Steiermark: Massenentlassungen am laufenden Band


Die Entlassungswelle rollt durch die Steiermark. Wir sagen: Nein zum Stellenabbau! Kampf um jeden Arbeitsplatz! Von Phillip Pöllinger
Aus den Gerüchten wurde Gewissheit. Herbert Eibensteiner, CEO der Voestalpine mit einem Jahresbezug von ca. 4,5 Mio. Euro, bestätigte am 12.11., dass an den Standorten Kindberg und Mürzzuschlag insgesamt 340 Stellen gestrichen werden. Jeder Fünfte muss gehen. Nur zwei Tage später gab die Heidenbauer Gruppe ihre Insolvenz bekannt. Nur zwei der vier Standorte sollen fortgeführt werden, 129 Kollegen werden abgebaut. Und am 17.11. folgte schließlich der dritte Schlag: Wollsdorf Leder im Bezirk Weiz verkündete, 150 der 371 Beschäftigten zu entlassen – vor allem Tagespendler aus Slowenien und Ungarn. Teile der Produktion sollen ins Ausland (Mexiko) verlagert werden.
Die österreichische Industrie befindet sich in einer tiefen Krise. Grund dafür ist die sinkende heimische Profitabilität bei gleichzeitiger globaler Überproduktionskrise. Eibensteiner führt aus: „Wir sind mit hohen US-Zölle von 50 Prozent konfrontiert, auch mit steigenden Energie- und Arbeitskosten, sehen aber keine wirklich spürbaren Entlastungen in naher Zukunft.“
Die Gewerkschaft PRO-GE setzt dieser Entlassungswelle nichts entgegen. Das Hinnehmen von mehrjährigen Reallohnverlusten, um derart Arbeitsplätze zu sichern, entpuppte sich sofort als Sackgasse. Statt nun einen Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze zu führen, wird lediglich an Sozialplänen gearbeitet. Wenn man sich den Profitinteressen kampflos unterordnet, gibt es kein Limit nach unten mehr! Die einzelnen Arbeiter werden vereinzelt und zu Rohmaterial für die Ausbeutung degradiert. Der Betriebsrat bei Wollsdorf Leder erläutert die Sackgasse, in die man sich manövriert hat: „Das erste Anliegen ist, dass diese Personen, die ja nicht viel verdienen, zumindest für diese arbeitslose Zeit ein bisschen mehr Geld in der Hand haben, damit sie das Leben leichter bewältigen können.“
Die SPÖ versucht in der Bundesregierung, die Wirtschaft anzukurbeln. Von Seiten der KPÖ vernimmt man nicht mehr als niedergeschlagenes Bedauern. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler spricht von einem „schweren Schlag für die Region“, KPÖ-Gemeinderat in Mürzzuschlag Franz Rosenblattl von einer Katastrophe für alle Beteiligten. Alle diese Ansätze sind nicht nützlich.
Kollegen der Voestalpine in Mürzzuschlag berichten von einer gedrückten Stimmung im Betrieb. Die Mitarbeiter dehnen auch ihre Pausen aus, um sich über neue Jobmöglichkeiten auszutauschen.
Die RKP sagt: Wenn die Unternehmen behaupten, sich die Löhne ihrer Beschäftigten nicht mehr leisten zu können, sollen sie ihre Geschäftsbücher offenlegen, damit ihre Behauptungen überprüft werden können. Sollten sie sich tatsächlich in wirtschaftlicher Not befinden, können durch die Verstaatlichung der Unternehmen alle Arbeitsplätze gesichert werden. Dafür müssen die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Kampf im Betrieb und in der ganzen Region organisieren. Standort und Arbeiterfamilien statt Profitgier!
(Funke Nr. 239)