Die Jugend holt sich ihre Zukunft zurück. In den letzten Monaten brachen in mehreren Ländern Jugendbewegungen aus, die auch als „Gen Z-Revolutionen“ bezeichnet werden. Erst vor zwei Monaten stürzte die Revolution in Bangladesch die Diktatorin Hasina und wenige Wochen später erstürmten in Indonesien im Zuge von Jugendprotesten gegen eine antidemokratische Verfassungsreform die Massen die Tore des Parlaments. In Kenia kämpfte die Jugend gegen ein Spardiktat der Regierung und siegte. Inspiriert davon traten in Nigeria Jugendliche in den Kampf gegen die explodierende Inflation. Von Mio Purgathofer.
In all diesen Ländern macht die Generation Z (Geburtsjahr 1995-2010) einen Großteil der Bevölkerung aus, und die Proteste zeigen, welche Macht die Massen haben, wenn sie sich in Bewegung setzen. Unsere Generation wird in diese Kämpfe gezwungen: Insbesondere in Ländern, die vom Imperialismus überausgebeutet werden, haben junge Menschen bisher nur Krisen erlebt. Die Jugend war schon immer ein Barometer für die Stimmung in der Gesellschaft. Sie muss nicht nur ihre eigene Aussichtslosigkeit im Kapitalismus, sondern auch die der vorherigen Generationen, deren Hoffnung auf ein gutes Leben im selben System zerstört wurde, ertragen. Das alles führt dazu, dass die Gen Z in zunehmendem Maße jede Angst und jeden Respekt vor der herrschenden „Ordnung“ verliert.
Der Krieg in Gaza und die heuchlerische Haltung der Herrschenden hat Millionen auf dem ganzen Globus politisiert. Während die Medien und alle Parteien immer und immer wieder Israel einen Freibrief erteilen, müssen wir live dieses grausame Massaker mitansehen. Weltweit fanden 174 Palästina-Protestcamps statt, bei denen die Jugend in der ersten Reihe stand und sich nicht von der Polizeirepression einschüchtern ließ.
Krise, Klimakatastrophe und Krieg
In Österreich mag die Lage nicht so zugespitzt sein wie in Kenia oder Bangladesch. Doch auch hier plagt die Jugend eine ähnliche Aussichtslosigkeit. Studieren, ohne nebenbei zu arbeiten, können sich mittlerweile die wenigsten leisten. Mieten machen für Studierende den größten Anteil ihrer Ausgaben aus und sind seit 2006 um fast 80% gestiegen. Die Teuerung nagt an unserem Lebensstandard. Auch nach dem Studium bleiben die Aussichten düster, der jüngste Anstieg der Arbeitslosigkeit macht auch vor Akademikern keinen Halt. Dazu kommen noch die immer lauter werdenden Forderungen nach einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Die Zukunft im Kapitalismus verspricht nur Unsicherheit.
Ein Blick in die Nachrichten könnte einen fast glauben lassen, dass wir uns dem Weltuntergang nähern. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sorgen für Tod und Zerstörung, ein Ende ist nicht in Sicht. Kurz nach einem von Hitzerekorden geprägten Sommer hat ein Unwetter in halb Europa für riesige Überschwemmungen und etliche Tote gesorgt. Die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel wurde uns deutlich vor Augen geführt.
Unter diesen Bedingungen ist es überhaupt nicht überraschend, dass psychische Probleme unter Jugendlichen in den letzten Jahren explosionsartig angestiegen sind. 67% der Jugendlichen in Schulen fühlen sich depressiv und mehr als ein Viertel hat schon über einen Selbstmord nachgedacht. Auf einen Therapieplatz muss man bis zu neun Monate warten, für viele ist es bis dahin schon zu spät.
Und die herrschende Politik hat auf all diese Krisen keine Antwort. Selbst die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung Sabrina Prochaska meint, „die Jungen glauben den Politikern nicht, dass sie sich um ihre Probleme kümmern werden, damit es auch in Zukunft ein gutes Leben für sie geben wird.“ Das bringt zum Ausdruck, was die Mehrheit der Jugendlichen denkt und spürt. Egal wer die nächste Bundesregierung bildet, ändern wird sich nichts. Ganz im Gegenteil!
Revolution
Die riesigen Jugendproteste der letzten Monate zeigen aber, dass wir dem Krisenkapitalismus nicht hoffnungslos ausgeliefert sind. Der Kapitalismus schafft die Bedingungen dafür, dass Revolutionen in einem Land nach dem anderen auf der Tagesordnung stehen, und das weltweit. Das ist der Grund, warum auch wir die Erfahrungen der jüngsten „Gen Z-Revolutionen“ genau studieren sollten.
In Bangladesch führten die Studenten die Revolution an. Als die friedlichen Proteste gegen die Wiedereinführung einer Quotenreform für Jobs im öffentlichen Dienst mit Tränengas, Wasserwerfern und Schüssen beantwortet wurden, zogen die Studenten schnell die richtige Schlussfolgerung: Die Regierung und das ganze System müssen weg! Sie riefen zu einem Generalstreik und zu Massenprotesten auf, die die Polizei, das Militär und die Diktatorin wegfegten. Gäbe es in Bangladesch eine starke revolutionäre kommunistische Partei, könnten die Arbeiter und Unterdrückten heute leicht die Macht übernehmen und einen Ausweg aus der kapitalistischen Misere nehmen. Die Arbeiterklasse hat die kollektive Kraft, gemeinsam Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen zu halten und das Potenzial, den Kapitalisten die Macht zu entreißen, also den Kapitalismus zu stürzen.
Die Jugend wird in kommenden revolutionären Bewegungen eine zentrale Rolle dabei spielen. Der russische Revolutionär Leo Trotzki formulierte es so:
„Nur die frische Begeisterung und die Angriffslust der Jugend können die ersten Erfolge im Kampf sichern; nur diese Erfolge können die besten Elemente der alten Generation auf den Weg der Revolution zurückkehren lassen. So war es bisher und so wird es immer sein.“
In Österreich sind wir in keiner revolutionären Situation, aber auch hier spitzen sich die gesellschaftlichen Widersprüche immer weiter zu. Ohne klassenkämpferische Bewegungen auf der Straße werden wir auch bei uns keine Verbesserungen sehen.
Nach den Wahlen kommt eine Regierung der sozialen Angriffe auf uns zu. Die EU-Kommission fordert Einsparungen von 11,7 Mrd. €. Auch wenn noch nicht feststeht, von welcher Koalition (Schwarz-Blau oder Schwarz-Rot-NEOS) die Arbeiterschaft zur Kasse gebeten wird, steht fest, dass eine Anhebung des Pensionsalters, Einschnitte im Sozialsystem, Steuersenkungen für Konzerne etc. in den nächsten Jahren auf der Tagesordnung stehen.
Dagegen hilft nur der Klassenkampf! Der Kommunismus bietet die Antwort auf die großen Fragen und Probleme, die die junge Generation im Kapitalismus zerdrücken.
- Für eine weltweite Planwirtschaft! Die Klimakrise kann nur gelöst werden, wenn für die Menschheit und mit Blick auf die Erhaltung des Planeten statt nach der Profitlogik produziert wird!
- Für die Enteignung der Banken, Konzerne und Immobilienhaie!
- Nur ein Sturz des Kapitalismus im Nahen Osten kann ein freies Palästina und eine Überwindung der religiösen und nationalen Spaltung sicherstellen! Ein Frieden zwischen allen Völkern kann nur durch die Überwindung des Imperialismus auf der ganzen Welt passieren.
- Jetzt müssen wir uns organisieren, um uns auf die kommenden Kämpfe vorzubereiten. Jetzt müssen wir für unsere Zukunft kämpfen! Schließ dich den Revolutionären Kommunisten an!
(Funke Nr. 227/07.10.2024)