Am gestrigen Eröffnungstag des Alternativen-Gipfels gab es für Ruben Linares, einem der nationalen Koordinatoren der UNT, wieder ein dichtes Programm. Neben einem Betriebsbesuch bei der OMV und Interviews trat er bei einer spannenden Diskussion im Favoritner Arbeiterheim auf.
Schon am Morgen besuchte Ruben Linares die OMV in Gänserndorf und traf sich dort mit dem stellvertretenden Betriebsrat der Arbeiter und dem Betriebsratsvorsitzenden der Angestellten. Nach einer informativen Diskussion sicherten ihm die Betriebsräte ihre Solidarität und materielle Unterstützung zu. Anschließend bekam Ruben auf den Erdölfeldern eine interessante Führung. Angesichts der großen Bedeutung der Erdölwirtschaft in Venezuela war uns die Herstellung eines engeren Kontaktes zu den Betriebsräten der OMV, Österreichs größtem Energiekonzern, ein wichtiges Anliegen beim Aufbau eines Solidaritätsnetzes zwischen den Gewerkschaften unserer beiden Länder.
Zurück in Wien wurde Ruben Linares von FM4 über die Rolle der UNT im revolutionären Prozess in Venezuela interviewt.
Am Abend fand dann im Arbeiterheim in Favoriten, Wiens ältestem Arbeiterheim, eine sehr spannende Diskussionsveranstaltung über die venezolanische Gewerkschaftsbewegung statt. 80 Gäste verfolgten gespannt die Ausführungen von Ruben Linares und Stalin Perez, einem weiteren nationalen Koordinator der UNT, der kurzfristig noch aufs Podium geholt wurde.
Ruben skizzierte vor allem den revolutionären Prozess in Venezuela beginnend mit dem Caracazo 1989, dem Aufstand gegen die neoliberalen Diktate durch den IWF, über die Massenbewegung gegen den Putschversuch in den Apriltagen 2002 über die Bewegung gegen die Aussperrungen und Sabotageakte in der Erdölwirtschaft, die zu ersten Erfahrungen mit Arbeiterkontrolle führten, als die ArbeiterInnen selbständig die Industrie weiterführten. Er erklärte wie die Einnahmen aus der Erdölwirtschaft zur Finanzierung der Sozialprogramme genutzt werden.
Stalin Perez, der von einigen als „einer der bekanntesten linken Kritiker, von Hugo Chavez präsentiert wird, erklärte überraschenderweise, dass Hugo Chavez der Führer des revolutionären Prozesses in Venezuela ist und seine Wiederwahl Ende dieses Jahres mit den angepeilten 10 Millionen Stimmen einen wichtigen Schritt vorwärts für die revolutionäre Bewegung in Venezuela bedeuten würde.
Beide Redner gaben einen interessanten Einblick in das Funktionieren ihres Gewerkschaftsverbandes, der UNT. Vor allem die demokratische Kultur in der UNT könnte gerade angesichts der gegenwärtigen Debatten im ÖGB als Vorbild dienen. In der UNT müssen die Gewerkschaftsführer regelmäßig gegenüber den ArbeiterInnen bei Massenversammlungen Rechenschaft ablegen und dürfen nicht mehr als einen Facharbeiterlohn verdienen. Damit soll der Entstehung einer abgehobenen Kaste an der Spitze der Gewerkschaft vorgebeugt werden. Am kommenden Kongress der UNT Ende Mai sollen diese Prinzipien in Form eines Statuts beschlossen werden.
Interessante Diskussionsbeiträge folgten. Vor allem der Beitrag von Jose Antonio Hernandez von der JSR zeigte einen Weg auf, wie der Kampf für den Sozialismus in Venezuela geführt werden sollte. Dabei rückte er vor allem die Bewegung der besetzten Betriebe und die revolutionären Formen der Arbeitermitverwaltung in den Mittelpunkt.
Ruben Linares und Stalin Perez endeten ihre Schlussworte mit einem Aufruf an die internationale Solidarität aller ArbeiterInnen und meinten, dass der Prozess in Venezuela auch in anderen Ländern der Linken Auftrieb geben wird.
Franz Koskarti, Betriebsrat bei der Wiener Gebietskrankenkassa und einer der Organisatoren der Veranstaltung, beendete mit einer sehr kämpferischen, von internationalistischem Geist gehaltenen Schlussrede diesen spannenden Abend.