Zohran Mamdani versetzt die Wall Street in Panik

Zohran Mamdani erschütterte das amerikanische Establishment, als er im Juni einen Erdrutschsieg bei den demokratischen Vorwahlen für die New Yorker Bürgermeisterwahl einfuhr. Sein Wahlsieg zeugt von massenhafter Wut und Hoffnung auf Reformen, um das Leben wieder leistbar zu machen. Dafür muss er jedoch mit den Demokraten brechen. Von Sonja Kopf.
Noch im Februar stand der Sozialist Mamdani in Umfragen bei nur 1% der Stimmen. Im Juni gewann er die Vorwahl mit der höchsten absoluten Stimmenzahl der Geschichte.
Mamdani sprach mit Trump-Wählern und verstand: Hinter dem angeblichen „Rechtsruck“ steht in Wirklichkeit eine tiefe Anti-Establishment-Stimmung angesichts der Erosion des Lebensstandards. Durchschnittliche Trump-Wähler sind keine Faschisten, sondern Arbeiter, die den einzigen Kandidaten gewählt hatten, der ihre Wut aufgriff. Dort setzte Mamdani mit seinem Programm an, das verspricht, das Leben in der Stadt endlich wieder leistbar zu machen: mit dem Einfrieren von Mieten, kostenlosem öffentlichen Nahverkehr, gratis Kinderbetreuung und Supermärkten in Stadteigentum. International positioniert er sich für die Sache der Palästinenser. Innerhalb weniger Monate konnte er zehntausende freiwillige Wahlkampfhelfer hinter sich versammeln.
Zohrans Erfolg wurde ständig begleitet von Angriffen des bürgerlichen Establishments und der Medien, die mit allen Mitteln versuchen, ihn zu diskreditieren. Die New York Times schrieb, Mamdanis Anti-Polizei-Haltung würde Chaos und Kriminalität auf New Yorks Straßen bedeuten, sein Programm würde Brotschlangen vor Supermärkten bringen. Donald Trump charakterisierte ihn (falsch) als „100% kommunistischen Verrückten”.
Am bemerkenswertesten und dennoch wenig überraschend sind die Angriffe seitens der Demokraten, die mit aller Macht versuchen, nun ihren eigenen Kandidaten zu sabotieren und zu verhindern. Zahlreiche namhafte Geldgeber und Vertreter der eigenen Partei nannten ihn „unqualifiziert”, „zu extrem” und „die absolut falsche Wahl” inklusive Ankündigungen seine Vorhaben (z.B. Steuererhöhungen) zu blockieren. Sie stellen sich stattdessen hinter die geprüften Kandidaten Adams und Cuomo – beide in breiten Schichten diskreditiert und korrupt. Ein Erwachen der Massen ist, was Mamdanis Gegner in Angst und Schrecken versetzt.
Die Herrschenden fürchten eine geeinte und mobilisierte Arbeiterklasse, angetrieben von der Hoffnung auf Reform. Sie fürchten auch, dass ihnen die Kontrolle über die Demokratische Partei entgleitet. Nach der Übernahme der Republikanischen Partei durch Donald Trump verbleibt als Säule der Stabilität nur die Demokratische Partei – das soll auch weiterhin so bleiben. Dass die Demokraten ihren bürgerlichen Klassencharakter wechseln und sich zu einer Partei der Arbeiterklasse mausern, ist ausgeschlossen. Doch ein Sieg Mamdanis würde weit über New York hinaus Eindruck machen, die Wut anheizen und den Weg für weitere Anti-Establishment-Kandidaten bereiten.
In den nächsten Monaten werden nicht nur diese verlogenen Angriffe zunehmen, sondern auch Versuche, Mamdani zu „entschärfen“. Hinter verschlossenen Türen wird Druck auf ihn ausgeübt, um ihm Zugeständnisse abzuringen und das zeigt bereits Wirkung: Im Juli sicherte er bei einem Treffen mit 150 „Wirtschaftsführern“ zu, seine Anhänger davon „abzubringen“, den Slogan „Globalize the Intifada“ zu verwenden. Wir Kommunisten warnen: Kein Zugeständnis wird für die Kapitalisten der Wall Street genug sein!
Darauf angesprochen, dass das Partei-Establishment ihm die Unterstützung verweigert, beharrt Mamdani darauf, den Dialog zu suchen und betont seinen Willen, „unsere Partei zu vereinen.” Das läuft darauf hinaus, die Arbeiterklasse mit den Bankern der Wall Street zu vereinen. Die Arbeiterklasse braucht eine klassenunabhängige Position und ein Werkzeug um zu kämpfen – kurzum: Sie braucht eine Arbeiterpartei!
Anstatt sich dem Partei-Establishment anzubiedern, muss Mamdani der Tatsache ins Auge blicken, dass die Demokraten politische Repräsentanten des Klassenfeindes sind. Mamdani sagte bei einem Treffen der DSA (Democratic Socialists of America) 2021, dass das Ziel nicht sei, nur das Klassenbewusstsein zu heben, sondern den Sozialismus zu erkämpfen. Wir stimmen ihm zu – das in einer durch und durch kapitalistischen Partei zu versuchen, ist aber nicht nur sinnlos, sondern auch schädlich.
Zohran Mamdani hat es in der Hand, mit den Demokraten zu brechen und seine 50.000 Wahlkampfhelfer in einer eigenen Partei zu organisieren, die nicht den Kompromiss mit den Kapitalisten sucht, sondern sich einzig gegenüber der Arbeiterklasse zu verantworten hat. Darüber hinaus könnte er die 1,2 Millionen Mitglieder des NYC Central Labor Council dazu aufrufen, sich dieser neuen Partei anzuschließen, und so eine echte Arbeiterpartei in der größten Stadt der USA gründen. Das würde nicht nur in New York, sondern überall in den USA Wellen schlagen – das Potenzial ist immens. Das ist die Grundlage für einen entschiedenen Klassenkampf von unten und für die Lösung der Probleme der Arbeiterklasse – eine Planwirtschaft unter Arbeiterkontrolle!
(Funke Nr. 236/28.08.2025)