Mein Weg zum Kommunismus – Josef

In meiner Kindheit und Jugend verbrachte ich Zeit sowohl in Ägypten als auch in Österreich. Schon damals haben mich grundlegende Fragen beschäftigt: Warum herrscht in Ägypten so viel Armut, während in Österreich ein vergleichsweise hoher Lebensstandard existiert? Und wie könnte der Nahostkonflikt gelöst werden? Diese Fragen ließen mich nicht los, doch damals hatte ich noch keine politischen Antworten darauf. Von Josef El-Laban.
Schon in der Schule verlor ich die Illusion, dass traditionelle Vollzeitarbeit ein finanziell sicheres Leben garantieren könnte. Dennoch kannte ich mich mit Politik kaum aus. Als ich mich erstmals politisch engagierte, schloss ich mich den Junos, der Jugendorganisation der NEOS, an. Damals war ich ideologisch neoliberal geprägt und hoffte, dort Antworten zu finden. Doch nach einem Jahr musste ich feststellen, dass ich immer noch politisch ahnungslos war – und die wenigen Antworten, die mir gegeben wurden, oft auf rassistischen Annahmen beruhten. Zudem mangelte es dort an echten politischen Debatten. Vieles wirkte oberflächlich, und ich hatte das Gefühl, dass kritisches Hinterfragen nicht wirklich erwünscht war.
In dieser Zeit begann ich mich intensiver mit politischen Theorien auseinanderzusetzen. Ich las viel im Internet, beschäftigte mich mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen und fand zunehmend Gefallen an kommunistischen Ideen. Anfangs dachte ich, das nordische Modell der Sozialdemokratie wäre eine ideale Lösung: Es schien einen sozial gerechten Kapitalismus zu bieten, ohne die Gewalt der Sowjetunion. Doch mit der Zeit erkannte ich, dass auch dieses Modell auf der Ausbeutung der eigenen Arbeiterklasse und des globalen Südens basiert.
Je mehr ich mich mit der Geschichte und Theorie des Kommunismus auseinandersetzte, desto klarer wurde mir, wie stark die öffentliche Wahrnehmung durch jahrzehntelange antikommunistische Propaganda – der sogenannte „Red Scare“ – geprägt ist. Ich begann, diese Narrative zu hinterfragen, und mit der Zeit war ich vollkommen überzeugt: Der Kommunismus bietet die einzige konsequente Antwort auf die Ungerechtigkeiten, die mich seit meiner Kindheit beschäftigt hatten. Heute bin ich stolz darauf, mich als Kommunist zu bezeichnen.
Trotzdem war ich eine Zeit lang politisch inaktiv – bis ich eines Tages mit meinen Kopfhörern einen antikapitalistischen Podcast hörte. Darin hieß es, dass ein Kommunist, der sich nicht organisiert, nutzlos sei. Gleichzeitig fiel mein Blick auf einen Sticker mit der Aufschrift „Bist du Kommunist?““ Diese Kombination brachte mich zum Nachdenken und motivierte mich, es bei der RKP zu versuchen. Der massive Fokus auf Bildung und die intensive politische Arbeit, die ich daraufhin leisten musste, haben mich überzeugt, weiterzumachen.
(Funke Nr. 233/24.04.2025)