Im privaten Gesundheits- und Sozialbereich (SWÖ) liegt eine konkrete Lohnforderung für die Kollektivvertrags-Verhandlungen vor. +15% und ein Mindestbetrag von 350€ ist das Ziel der Gewerkschaften GPA und vida. Jetzt gilt es darum zu kämpfen! Von Sarah Ott.
Das kleine Verhandlungsteam der Gewerkschaften war zunächst ohne konkrete Lohnforderung in die Verhandlungen gegangen. In Wien wurde daraufhin auf einer BR-Konferenz abgestimmt, dass wir eine substanzielle Lohnforderung von +750€ Fixbetrag brauchen und auch Streiks organisieren müssen. Diese Forderungen hat das Verhandlungsteam nicht aufgegriffen, doch +15% sind Ausdruck dessen, dass der Druck von unten groß ist.
Aber selbst das zu erreichen wird nicht einfach sein, denn die Arbeitgeber haben bereits klar signalisiert, dass sie nicht bereit sind, unsere Forderung zu erfüllen. Sie sind lediglich zu einem Inflationsabgleich bereit, ihr Angebot ist momentan +7,5% und das trotz der Tatsache, dass aufgrund des letzten 3-Jahresabschlusses bereits jetzt ein massiver Reallohnverlust besteht.
Damit es nicht wieder zu einem Abschluss kommt, mit dem die Beschäftigten nicht einverstanden sind, brauchen wir die Kontrolle über unsere Arbeitskämpfe. Wiener Betriebsräte fordern daher eine Urabstimmung, bevor ein Kollektivvertrag abgeschlossen wird. Damit ist sichergestellt, dass wir so lange kämpfen können, bis wir selbst mit dem Verhandlungsergebnis einverstanden sind. Solche Urabstimmungen gilt es bereits jetzt gemeinsam vorzubereiten und selbstorganisiert durchzuführen.
Wir sind kampfbereit
In Wien haben bereits in mehreren Betrieben Betriebsversammlungen stattgefunden. Bei diesen hat sich gezeigt, dass die Belegschaften durchaus kampfbereit sind. Überall wurde sich nahezu einstimmig für Kampfmaßnahmen bis zum Streik ausgesprochen. In Wien werden bereits konkrete Aktionen geplant. So findet am 8. November eine Demo statt, für die einige Betriebe bereits Teilstreiks organisieren.
Aber nicht nur im SWÖ werden Aktionen geplant, auch die anderen Branchen bereiten sich auf Auseinandersetzungen vor. Es wäre die Aufgabe der Gewerkschaft, diese Kämpfe nicht getrennt voneinander stattfinden zu lassen, sondern zusammenzuführen. Die Forderungen für die Herbstlohnrunden liegen überall am Tisch. Die Metaller wollen +10,6%, der Handel ebenfalls +10%, die Eisenbahner und die Ordensspitäler fordern einen Fixbetrag von +500€ und im SWÖ werden +15% mit einem Mindestbetrag von +350€ gefordert.
Für alle gilt, dass die jetzt gestellten Forderungen eigentlich das absolute Minimum sind, damit sich unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht enorm verschlechtern. Mit einer gemeinsamen Forderung für einen General-KV für alle Branchen hätte eine Bewegung organisiert werden können, die die ganze Gesellschaft durchdringt. Doch auch so werden all diese Forderungen in einer branchenübergreifenden, koordinierten Streikbewegung an Schlagkraft gewinnen und den Arbeitgebern zeigen, wer wirklich den Laden am Laufen hält. Wir wollen jedenfalls die Forderungen erkämpfen und keinen faulen Kompromiss!
Die Autorin ist Funke-Unterstützerin und Betriebsrätin im SWÖ. Wenn du Fragen zu Streiks oder Urabstimmungen hast und selbst aktiv werden möchtest, melde dich: redaktion@derfunke.at
(Funke Nr. 208/25.10.2022)
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Sarah richtete eine Solidaritäts-Botschaft an die Betriebsversammlung der Aufzügler am 20.10.2022. Für einen gemeinsamen Kampf aller Branchen!