Die Sozialistische Jugend Mödling (SJMD) unterstützt – zumindest vorerst – die Kampagne der Verbandsorganisation zum Thema Sucht und Drogen mit dem Titel „Lieber bekifft ficken als besoffen fahren, nicht. Eine Stellungnahme im internen Diskussionsforum der SJ sollte unsere Vorgangsweise erklären und die innerorganisatorische Diskussion anheizen. Hier sollen die zentralen Inhalte dieser Stellungnahme kurz zusammengefasst werden.
Im Zuge der aktuellen Sucht- und Drogenkampagne der Sozialistischen Jugend Österreich (SJÖ) war geplant, im Juni in ganz Österreich Pickerl mit dem Kampagnentitel „Lieber bekifft ficken als besoffen fahren, auszuteilen. Auch wenn diese „niederschwelligen, Materialien nicht die einzigen zur besagten Kampagne sind (so gibt es beispielsweise auch eine gut ausgearbeitete Broschüre zum Thema), hat sich die Sozialistische Jugend Mödling in ihrer Sitzung dazu entschlossen, die Pickerl nicht zu verteilen und somit die Kampagne nicht zu unterstützen.
Unsere Kritik bezieht sich keineswegs auf die im Zuge der Kampagne gestellten Forderungen oder Teile davon – auch wenn gerade ein Diskussionsprozess zur Legalisierung von weichen Drogen in der SJMD im Gang ist. Die Frage, die sich uns aufdrängt ist, warum gerade die Legalisierungsforderung so in den Vordergrund gerückt wird, sind doch viele andere, aus suchtpräventiver Sicht, um Welten wichtiger. Eben diese Überlegungen haben uns zu einer grundlegenden Kritik an der Konzeption der Kampagnen und der Arbeit der SJÖ (bzw. der SJNÖ) im Allgemeinen geführt.
Konzept der Kampagne
Der Sinn eines so provokanten Slogans wie „Lieber bekifft ficken als besoffen fahren, liegt ganz klar darin, so viele Jugendliche wie möglich anzusprechen, die dann durch die Teilnahme an Seminaren, Aktionstagen, usw. in die Organisation eingebunden und durch EinsteigerInnenseminare (den Bil-dungszyklus) politisiert werden sollen.
Die Folge dieses Konzeptes ist eine extrem heterogene Mitgliedschaft – von den politisch sehr interessierten und aktiven bis zu Leuten, die, z.B. kiffen einfach cool finden und deswegen die SJ unterstützen. In der Praxis funktioniert der Erstkontakt sehr gut – mit diesem Teil des Konzeptes scheint es wahrlich keine Probleme zu geben -, doch der Rest geht nicht wirklich auf. Wenn beispielsweise die SJNÖ auch sehr viele Mitglieder stellt und auf einen riesigen Pool an SympathisantInnen verweisen kann, so ist die Anzahl der in Gruppen organisierten AktivistInnen sehr gering. Doch was bedeutet das für eine Bilanz, wenn wir mit dieser Konzeption anscheinend nicht fähig sind, Jugendliche dort wo sie sind (Ortsgruppen bzw. an Schulen, Betrieben, Unis“…) zu organisieren? Wenn Entscheidungen nicht von der Basis getragen werden? Wenn innerorganisatorische Demokratie durch fehlendes Interesse der Mitgliedschaft schlicht unmöglich ist? Unsere Antwort auf eine derartige Entwicklung kann es nur sein, einen anderen Weg einzuschlagen.
Die Alternative
Es scheint schlicht unmöglich zu sein, auf dem direkten Weg jede/n x-beliebige/n Jugendliche/n für unsere Anliegen zu interessieren und ihn/sie dazu zu bewegen, aktiv zu werden. Das bisherige Konzept führt – wie schon erwähnt – zu einer Mitgliedschaft, die sich in großen Teilen mit unseren Zielen überhaupt nicht identifizieren kann. Die mittelfristige Folge wird wohl eine Entpolitisierung bzw. Rechtsentwicklung der gesamten Organisation sein. Daher meinen wir, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, interessierte Jugendliche anzusprechen und mit diesen zusammen politische Arbeit an der Basis leisten. Um jede aktive Gruppe bildet sich ein Umfeld, das man relativ leicht politisieren kann bzw. muss – so können Teile der Jugend aktiviert werden, die dazu sonst vielleicht nie bereit wären.
Wir wollen nichts anderes, als dass die Sozialistische Jugend zu ihren Inhalten steht und diese offensiv nach außen vertritt. So sprechen wir Jugendliche an, bei denen wir reale Chancen haben, sie als aktive AktivistInnen in die Organisation einzubinden. Eine derartige Vorgangsweise würde das Schwergewicht der Arbeit und Verantwortung verlagern – weg von den Landessekretariaten, hin zu den Gruppen und in weiterer Folge auch zu den Landesvorständen.