Freiheit für unsere Genossen in Gilgit Baltistan

Genosse Ehsan Ali und mehrere andere führende Mitglieder des Awami Action Comittees (AAC) wurden im Mai verhaftet. Seitdem sind sie Folter, politischem Druck und miserablen Haftbedingungen ausgesetzt. Das AAC war seit 2014 die gewählte Führung zahlreicher Massenbewegungen in Gilgit-Baltistan. Von Valentin Iser.
Gilgit-Baltistan ist der nördlichste Teil der von Pakistan kontrollierten Gebiete in der umstrittenen Region Kaschmir, auf die auch Indien und China Ansprüche erheben. Obwohl es formal einen Sonderstatus besitzt und keine offizielle Provinz ist, steht es faktisch unter militärischer Kolonialverwaltung durch Pakistan. Trotz seiner reichen Rohstoffvorkommen – etwa an seltenen Erden, Industriemetallen und Wasserkraft – herrscht dort extreme Armut. Die Region ist wirtschaftlich und politisch völlig abhängig.
2014 kam es in Gilgit-Baltistan zu einer riesigen Massenbewegung. Auslöser war die Streichung von Weizensubventionen, erzwungen vom IWF – in einer Region, die fast gänzlich auf Importe aus Pakistan angewiesen ist und wo der lokale Weizenanbau gezielt durch profitablere Cash Crops verdrängt wurde. Das AAC, ein Bündnis mehrerer Organisationen, übernahm die Führung und konnte die Bewegung ausweiten. Es kam zu einem Generalstreik, der die ganze Region erschütterte. Alle Geschäfte und Schulen waren geschlossen, selbst der Karakorum Highway – die wichtigste Verkehrsverbindung – wurde blockiert. Kinder spielten dort Cricket, während in den Protestcamps Gemeinschaftsküchen entstanden. Religiöse und ethnische Spaltungen traten in den Hintergrund – Sunniten und Schiiten kämpften Seite an Seite.
Seitdem führte das AAC erfolgreich mehrere große Bewegungen an, letztes Jahr erneut gegen hohe Lebensmittel- und Energiekosten (ähnlich wie auch im benachbarten „Azad Kaschmir“ – wir berichteten in Funke Nr. 224).
Die Regierung musste immer wieder Zugeständnisse machen und kann die Bewegung nur mit schärfster Repression am Boden halten. Zuletzt stellten die Behörden AAC-Vorsitz Ehsan Ali auch unter Überwachung durch das Antiterrorgesetz.
Besonders viele junge Menschen schließen sich der Bewegung an. Ehsan Ali und seine Genossen treten offen mit kommunistischen Ideen auf und bauen die Inqalabi Communist Party auf, unsere Schwestersektion. Es gibt regelmäßig Seminare und Treffen zu sozialistischen Themen.
Nun plant das lokale Regime einen weiteren Einschnitt: Der 2025 verabschiedete „Land Reforms Act“ soll gemeinschaftliches genutztes Land – darunter Seen, Flüsse, Weideflächen, Gletscher und Berge – in Staatseigentum überführen. Das öffnet Spielräume für Privatisierung, Landraub und Vertreibung der lokalen Bevölkerung, die diesen Grund seit Generationen bestellen und nützen.
China ist bereits aktiv an der Ausplünderung der Region beteiligt und auch Trump plant jetzt einen Rohstoffdeal mit Pakistan. Es ist also naheliegend für den pakistanischen Staat, diese großteils unangetastete Region auszubeuten. In Zeiten, in denen sich die kapitalistische Krise zuspitzt, müssen die ärmsten Regionen den größten Preis zahlen. Die lokale Regierung hat keine Hemmungen, diese imperialistischen Projekte durchzusetzen. Nur die Massenbewegung, angeführt vom AAC, kann das aufhalten. Ehsan Ali war genau auf dem Weg zu einem Treffen, um den Kampf gegen diese „Landreform“ zu organisieren, als er festgenommen wurde.
Ein Angriff auf die Arbeiterbewegung in Gilgit-Baltistan ist auch ein Angriff auf uns alle – nur der Sturz des Kapitalismus weltweit kann die imperialistische Barbarei stoppen. Deswegen haben Genossen der RKI in allen Sektionen Kundgebungen vor pakistanischen Botschaften abgehalten, E-Mails und Briefe geschrieben. Sie fordern die sofortige Freilassung der Inhaftierten. Auch prominente Stimmen der Arbeiterbewegung sowie Gewerkschaften haben Solidarität gezeigt, etwa Chris Smalls, Gründer der Amazon Labor Union, oder Ferat Koçak, Bundestagsabgeordneter der Linken sowie hunderte Politiker, Aktivisten oder Gewerkschafter. Auch in Wien protestierten wir bereits zwei Mal vor der pakistanischen Botschaft.
Wir geben nicht auf, bis unsere Genossen frei sind! Deswegen rufen wir alle dazu auf, uns zu helfen:
(Funke Nr. 235/09.07.2025)