„Kommunismus, vor dem die Mächtigen Angst haben!“

Interview mit Christoph Pechtl, Spitzenkandidat der RKP-Studierenden (Uni Graz).
Christoph, was denkst du über den Zustand unserer Hochschulen?
Man beginnt das Studium voller Vorfreude. Will Lernen, die Welt verstehen und vielleicht sie auch verändern. Und dann setzt die Ernüchterung ein. Jede Studentin und jeder Student spürt am eigenen Leib, dass Hochschulen für die Arbeiterkinder Bildungsfabriken, aber für die Well Offs Eliteschmieden sind. Diese Selektion wird durch chronische Unterfinanzierung sichergestellt: überfüllte Hörsäle, fehlende Plätze in Pflichtkursen, Knock-out-Prüfungen usw. Wenn man das übersteht, geht einem im dritten Semester das Geld aus und man beginnt einen „Studentenjob“. Mittlerweile arbeiten ja ⅔ der Studenten neben dem Studium. Ein qualitatives und erfüllendes Lernen ist unter solchen Umständen unmöglich. Da ist es kein Wunder, dass ein Drittel der Studierenden nach 10 Jahren keinen fertigen Abschluss hat.
Was sind deine persönlichen Erfahrungen beim Studium?
Durch mein Philosophiestudium habe ich schnell gelernt, dass die Krise des Kapitalismus alle Seiten des Studiums durchdringt, auch den Lehrinhalt. Besonders „schlaue“ philosophische Strömungen wie der Postmodernismus sind deswegen so prominent in der Lehre, weil sie die Idee der Wahrheit und die Möglichkeit sich dieser immer mehr anzunähern einfach geradeaus verneinen. Es wird systematisch eingetrichtert, man könne die Welt gar nicht verstehen, und schon gar nicht verändern. So werden Ideen reproduziert, die Ausbeutung und Unterdrückung verewigen wollen.
Was wollen die RKP-Studierenden?
Der jetzige Politzirkus ist sich einig, dass wir für die Krise der Kapitalisten zahlen sollen. Es sei kein Geld für Bildung, Gesundheit und Pensionen für alle da. Aber gleichzeitig pulvert die Regierung Milliarden in Panzer und Raketen. Während 80% der Generation Z sagen, ihre größte Sorge sind die weltweiten Kriege, startet in ganz Europa eine krude Welle an Kriegspropaganda. Die linke ÖH-Exekutive verliert darüber einfach kein Wort. Wir stellen uns ganz klar gegen diese Kriegstreiber – wir wollen Bildung statt Bomben. Genauso sagen wir, dass man letztlich den Kapitalismus stürzen muss durch eine Revolution, um die Barbarei beenden zu können: ob eben Kriege, Klimawandel oder Femizide. Und gerade die Studentenschaft kann dabei eine zentrale Rolle spielen. Das sehen wir in vielen sozialen Kämpfen, jetzt gerade in Serbien, in der Türkei, in Griechenland, wo Studenten die Universitäten besetzen, Demonstrationen organisieren und einfach die Speerspitze sind im Kampf.
Aber wieso tretet ihr gerade bei den ÖH-Wahlen an, dafür interessieren sich ja die Wenigsten an den Unis, oder?
Im Regierungsprogramm ist vereinbart, dass Zugangsbeschränkungen fürs Studieren kommen, auch wenn die Form noch unklar ist. Aber wir können uns sicher sein, dass dieser Angriff und weitere Einsparungen kommen werden, auch wenn die Regierung zynisch Wien- und ÖH-Wahl abwarten wird, um diese zu verkünden. Dass die linken ÖH-Fraktionen hier schweigen, ist fahrlässig. Nicht nur das. Sie schüren aktuell sogar Illusionen, dass eine kommende Regierung „progressive Hochschulpolitik“ umsetzen wird.
Das genaue Gegenteil ist richtig. Die Studentenschaft wird gezwungen sein, zu kämpfen, und sie wird kämpfen. Wir bereiten dies politisch vor, schlichtweg indem wir die Wahrheit sagen. In der jüngeren Geschichte der österreichischen Studentenbewegungen, ab 1996, 2000, zuletzt 2009, sind diese stets in Widerspruch zur ÖH gekommen: Wer bestimmt die Form des Protestes, wer legt die Forderungen fest & führt die Verhandlungen? Die Erfahrung zeigt, dass die ÖH versucht, diese Kämpfe in „sichere Bahnen“ zu lenken und sie in sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen versanden zu lassen – wodurch verhindert wird, dass die Studentenschaft ihre Kampfkraft ganz entfalten kann. Kommunistische Mandatare würden genau diese institutionelle Stellvertreter-Logik blockieren.
Es gibt schon zwei kommunistische Listen den KSV-Lili und KSV-KJÖ. Warum eine dritte?
Beide dieser Listen gehören der KPÖ an und teilen auch deren politischen Ansatz. Die KPÖ versucht durch karitative Hilfe wie kostenlose Essensausgaben denjenigen zu helfen, „die sich nicht selbst helfen können“. An den Hochschulen stellen die Studentenlisten dann bspw. Räume für Diskussion zur Verfügung, unterstützen politische Initiativen finanziell oder vermitteln Anwälte und Rechtsberatung. Das ist löblich, aber unzureichend. Kommunisten haben vor allem die Aufgabe, Selbsthilfe zu erleichtern, indem man Einsicht in die wirklichen Verhältnisse ermöglich. Man muss sich einfach trauen, die Wahrheit zu sagen, und standhaft bleiben wenn es den Kapitalisten und ihren Medien nicht passt.
Der KSV-LiLi ist auch politisch völlig bankrott. Als die Herrschenden in Österreich bedingslose Solidarität mit dem Genozid in Gaza einforderten, spielte der KSV-LiLi die Hilfspolizei an den Hochschulen. Er schob eine mediale Hetzkampagne gegen die Palästina-solidarischen Studierende an und verbreitete widerlichste Lügen, wie, dass Gefahr für jüdische Mitstudenten von ihnen ausgehe. In Wien haben sie damit direkt die Drecksarbeit für Rektorat & Polizei gemacht. Der KSV-KJÖ ist eine stalinistische Organisation mit all den historischen Fehlern, die dazugehören, wie dem österreichischen Patriotismus und dem Schwenken der Nationalflagge. Dieser Kuddelmuddel zeigt, wie tief die politische Krise des historisch vom Stalinismus geprägten kommunistischen Spektrums ist. Ich denke, es ist völlig offensichtlich, dass wir wieder Kommunismus in der Tradition der Russischen Revolution von 1917 und der frühen Kommunistischen Internationale brauchen. Kommunismus, vor dem die Mächtigen Angst haben.
Wie kann man die RKP-Studierenden unterstützen?
Man sollte unsere Kampagne unterstützen und uns wählen. Ein revolutionär-kommunistisches Mandat bedeutet, einen stärkeren Hebel der Bewegung im Kampf gegen Rassismus, Einsparungen und Aufrüstung zu haben. Aber selbst wenn wir nicht in der ÖH vertreten sein sollten, ändert das nichts an unserer Politik. Uns geht es nicht um Posten und Karrieren, sondern darum, Kommunistinnen und Kommunisten zu organisieren, um die Gesamtbewegung zu stärken. Es ist kein Zufall, dass wir die an Aktivistinnen und Aktivisten größte kommunistische Liste sind. Ich bin nur einer von Dutzenden RKP-Studierenden in ganz Österreich. Wenn du unsere Ideen richtig findest, mach mit! Wenn du sie interessant findest, tritt mit uns in Diskussion!