Universitäten. Die M.I.A.U. – Marxistische Initiative an der Uni – hat sich, wie berichtet, in Graz und Wien gegründet. Bis Ende Oktober sind nun jeweils drei von vier Veranstaltungen erfolgreich über die Bühne gegangen.
Der Marxismus, der in den 90er Jahren immer mehr zu einem Schimpfwort verkommen war, erlebt spätestens seit Ausbruch der aktuellen Krise ein Revival. Ereignisse, die lange Zeit oft nur abstrakt in kleinen Gruppen diskutiert wurden, wie große Arbeitskämpfe, Revolutionen, Konterrevolutionen und der Aufstieg und Fall von linksreformistischen Bewegungen, spielen sich heute ganz konkret vor den Augen der ganzen Menschheit ab. Eine gewisse Schicht, insbesondere in der Jugend, zieht in Anbetracht dieser Umstände schon heute weitreichende Schlüsse und ist bereit, sich ernsthaft mit den Grundlagen des Marxismus auseinanderzusetzen und diese in der Praxis anzuwenden. Dies ist auch und besonders für die Universitäten richtig. Befreit von dem direkten Druck des Elternhauses – wenn auch immer weniger vom Druck des Erwerbslebens – bleibt den StudentInnen die Freiheit, sich zu bewegen, zu organisieren und gegen das System politisch aktiv zu werden.
Ein gutes Beispiel und Vorbild liefert die britische Marxist Student Federation. Ausgehend von marxistisch organisierten Studierenden an einigen wenigen Universitäten zog sie mit Vorträgen, Workshops und ihrer praktischen politischen Arbeit rasch viele begeisterte UnterstützerInnen an. Mittlerweile ist sie an über 30 britischen Hochschulen aktiv und wächst weiterhin rasch. Ihr Ziel ist der Aufbau einer starken, politisch gut geschulten marxistischen Organisation, die in der Lage ist für die internationale sozialistische Revolution zu kämpfen. Dieses Ziel ist aber letztlich nur möglich, wenn sich die RevolutionärInnen auf die einzige Klasse in der Gesellschaft orientiert, die die Gesellschaft tatsächlich radikal verändern kann, namentlich die ArbeiterInnenklasse. Aus diesem Grund unterstützen die marxistischen StudentInnen auch Streikposten und sammeln Geld für Streikfonds. Außerdem wurde eine Kampagne lanciert, deren Ziel es ist, Firmen, die sogenanntes „Blacklisting“ betreiben (also keine GewerkschaftsaktivistInnen anstellen), von den Unis zu verbannen.
Beeindruckt von den Erfolgen ihrer britischen GenossInnen entschlossen sich die österreichischen MarxistInnen, die Marxistische Initiative an der Uni (M.I.A.U.) ins Leben zu rufen. Zur Vorbereitung wurden tausende Flyer verteilt, Plakate geklebt und mit KollegInnen diskutiert. Die ersten Veranstaltungen waren ein voller Erfolg. Dutzende Interessierte kamen und diskutierten teils eifrig mit. Einige KollegInnen nutzten die Gelegenheit, zum ersten Mal den Funke zu kaufen (und zu lesen) und manche äußerten unmittelbar den Wunsch, am Aufbau einer revolutionär-marxistischen Organisation mitzuwirken. Besonders gut aufgenommen wurde der interaktive Charakter der Veranstaltungen: In kleinen Arbeitsgruppen wurden marxistische Artikel und Klassiker gelesen und diskutiert, sodass alle KollegInnen die Möglichkeit hatten, sich in die Diskussion einzubringen.
Wir können daher das erste Monat des Bestehens der M.I.A.U. nur sehr positiv bewerten. Gleichzeitig werden wir uns aber nicht auf diesem Erfolg ausruhen. Im Gegenteil gilt es die positive Energie dazu zu nutzen, gemeinsam mit diesen neuen motivierten KollegInnen den Marxismus zu studieren und eine politische Aktivität (auf dem und abseits des Uni-Campus) zu entwickeln. Auf dieser Basis können wir es schaffen, in den kommenden Semestern noch größere und erfolgreichere Veranstaltungen zu organisieren und, ähnlich wie die britischen GenossInnen der MSF, den Grundstein für eine revolutionäre Organisation der ArbeiterInnen und der Jugend legen.