Politische Debatten, Solidarität mit den AntifaschistInnen in der Ukraine, ArbeiterInnenliedersingen, Sport und Polit-Quiz der besonderen Art – das brachte das heurige internationale Pfingstseminar der Funke-Strömung.
Bei sommerlicher Hitze kamen mehr als 85 TeilnehmerInnen ins MühlFunViertel nach Klaffer/Hochficht (OÖ). Zum 20. Mal fand heuer das Pfingstseminar statt. Obwohl die eingeladenen GenossInnen aus Bosnien, Serbien und Tschechien nicht kommen konnten, hatte das Seminar einen klar internationalistischen Charakter mit Gästen aus Deutschland, der Schweiz und Spanien. Einer der politischen Höhepunkte war dann auch das Plenum am Samstag Abend, wo Jorge Martin von www.marxist.com über die Entwicklungen in der Ukraine und Bedrohung von revolutionären AktivistInnen durch die faschistischen Banden referierte. In seiner Rede legte er den offen reaktionären Charakter der Regierung in Kiew offen, an deren Spitze der Oligarch Poroschenko steht und in der Faschisten ein gehöriges Wort mitzureden haben. Außerdem beschrieb er die Proteste im Donbass gegen die neue Regierung, die vor allem einen sozialen und demokratischen Charakter haben und mit der Zuschreibung des „pro-russischen Separatismus“, wie er in den bürgerlichen Massenmedien verwendet wird, nicht zu fassen ist. Die barbarische Gewalt gegen Linke, KommunistInnen und AntifaschistInnen, die Jorge am Massaker in Odessa und den ständigen Übergriffen z.B. gegen GenossInnen der marxistischen Organisation Borotba, ist ein Auftrag an uns, aktive Solidarität mit unseren GenossInnen in der Ukraine zu leisten. Alle waren sich einig, dass wir auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz antifaschistische Solidaritätsarbeit organisieren wollen.
Über das Wochenende gab es außerdem 16 Workshops zu den unterschiedlichsten Themen von marxistischer Krisentheorie über die Anwendung des dialektischen Materialismus in der Physik bis hin zu marxistischer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit oder die nationale Frage. Das Pfingstseminar versucht aber den Bezug zwischen Theorie und Praxis herzustellen. In mehreren Workshops diskutierten wir daher auch unsere praktische Arbeit, etwa in den Betrieben und Gewerkschaften. Auch die Rolle von Linken inner- und außerhalb der Sozialdemokratie wurde eingehend diskutiert. So war es besonders erfreulich, dass auch führende GenossInnen aus der Sozialistische Jugend beim Pfise vertreten waren. Nachdem die Spitze der SJ Oberösterreich mit Landessekretär Manuel Stolz und der Landesvorsitzenden Fiona Kaiser am Samstag angereist war, konnten wir am Sonntag Nachmittag dann auch Julia Herr, die neue Verbandsvorsitzende der Sozialistischen Jugend, beim Seminar begrüßen. Die sozialistische Jugendbewegung feiert heuer ihr 120jähriges Bestehen, mit Julia wollten wir über die zukünftige Arbeit der SJ diskutieren. Julia will die SJ als antikapitalistische und antifaschistische Kraft bzw. als vorwärtstreibender Teil der Linken in der Sozialdemokratie gegen die Große Koalition ausrichten, was wir voll und ganz unterstützen werden. Zwar zeigte die Diskussion, dass es noch viel Diskussion über den konkret einzuschlagenden Weg zur Erreichung dieser Ziele braucht, doch sind wir zuversichtlich, dass die Grundlage gelegt, diese Fragen solidarisch und demokratisch zu debattieren. Wie ein roter Faden zog sich in vielen Workshops und auch bei den Diskussionen danach die Frage nach den Perspektiven der Linken durch. Man merkt, dass derzeit vieles in Bewegung gerät und der Wunsch nach einer politischen Alternative zur Politik der ständigen Unterordnung der SPÖ-Spitze unter die Bedürfnisse des Kapitals nach einem organisierten Ausdruck drängt.
Ein absolutes Highlight des Seminars war das ArbeiterInnenliedersingen mit Gigs Buchinger, der uns mit der Gitarre durch die Geschichte der revolutionären Bewegungen führte. Im Laufe des Konzerts löste sich das Verhältnis Künstler – Publikum auf und der ganze Saal stimmte in die Lieder mit ein. Zu späterer Stunde übernahm dann noch Genosse Miguel Sánchez, der Vorsitzender von Izquierda Unida in Deutschland, die Gitarre und Mikro und spielte ebenfalls unter großer Beteiligung des Publikums revolutionäre Lieder aus Spanien und Lateinamerika.
Der letzte Abend stand ganz im Zeichen des Polit-Quiz „Sex, Drugs and Trotskyism“. Stefan Ka und Willi Koarl moderierten dieses Spektakel aus schrägem Humor und Fragen zu sinnlosem Wissen, das den feucht-fröhlichen Abschlussabend einleitete.
Die Mischung aus politischer Diskussion auf hohem Niveau, Freizeitgestaltung und gelebter Solidarität hat bei allen TeilnehmerInnen Eindruck gemacht und gerade bei denen, die zum ersten Mal dabei waren, den Funken zum Überspringen gebracht.