.“[25]
Aufgrund moderner Technologien sehen wir heute enorme Potentiale für die Planung der Wirtschaft. The Economist ging beispielsweise in seiner Ausgabe vom 23. Oktober 2021 auf das neue Phänomen der „Echtzeit“-Ökonomie ein, in der große Technologiefirmen stündlich, ja minütlich unglaubliche Datenmengen darüber erfassen, was wir kaufen, wohin wir reisen oder wonach wir im Internet suchen.[26]
Doch diese Informationen dienen in diesem System vielmehr der Kontrolle über die Menschen statt uns diese zu gewähren. Und der Grund dafür ist das Privateigentum von Technologiemonopolen wie Google, Facebook, Amazon, u.a. Wie alle anderen Technologien, Erfindungen und Planungselemente, die es im Kapitalismus gibt, dient auch dies in erster Linie der Profitmaximierung und nicht der Befriedigung von Bedürfnissen.
Dies erklärt auch die Grenzen der Planung im Kapitalismus. Am Ende des Tages kann man nicht planen, was man nicht kontrolliert; und man kann nicht kontrollieren, was einem nicht gehört.
Wettbewerb und Monopole
Hayek und Mises lehnten nicht nur mit ganzer Entschiedenheit den Sozialismus, sondern alle Formen wirtschaftlicher Planung ab. Hayek war sogar der festen Überzeugung, dass die keynesianisch beeinflussten Regierungen durch ihre Legitimierung von Staatsinterventionen in der Wirtschaft dem Bolschewismus erst recht den Weg ebnen würden. Die Gesellschaft würde dadurch auf einen Pfad gelenkt, der direkt in eine autoritäre Ordnung und in die Knechtschaft führen würde. Er bezeichnete dies den Weg zur Knechtschaft.
Doch wie Marx und Engels in ihren Arbeiten aufzeigten, ist Planung ein Phänomen, das notwendigerweise aus der Dynamik kapitalistischer Entwicklung erwächst: aus der Tendenz zur Monopolbildung, zur Zentralisierung und Konzentration der Produktionsprozesse.
Für Libertäre vom Schlage Hayeks ist der Monopolisierungsprozess jedoch keine objektive Tendenz der kapitalistischen Entwicklung, die sich unmittelbar aus dem Privateigentum an den Produktionsmitteln und der Profitwirtschaft ergibt, sondern eine Folge subjektiver Entscheidungen; eine Fehlentwicklung aufgrund falscher politischer Entscheidungen.
In seinem Buch Weg zur Knechtschaft stellte Hayek folgende Behauptung auf: „Die Entwicklungstendenz zum Monopolismus und zur Planwirtschaft ist nicht das Resultat irgendwelcher ‚objektiver Gegebenheiten‘, auf die wir keinen Einfluß haben, sondern von Ansichten, die ein halbes Jahrhundert lang begünstigt und propagiert wurden, bis sie schließlich für unsere gesamte Politik bestimmend geworden sind.“[27]
Solche Aussagen offenbaren einmal mehr den Idealismus der Österreichischen Schule. Anstatt eine wissenschaftliche Erklärung für die Funktionsweise des kapitalistischen Systems anzubieten, verstecken sich Hayek und seine Vorgänger hinter einer Fassade aus Mystizismus und Obskurantismus und liefern so eine Rechtfertigung des Status quo.
Doch der Monopolisierungsprozess ist eine objektive Tatsache, auch wenn Hayek dies leugnen möchte. Die Dynamik dieses Prozesses haben Marx und Engels ausführlich dargelegt.
In ihrem Streben nach Profit sind die miteinander konkurrierenden Unternehmen gezwungen, in neue Technologien zu investieren, um effizienter produzieren und die Kosten senken zu können. Dadurch ist es ihnen möglich, die Preise unter den Durchschnitt des jeweiligen Sektors drücken und so ihre Rivalen vom Markt verdrängen zu können. So funktioniert im Grunde das Wertgesetz in der Praxis.
Die stärksten und konkurrenzfähigsten Unternehmen fressen die schwächeren. Und das erlaubt es ihnen, im Gegenzug, weiter zu expandieren. Es kommt zu Skaleneffekten, was mit sich bringt, dass es immer schwieriger wird, neu in einen Markt einzutreten. Das Brettspiel Monopoly stellt diesen Prozess sehr treffend dar.
Dies ergibt ein unglaubliches Niveau an gesellschaftlicher Arbeitsteilung bei gleichzeitiger Zentralisierung der Produktionsmittel in einer kleinen Handvoll riesiger Monopole und Kapitaleigentümer.
Friedrich Engels beschrieb dies folgendermaßen: „In den Trusts schlägt die freie Konkurrenz um ins Monopol, kapituliert die planlose Produktion der kapitalistischen Gesellschaft vor der planmäßigen Produktion der hereinbrechenden sozialistischen Gesellschaft.“[28]
Widersprüche des Kapitalismus
Wichtig zu verstehen ist, dass es genau diese Gesetze der kapitalistischen Wirtschaft (Wettbewerb, Privateigentum an den Produktionsmitteln und Produktion zu Profitzwecken) sind, die unweigerlich dazu führen, dass das System in periodischen Abständen von Krisen erschüttert wird.
Mit anderen Worten, nicht der Sozialismus, sondern der Kapitalismus funktioniert weder in der Theorie noch in der Praxis.
Im Kapital setzt Marx ganz gezielt bei den von Smith und Ricardo getätigten Annahmen an. Er wollte dort anknüpfen, wo die klassischen Ökonomen stehen geblieben waren. Er griff ihre Thesen auf, um die in der klassischen Ökonomie inhärenten Widersprüche aufzeigen zu können. Und auf diesem Weg analysierte er auch die Widersprüche des kapitalistischen Systems selbst.
Eine ihrer Annahmen war, dass Waren alle zu ihrem Wert verkauft werden (d. h. Preis = Wert), unter der Bedingung, dass es keine Monopole oder andere Beschränkungen für den Kapitalfluss gibt. In ähnlicher Weise geht Marx zumindest im ersten Band davon aus, dass Geld (ohne eine Form von Krediten) auf Edelmetallen basiert.
Marx nahm dies an, um das Wertgesetz und die Dynamiken der kapitalistischen Wirtschaft in ihrer reinsten Form zu untersuchen, um so die allgemeinen Ursachen hinter den verschiedenen wirtschaftlichen Phänomenen in der kapitalistischen Gesellschaft erklären zu können.
Diese Annahmen der klassischen Ökonomen ergeben zusammen genau das, was Hayek und den Libertären als Idealvorstellung vom Kapitalismus vorschwebt: ein freier Markt, uneingeschränkter Wettbewerb, keine Preisverzerrungen und keine spekulativen Blasen.
Doch genau auf dieser Grundlage zeigt Marx, dass die im Kapitalismus vorherrschende Profitlogik inhärent zu Überproduktionskrisen führt.
Krisen sind genau deshalb dem Kapitalismus inhärent, weil der Profit seinen Ursprung in der unbezahlten Arbeit der Arbeiterklasse hat.
Wie wir bereits weiter oben erklärt haben, produzieren die ArbeiterInnen mehr Wert, als sie in Form von Löhnen zurückbezahlt bekommen. Die Arbeiterklasse als Gesamtes kann sich daher niemals all die Waren leisten, die sie herstellt. Wenn Waren allerdings nicht verkauft werden können, dann werden die Kapitalisten, die nur produzieren, um Profite zu machen, Fabriken schließen. Sinkende Nachfrage und sinkende Investitionen führen in eine Abwärtsspirale und bringen die Wirtschaft zu einem Stillstand.
Die Kapitalisten versuchen mit allerhand Maßnahmen Krisen zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern, aber nur dadurch, „daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ So fassten es Marx und Engels im Kommunistischen Manifest zusammen.
Dieser grundlegende Widerspruch führt nicht zu mehr „Effizienz“, sondern zu enormer Verschwendung in Form von Massenarbeitslosigkeit, stillgelegten Fabriken und Armut inmitten von Überfluss. Das Ergebnis ist eine Zerstörung anstatt einer Weiterentwicklung von Produktivkräften.
„Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg, scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt.“[29]
Debatten über „Wirtschaftsrechnung“ und eine möglichst effiziente Zuweisung von knappen Ressourcen sind deshalb irreführend.
Die Menschheit steht nicht vor dem Problem, Rechnungen anzustellen, wie knappe Ressourcen möglichst effizient verteilt werden können, sondern es geht darum, die enormen Produktivkräfte und den vorhandenen Überfluss an gesellschaftlichem Reichtum in öffentliches Eigentum zu überführen und unter Arbeiterkontrolle zu stellen. Unter diesen Bedingungen ließen sich die Produktivkräfte weiterentwickeln, und man könnte sie auf der Grundlage demokratischer Debatten vernünftig einsetzen. Die Wirtschaft würde dazu dienen, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, anstatt den Kapitalisten Profite zu bescheren.
„Das Grundübel des kapitalistischen Systems ist nicht die Verschwendungssucht der besitzenden Klassen, so widerwärtig sie an sich ist, sondern dass die Bourgeoisie zur Wahrung ihres Rechts auf Verschwendung das Privateigentum an den Produktionsmitteln aufrechterhält und so die Wirtschaft der Anarchie und Fäulnis preisgibt.“[30]
Die Ursache dafür ist nicht in falschen politischen Entscheidungen zu suchen, wie das die idealistischen Vertreter der Österreichischen Schule tun, sondern in den inhärenten Widersprüchen des kapitalistischen Systems selbst.
Selbst wenn alle Menschen „rational“ handeln und ihre eigenen Interessen verfolgen würden, wie das Smith, Hayek und all die anderen Liberalen und Libertären befürworten, dann wäre das Ergebnis für die Gesellschaft als Ganzes dennoch zutiefst irrational.
Selbst wenn der Kapitalismus so funktioniert, wie er sollte, dann wäre genau das der Grund, warum er als System nicht funktioniert.
Hayek versus Keynes
Keiner der Ökonomen der Österreichischen Schule war je imstande, die Krisenanfälligkeit des Kapitalismus richtig zu erklären.
Aus der Sicht von Hayek und Mises waren beispielsweise der Wall Street Crash 1929 und die darauffolgende Große Depression von unverantwortlichen Regierungen und Zentralbankern verschuldet worden, weil diese eine zu lockere Kreditpolitik verfolgt hatten, was zu Spekulationsblasen führte.
Die heutigen Libertären liefern ähnlich lautende Analysen in Bezug auf den Kriseneinbruch von 2008. Man hätte damals den Subprime-Hypothekenskandal nicht mit künstlich niedrigen Zinsen und einer lockeren Geldpolitik weiter anheizen dürfen, so wird es uns erklärt; stattdessen hätte man sich zurücklehnen sollen und die Magie des Marktes walten lassen.
Aber solch ein Handeln (oder Nichthandeln) hätte nicht zu wirtschaftlichem „Gleichgewicht“ geführt. Wenn Politiker in den 1920er Jahren und später in den 1980er, den 1990er und den 2000er Jahren keine Kredite in das System gepumpt hätten, dann hätten die nachfolgenden Wirtschaftseinbrüche einfach früher in Form heftiger Überproduktionskrisen stattgefunden.
Aus all diesen Gründen war die herrschende Klasse von Hayek nie so richtig überzeugt.
Genau genommen könnte man sagen, dass selbst Hayek von seinen Thesen selbst nicht ganz überzeugt war. Da es ihm nicht gelang, in der Debatte zur „sozialistischen Wirtschaftsrechnung“ einen K.O.-Schlag zu landen, gab er seine wirtschaftspolitischen Argumente wieder auf.
Stattdessen verfasste er mit seinem Buch Der Weg zur Knechtschaft ein politisches Plädoyer für den Libertarismus: moralistisch beschwert er sich, dass Wirtschaftsplanung unweigerlich zum Totalitarismus führe. Nur der wettbewerbsorientierte Markt könne wahre „Freiheit“, „Wahlmöglichkeit“ und „Individualität“ bieten.
Doch später im Leben hatten er und seine heuchlerischen Anhänger wenig Skrupel, in Chile die eiserne Ferse der Pinochet-Diktatur offen zu unterstützen, um Allendes sozialistische Regierung zu zerschlagen und der unsichtbaren Hand des Marktes gewaltsam zum Durchbruch zu verhelfen.
Anstelle von Hayeks utopischem Libertarismus wandte sich die herrschende Klasse angesichts der Großen Depression in den 1930er Jahren (zumindest in den USA) dem angeblichen „Pragmatismus“ des Keynesianismus zu und setzte unter Präsident Roosevelt auf einen „New Deal“ aus staatlichen Investitionen und großen öffentlichen Bauprojekten.
Dies war an sich schon ein stillschweigendes Eingeständnis der Notwendigkeit wirtschaftlicher Planung. Der Markt hatte versagt. Deshalb brauchte es Staatsinterventionen, um den Kapitalismus aus seinem Schlamassel zu ziehen. Doch selbst damals funktionierte die keynesianische Politik nicht wirklich, denn die Krise dauerte mit Auf und Abs ein Jahrzehnt lang bis zum Zweiten Weltkrieg an.
Die sozialen Konsequenzen der von Ökonomen der Österreichischen Schule geforderten sogenannten „schöpferischen Zerstörung“ waren für die herrschende Klasse zu bedrohlich; dies hätte bedeutet, dass die Arbeiterklasse in Form von Austerität, Massenarbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und einer Senkung des Lebensstandards für die Krise bezahlen hätte sollen.
Die Beteuerungen von Hayek & Co., dass das damit verbundene Leid nur vorübergehend anhalten und dass „auf lange Sicht“ alles gut werden würde, boten wenig Erleichterung oder Trost. Keynes meinte dazu:
„Diese lange Sicht ist ein schlechter Führer in bezug auf die laufenden Dinge. Auf lange Sicht sind wir alle tot. Die Volkswirtschaft macht es sich zu leicht und macht ihre Aufgabe zu wertlos, wenn sie in stürmischen Zeiten uns nur sagen kann, daß, nachdem der Sturm lang vorüber ist, der Ozean wieder ruhig sein wird.“[31]
Die herrschende Klasse war nicht daran interessiert, einen freien Markt zu verantworten, der ganz offensichtlich nicht funktionierte. Stattdessen versuchte sie, den Kapitalismus vor sich selbst zu retten – und sie stützte sich dabei auf den Staat.
Das ist die Quintessenz des Keynesianismus: Er bietet eine „Lösung“ der Krise, bei der es darum geht, das Überleben des Kapitalismus sicherzustellen, ohne gleichzeitig gegen die Arbeiterklasse in die Offensive gehen zu müssen, womit sich die herrschende Klasse soziale Explosionen und politische Instabilität zu ersparen versucht.
Auf ähnliche Weise haben selbst die glühendsten Verfechter des freien Marktes während der Pandemie bei ihren Regierungen um Unterstützung gebeten. Nur wenige bürgerliche Ökonomen haben sich gegen die beispiellose Staatsintervention im Zuge der Corona-Krise ausgesprochen. Allein 17 Billionen Dollar an direkter finanzieller Unterstützung und Förderungen sind geflossen und weitere 10 Billionen Dollar wurden von den Zentralbanken in die Wirtschaft injiziert – alles, um das System zu stützen und einen totalen Zusammenbruch zu verhindern.
Dasselbe sahen wir auch nach dem Crash von 2008, als die kapitalistische Klasse um Rettungspakete für riesige Finanzmonopole bettelte, die als „too big to fail“ erachtet wurden. Als es darum ging, die Rechnung dafür zu bezahlen, haben sich dieselben Bosse und Banker natürlich aus dem Staub gemacht. Stattdessen sind es die Lohnabhängigen, die in den letzten zehn Jahren oder mehr die Kosten der Krise zahlen mussten.
Dank des Nachkriegsbooms war der Keynesianismus in der Politik und auf den Universitäten mehrere Jahrzehnte lang in Mode, bis diese Politik der staatlichen Anreize, der staatlichen Regulierung, des Nachfragemanagements und des Deficit-Spending in den 1970er Jahren scheiterte und nicht mehr weitergeführt werden konnte, was dem sogenannten „Neoliberalismus“ den Weg ebnete.
Die Reformisten haben sehr viel politische Verwirrung gestiftet, indem sie den „guten“ Keynes idealisieren und am „bösen“ Hayek kein gutes Haar lassen. Wir müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass der Keynesianismus und die Schule rund um Hayek nur zwei Seiten derselben liberalen, kapitalistischen Medaille darstellen.
Auch wenn sich Keynes und Hayek in den 1930er Jahren intellektuelle Schlagabtäusche lieferten, hatten die beiden weit mehr gemeinsam, als sie gerne zugegeben hätten.
Beide lehnten kategorisch und energisch eine sozialistische Revolution ab und positionierten sich auf der Seite des Kapitalismus und der herrschenden Klasse gegen die Arbeiterklasse. Außerdem verstanden sich beide als wahre Erben der klassischen Ökonomen und der Aufklärung. Beide stammten aus äußerst privilegierten Verhältnissen und sehnten sich nostalgisch nach einer Rückkehr der Viktorianischen Ära und des „Vergoldeten Zeitalters“ (die wirtschaftliche Blütezeit nach dem Sezessionskrieg in den USA, Anm.)
Weiters waren beide von einem für den bürgerlichen Liberalismus, den sie repräsentierten, charakteristischen Utopismus und Idealismus durchdrungen. Beide vertraten anstatt einer dialektischen und materialistischen Perspektive, eine eher mechanische und abstrakte Sicht auf die Ökonomie. Und was wirklich entscheidend ist, beide haben das kapitalistische System uneingeschränkt akzeptiert und verteidigt.
Ihre Differenzen betrafen mehr die Form dieses Wirtschaftssystems, wie die Frage „Staatsintervention versus freier Markt“ – nicht aber den Klasseninhalt. Dass es eine kapitalistische Ökonomie brauchen würde, stellten beide außer Zweifel.
Keynes sprach sich eindeutig für eine Marktwirtschaft aus, war aber besorgt über das Ausmaß, mit dem sich Laissez-faire-Prinzipien und Finanzkapitalismus durchgesetzt hatten. Hayek war zwar gegen Planung anstelle von Wettbewerb, aber nicht prinzipiell gegen staatliche Eingriffe und staatliche Wohlfahrtsprogramme.
Entscheidend ist, dass weder der Keynesianismus noch der „Neoliberalismus“ der Arbeiterklasse eine Perspektive bieten können. Keynesianische Versuche, den Kapitalismus zu regulieren, funktionieren nicht. Genauso ist der Ansatz, unser Leben und unsere Zukunft der Willkür – der „unsichtbaren Hand“ – des Marktes zu überlassen, ein Weg ins Elend und in die Katastrophe.
Freiheit und Notwendigkeit
Heute haben die meisten Libertären jeden Versuch, den Kapitalismus wirtschaftlich zu rechtfertigen, weitgehend aufgegeben. Stattdessen blieb vom Libertarismus nicht viel mehr als eine Reihe von moralistischen, individualistischen Vorstellungen von „Freiheit“, wie sie Hayek in Der Weg zur Knechtschaft skizzierte.
Hayeks Ideen und Argumente werden nicht nur an den meisten Universitäten gelehrt, sondern auch von verschiedenen gut finanzierten Think-Tanks und Instituten gefördert – ironischerweise werden diese meist von großen Geschäftsmonopolen (wie den Rockefellers) finanziert, die er zu verabscheuen beteuerte.
Als Gegenleistung für diese „Nächstenliebe“ des Großkapitals versorgten die VertreterInnen der Österreichischen Schule rechte Regierungen (von Thatcher bis Reagan) mit einem für sie bequemen theoretischen Feigenblatt, hinter dem sie sich verstecken konnten, als sie im Interesse des Kapitals daran gingen, die Gewerkschaften zu zerschlagen und die Rechte und Löhne der ArbeiterInnen anzugreifen.
Zusammenfassend gesagt: Es ist offensichtlich, dass die Ideen und „Theorien“ der Österreichischen Schule wenig Substanz haben. Aber das gilt auch für die libertären Appelle für die „Freiheit“.
In der Realität kann es innerhalb eines Systems, das außerhalb unserer Kontrolle liegt, für niemanden wirkliche Freiheit geben. Wir haben es mit einem System zu tun, das unkontrolliert, aufgrund historischer und wirtschaftlicher Notwendigkeit, entstanden ist und das uns nun seine Mechanismen aufzwingt; ein System, in dem die Wirtschaft und ihre Gesetze nicht für uns, sondern gegen uns arbeiten; ein System, in dem die wichtigen Entscheidungen nicht demokratisch getroffen werden, sondern von einer autoritären und der Bevölkerung nicht rechenschaftspflichtigen Elite von Bossen, Bankern und Milliardären. Dieses System ist eine Diktatur des Kapitals.
Für Hayek bedeutete Freiheit das Fehlen von politischem „Zwang“ gegen Individuen. Er weigerte sich, den sehr realen wirtschaftlichen Zwang, der der Arbeiterklasse durch die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus auferlegt wird, anzuerkennen. Mit anderen Worten, Freiheit war für ihn, dass die Bourgeoisie ohne Einschränkungen Geld machen kann.
Aber wie Engels in seiner brillanten Polemik gegen Eugen Dühring feststellte, wird wirkliche Freiheit nicht dadurch erlangt, dass wir uns vorstellen, frei von den innerhalb der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Natur geltenden Gesetzen zu sein, die blind hinter dem Rücken aller Individuen unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit wirken.
Vielmehr entsteht wahre Befreiung genau aus dem Verständnis dieser Gesetze und der Fähigkeit, zum eigenen Vorteil der Menschheit zu ändern. Freiheit, kurz gesagt, „ist die Einsicht in die Notwendigkeit“.
„Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebnen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen.
Es gilt dies mit Beziehung sowohl auf die Gesetze der äußern Natur, wie auf diejenigen, welche das körperliche und geistige Dasein des Menschen selbst regeln – zwei Klassen von Gesetzen, die wir höchstens in der Vorstellung, nicht aber in der Wirklichkeit voneinander trennen können.
Freiheit besteht also in der auf Erkenntnis der Naturnotwendigkeiten gegründeten Herrschaft über uns selbst und über die äußere Natur; sie ist damit notwendig ein Produkt der geschichtlichen Entwicklung.“[32]
Man kann sich beispielsweise vorstellen, ein Vogel zu sein, der wegfliegen kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man aus dem dritten Stock springen kann, ohne zu sterben.
Indem wir jedoch die Gesetze der Schwerkraft, der Bewegung, der Newtonschen Mechanik und der Aerodynamik verstehen, können wir Maschinen – Flugzeuge oder Drohnen – bauen, die es uns ermöglichen zu fliegen.
Die Bewegung der Gasmoleküle in einem Zylinder erscheint uns zufällig und unvorhersehbar. Dank einer Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen wissen wir heute aber, dass es Gesetze der Thermodynamik gibt, die die Dynamik eines solchen Systems mit bestimmten Beziehungen zwischen Temperatur, Druck, Volumen als Ganzes bestimmen.
Darüber hinaus können wir durch das Verständnis dieser Gesetze, die in einer Gasmasse enthaltene Wärme in Dampf umwandeln und damit Turbinen antreiben, die Strom erzeugen. Das war die Kraft, die hinter der Industriellen Revolution steckte und die die menschliche Gesellschaft und die Natur für immer verändert hat.
Das Gleiche gilt für die Ökonomie. Die Libertären haben jedoch kein Interesse daran, das kapitalistische System wissenschaftlich zu verstehen. Ihr Ziel ist es nicht, die Funktionsweise der Wirtschaft zu erklären, sondern die Lohnabhängigen zu täuschen und eine theoretische Rechtfertigung für die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Kapitalismus zu liefern.
Im Gegensatz dazu zielt der Marxismus darauf ab, die Welt wirklich zu verstehen, um sie ändern zu können; die Gesetze des Kapitalismus bewusst zu erkennen und zu verstehen – Gesetze der Notwendigkeit, die, wie Hegel sagt, „nur insofern blind sind, als sie nicht verstanden werden“ – damit wir sie durch eine Revolution stürzen und durch neue Gesetze ersetzen können, die auf sozialistischer Planung und Arbeiterdemokratie beruhen.
Unsere Aufgabe ist es, ArbeiterInnen und Jugendliche auf der soliden Grundlage marxistischer Theorie zu organisieren; uns mit den Ideen des Marxismus zu rüsten und uns auf die Revolution vorzubereiten.
Nur so kann sich die Menschheit aus den Fesseln befreien, die der Kapitalismus mit seiner chaotischen Entwicklung und Krisen uns anlegt – und, wie Engels sagt, „den Sprung vom Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit“ schaffen.
[1] Karl Marx (1864/1965): Marx an Carl Klings vom 4. Oktober 1864, in: MEW Bd. 31. Dietz Verlag, Berlin, S. 481.
[2] Janek Wasserman (2019): The Marginal Revolutionaries. Yale University Press, Yale, S. 41 – eigene Übersetzung.
[3] Karl Marx (1864/1968): Das Kapital – Band 1, in: MEW Bd. 23. Dietz Verlag, Berlin, S. 89.
[4] Wasserman: Marginal Revolutionaries, S. 28 – eigene Übersetzung.
[5] Eugen-Maria Schulak & Herbert Unterköfler (2011): The Austrian School of Economics: A History of Its Ideas, Ambassadors and Institutions. Ludwig von Mises Institut, Wien, S. 16 – eigene Übersetzung.
[6] Friedrich von Wieser (1884/1922): Über den Ursprung und die Hauptgesetze des Wirthschaftlichen Werthes. Harvard Law Library, Wien, S. 127.
[7] Schulak und Unterköfler: Austrian School, S. 19 – eigene Übersetzung.
[8] Ebd., S. 143 – eigene Übersetzung.
[9] Karl Marx (1859/1971): Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW Bd. 13. Dietz Verlag, Berlin, S.46.
[10] (Nikolai Bucharin (1919): Die politische Ökonomie des Rentners, online: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/bucharin/1919/rentner/1-grundlagen.htm#f19 (zuletzt aufgerufen: 24.01.2022).
[11] Wasserman: Marginal Revolutionaries, S. 103 – eigene Übersetzung.
[12]Ludwig von Mises (1932): Die Gemeinwirtschaft. Untersuchungen über den Sozialismus. Verlag von Gustav Fischer, Jena, S. 97f.
[13] Leo Trotzki (1936/2016): Die verratene Revolution. Mehring-Verlag, Essen, S. 61.
[14] Vgl. Friedrich Hayek (1935): Collectivist Economic Planning, Routledge, London.
[15] Trotzki: Verratene Revolution, S. 144.
[16]Leo Trotzki (1932): Sowjetwirtschaft in Gefahr, online: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1932/leo-trotzki-sowjetwirtschaft-in-gefahr (zuletzt aufgerufen: 24.01.2022).
[17] Ebd.
[18] Ebd.
[19] Trotzki: Verratene Revolution, S. 73.
[20] Leo Trotzki (1922): Die neue Wirtschaftspolitik Sowjetrusslands und die Perspektiven der Weltrevolution, online: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1922/nwp/03-kriegskomm.html (zuletzt aufgerufen: 24.01.2022).
[21] Friedrich Engels (1882/1973): Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: MEW Bd. 19. Dietz Verlag, Berlin, S. 224.
[22] Trotzki: Sowjetwirtschaft in Gefahr, online – angepasste Übersetzung.
[23] Ebd.
[24] Leigh Phillips und Michal Rozworski (2019): The People’s Republic of Walmart. Verso, London, S. 30f – eigene Übersetzung.
[25] Friedrich Engels (1882/1973): Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: MEW Bd. 19. Dietz Verlag, Berlin, S. 216.
[26]„Instant Economics: The real-time revolution“ (23. Oktober 2021), The Economist.
[27]Friedrich Hayek (1945/2014): Der Weg zur Knechtschaft. Lau-Verlag, München, S. 57.
[28] Engels: Utopie zur Wissenschaft, S. 220f.
[29] Karl Marx und Friedrich Engels (1848/1972): Das Manifest der Kommunistischen Partei, in: MEW Bd. 4. Dietz Verlag, Berlin, S. 468.
[30] Trotzki: Verratene Revolution, S. 69.
[31]John M. Keynes (1924): Ein Traktat über Währungsreform. Duncker & Humblot, München, S. 83.
[32] Friedrich Engels (1878/1962): Anti-Dühring, in: MEW Bd. 20. Dietz Verlag, Berlin, S. 106.