Am 27. September fanden in 170 Ländern auf der ganzen Welt gewaltige Klimastreiks, hauptsächlich von Schülerinnen und Schülern, statt.
Auch in Österreich beteiligten sich laut Angaben von Fridays for Future (FfF) 150.000 Menschen. Funke-UnterstützerInnen und andere AktivistInnen im ganzen Land bildeten unter dem Slogan „Klima retten, Konzerne enteignen, Kapitalismus abschaffen“ mit eigenen Transparenten Blocks auf den Demonstrationen, um auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Kapitalismus aufmerksam zu machen. Wir sammeln hier einige Berichte von den Demonstrationen und von der Mobilisierung an Schulen für die Streiks. Lies hier unsere Analyse: Wie weiter nach dem Earth Strike: „Umweltpartnerschaft“ oder Klimarevolution?
Wien
Der Earth-Strike in Wien war eine wahre Massendemonstration mit zehntausenden TeilnehmerInnen. Die VeranstalterInnen sprechen von 80.000, auf jeden Fall aber war es die bisher größte FfF-Demo in Wien! Nachdem die Landesschuldirektion erklärt hatte, dass es sich um eine schulbezogene Veranstaltung handelt, kamen oft ganze Klassen mit ihren Lehrkräften.
Es gab drei Treffpunkte für einen Sternmarsch zum Karlsplatz. Der antikapitalistische Block am Christian-Broda-Platz konnte sich so nur mit äußerster Mühe formieren, nachdem der Platz und die angrenzende Straße völlig überfüllt waren und ständig neue Streikende ankamen. Trotzdem sorgte der Block, an dem letztendlich über 70 Personen beteiligt waren, mit seinem lauten und radikalen Auftreten für Enthusiasmus bei vielen Umstehenden. Verschiedenste antikapitalistische und klassenkämpferische Slogans wurden gerufen; es zeugt von der aufgeheizten Stimmung, dass „One solution – revolution“ zu den beliebtesten zählte.
Generell wurde deutlich, dass die Erfahrungen der letzten Monate viele SchülerInnen radikalisiert haben: Unser Transparent wurde sehr häufig mit einem Daumen Hoch quittiert und abfotografiert. In persönlichen Diskussionen reagierten viele SchülerInnen begeistert auf unsere Aussagen, dass der Klimawandel und der Kapitalismus untrennbar zusammenhängen und der Klimawandel nur durch einen Systemwandel aufgehalten werden kann!
Flo
Bregenz
Die Klimastreik-Demo in Bregenz war die größte, die Vorarlberg seit Jahrzehnten gesehen hat – es nahmen lt. Polizei 4.000, laut FfF 6.000 Menschen teil. Dabei beteiligten sich SJ Vorarlberg- AktivistInnen und Funke-UnterstützerInnen innerhalb von FfF energetisch an der Organisierung des Streiks. Vor allem nahmen letztendlich SchülerInnen, aber auch LehrerInnen teil. In Vorarlberg bildeten VertreterInnen der Gewerkschaften einen eigenen Block. Das ist ein Ergebnis davon, dass auf unsere Initiative hin eine enge Verbindung von FfF mit den Gewerkschaften gesucht wurde.
Es gab – wie auch in den anderen Bundesländern – einen antikapitalistischen Block mit etwa 30 TeilnehmerInnen. Slogans wie „Klimaschutz heißt Klassenkampf – macht den Monopolen Dampf!” oder “Bei den Banken sind sie fix – für das Klima tun sie nix!” wurden nicht nur überwiegend positiv aufgenommen, sondern wurden auch von DemonstrantInnen außerhalb unseres Blocks mitgerufen.
Auf der anschließenden Kundgebung vor dem Landhaus wurden Reden gehalten – darunter auch von Genossen David Walch, der sehr deutlich aufzeigte, warum Konzerne und der Kapitalismus Schuld haben an der Klimakrise in der wir stecken und dass die Lösung dieses Dilemmas die Enteignung dieser Konzerne und eine demokratische geplante Wirtschaft sind. Das war die erste Rede des Tages, die tatsächlich lauten Applaus fand.
Direkt nach der Kundgebung fanden sich ca. 130 der DemoteilnehmerInnen im Jugendhaus Between zu einer Podiumsdiskussion mit zur Wahl antretenden Parteien ein. Die von der Moderation gestellten Fragen zielten klar darauf ab, das vorherrschende wirtschaftliche System in Frage zu stellen. Diese Fragen wurden von den PolitikerInnen am Podium sehr ausweichend behandelt – teilweise wurde das bestehende System offensiv verteidigt. Besonders hervorgetan hat sich dabei die grüne Kandidatin Nina Tomaselli, die betonte, dass Konzerne an sich eben nicht das Problem sind, sondern dass diese sich nicht an die Regeln halten und Profit mit nicht nachhaltigen Energiequellen erwirtschaften, anstatt mit erneuerbarer Energie.
Sonja
Salzburg
Auf 5-6.000 Demonstrierende kamen in Salzburg ca. 25 Teilnehmende am antikapitalistischen Block, der mit einem 10 Meter langen „Klima retten – Kapitalismus zerschlagen- Konzerne enteignen“-Transpi ausgestattet war. Grund für die doch recht geringe Zahl ist das große Engagement der AntikapitalistInnen bei FfF selbst, wodurch sie sich im Demozug verteilen und anderen Aufgaben nachgehen mussten. Dafür gab es dann zum Beispiel eine systemkritische Kundgebung, in der vor allem die enge Zusammenarbeit von PolitikerInnen und führenden, umweltschädlichen Konzernen und die unzureichende Vertretung unserer Anliegen in der parlamentarischen Politik thematisiert wurde.
Aufgenommen wurde der Block zwar größtenteils mit kritischen Blicken der Umstehenden, ein paar stimmten aber auch in ein paar der lautstarken Parolen ein. In Salzburg waren aufgrund des Nachmittagstermines fast mehr Erwachsene als SchülerInnen zur Demo gekommen. Die Polizeipräsenz bei der Demo war enorm niedrig, wobei einige Polizisten in Zivil auftraten. Hingegen war die Medienpräsenz deutlich höher, es wurden Interviews geführt, allerdings nur mit den OrganisatorInnen. Hier wurde vom ORF eine wachstumskritische Antwort auf eine Frage zu einem möglichen Systemwandel gesendet.
Abgesehen davon waren die Medien allerdings eher weniger kritisch und hielten sich mit der Berichterstattung insgesamt eher zurück. Überraschendster Auftritt war allerdings ohne Zweifel der eines stadtbekannten Rechtsextremen und „Journalisten“, der mit zwei Kameraden und Schildern wie „Umweltschutz ist Heimatschutz“ und „Volle Flugzeuge für Abschiebungen“ aktiv versuchte zu provozieren und die Demo zu stören. Er versuchte offensichtlich, eine Story zur Diffamierung der FfF-Bewegung als eine von „Linksextremen“ benutzte Plattform, um gegen Rechte vorzugehen, zu bekommen.
Dies ist im Endeffekt durch zwei Vorfälle – die Zerstörung eines FPÖ-Plakats und die Bedrohung des Provokateurs durch angeblich 7 Personen aus dem „KPÖ-Block“ – gelungen. Beides wurde über verschiedene Kanäle (Krone, FPÖ, Twitter, rechtsextreme Seiten und Zeitungen) als angeblicher Skandal von FfF gepusht und führte auch zu einer Distanzierung von FfF Österreich von den zwei Vorfällen, bedauerlicherweise nicht aber vom Auftritt des Rechtsextremen.
Nach Diskussionen und Aufarbeitung der Geschehnisse bekennt sich die Salzburger Regionalgruppe nun selbst als antifaschistisch, antirassistisch und antisexistisch, was einstimmig beschlossen wurde.
Katharina
Linz
Laut Organisatoren nahmen 9.000 Menschen an der Demonstration in Linz teil, auf der eine kämpferische Stimmung herrschte. Funke-UnterstützerInnen zeigten dabei auf der Demonstration eine dezidiert antikapitalistische Perspektive auf. So wurden etwa Unterschriften für das antikapitalistische Kurzprogramm (für einen Generalstreik gegen den Klimawandel; für kostenlosen öffentlichen Verkehr statt einer CO2-Steuer; für eine Klimabewegung, die sich offensiv gegen Konzerne, Profitstreben und Kapitalismus stellt) gesammelt. Oft unterschrieben ganze Gruppen und es ergaben sich angeregte Diskussionen darüber, wie es mit der Klimabewegung weiter gehen kann.
Stefan
Graz
Der Grazer Earth Strike fand bei gutem Wetter statt. Laut FfF nahmen ca. 8.000 Menschen teil, was die bisher größte Demo in Graz darstellt. Das waren offensichtlich mehr, als die OrganisatorInnen erwartet hatten. Dies führte zu einigen organisatorischen Problemen, etwa dass die Reden auf dem Tummelplatz bereits vorbei waren, als der Demozug noch nicht zur Gänze angekommen war.
Funke-UnterstützerInnen organisierten einen antikapitalistischen Block auf der Demonstration. Die Parole „Streik in der Schule, Uni und Fabrik – das ist unsere Antwort auf eure Politik” wurde dabei besonders gut auf- und zum Teil übernommen.
Markus
Berichte aus Schulen
Mit der ersten Schulwoche gründeten wir im BRG9/Wien ein Streikkomitee, welches sich das grundsätzliche Ziel, auf die Demo am 27.9. zu mobilisieren, gesetzt hat. Dafür wurde aber auch das Programm „Profit zerstört den Planeten – für eine antikapitalistische Klimabewegung“ (siehe: www.derfunke.at) im Komitee diskutiert. Insgesamt 6 der Komiteemitglieder unterschrieben und unterstützten das Programm.
Durch das Komitee wurde bestimmt, sich am 27.9. vor der Schule zu treffen, um dann gesammelt auf den Demotreffpunkt am Westbahnhof zu gehen. Auch wenn viele schlussendlich individuell auf die Demo gingen, konnte ein Block von ca. 80 Leuten aufgebracht werden. Es wurde auf einige Details in der Vorbereitung und Planung vergessen (z.B.: Wann hält wer welche Reden? Wie kommt man pünktlich zum Demotreffpunkt?). Trotzdem muss man sagen, dass die Mobilisierung der Schule auf Basis unseres Schülerkomitees ein voller Erfolg war!
Anna
Auch die Herbststraße/Wien beteiligte sich massenhaft am Earth Strike. Durch Flyer, die im Vorhinein verteilt wurden und überall in der Schule hingen, lief die Streikteilnahme sehr geordnet ab. Man traf sich zur ausgemachten Zeit vor der Schule und bevor es losging, liefen nochmal einzelne SchülerInnen durch die Klassen, um verbleibende SchulkollegInnen zu mobilisieren. Auf dem Weg zur U-Bahn-Station, welche uns zum Treffpunkt Westbahnhof bringen sollte, wurden schonmal lautstark die Demosprüche eingeübt. „Wir sind hier – wir sind laut – weil ihr uns die Zukunft klaut“ und „Brecht die Macht der Banken und Konzerne“, hallte es also am frühen Mittag durch Ottakring. Auch als man die U-Bahn-Station verließ wurde es nicht leise. Auf dem Weg nach draußen zeigte man den anderen U-Bahn-Passagieren mit weiteren Demosprüchen wie „Bei den Banken sind sie fix, für das Klima tun sie nichts“ was man von der Politik hält. Die Teilnahme war ein Erfolg, mit über 100 SchülerInnen, die die Klimademo enthusiastisch verstärkten!
Lukas