Zohran Mamdani gewinnt: Wie geht es weiter im Kampf gegen die Milliardäre?
Die Wahl von Zohran Mamdani zum Bürgermeister von New York City ist einer der bedeutendsten Siege eines sozialistischen Kandidaten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. In der „Hauptstadt des Kapitalismus“ – der größten Stadt des mächtigsten imperialistischen Landes der Welt – stimmten über eine Million Menschen für einen selbsternannten demokratischen Sozialisten, was die New York Times zutreffend als „Welle der Unzufriedenheit mit dem Establishment“ bezeichnete. Revolutionary Communists of America
Die Bedeutung dieses politischen Erdbebens kann kaum überschätzt werden. Seit Bernie Sanders 2015 seine erste Präsidentschaftskampagne startete, haben sozialistische Ideen Einzug in die amerikanische Arbeiterklasse gehalten. Aber Zohrans Sieg ist eines der deutlichsten Zeichen für den enormen Wandel im Massenbewusstsein, der sich in den letzten zehn Jahren vollzogen hat.
Vor nur neun Monaten war Zohran mit einem Umfragewert von 1 % noch ein nahezu Unbekannter. Doch seine Forderungen nach einer Mietbremse für regulierte Wohnungen, kostenlosen Bussen, bezahlbarer Kinderbetreuung und Supermärkten im Eigentum der Stadt – ganz zu schweigen von seiner Opposition gegen Israels Völkermords im Gazastreifen – fanden schnell breite Unterstützung. Er baute eine starke Basis von 42.000 freiwilligen Unterstützern auf, die ihm zu einem sensationellen Sieg in den Vorwahlen der Demokraten über den Favoriten des Establishments – der schlussendlich von Trump unterstützt wurde – Andrew Cuomo verhalf.
Seitdem ist seine Unterstützerbasis auf 104.000 Menschen angewachsen. Gemeinsam klopften sie im Vorfeld der Wahlen an drei Millionen Türen und tätigten 4,4 Millionen Telefonate. Die New Yorker Sektion der Democratic Socialists of America (DSA) – die rund 10.000 Mitglieder in der ganzen Stadt hat, inklusive Zohran selber – bildete das Rückgrat dieser Unterstützerbasis.
Letztendlich war Cuomos 40 Millionen Dollar schwere Kampagne, mit ihren ständigen Angriffen gegen Mamdani im Fernsehen und im Radio, kein Gegner für Zohran. Er konnte die Wut von Millionen von New Yorkern aus der Arbeiterklasse über die steigenden Lebenskosten, die absurde Vermögensungleichheit und die abscheulichen Verbrechen Israels mit Unterstützung des US-Imperialismus kanalisieren und auf dieser Grundlage eine große Zahl von freiwilligen Helfern mobilisieren.
Zohran gewann die Stimmen vieler Angestellter, aber auch die Mehrheit der einkommensschwachen Stadtteile. Dazu gehörte auch der Sieg in einem großen Teil der Bronx, wo mehr als ein Viertel der Einwohner in Armut lebt.
Laut der Mamdani-Kampagne erklärten sich 6.568 Menschen spontan bereit, sich für ihn ehrenamtlich zu engagieren, nachdem sie von Wahlhelfern angesprochen worden waren. Weitere 8.389 Menschen erklärten sich nach Telefonanrufen bereit, mitzuarbeiten. Das zeigt, wie groß die Begeisterung für einen Kandidaten ist, der als echter Kämpfer für diejenigen angesehen wird, denen lange Zeit eine politische Stimme verwehrt blieb. Vor allem betonte sein Programm die Notwendigkeit, „die Lebenskosten für die Arbeiterklasse in New York zu senken“.
Das Etikett „demokratischer Sozialist“ war kein zufälliger Faktor, sondern ein zentraler Bestandteil von Zohrans Erfolg. Eine CNN-Wahltagsbefragung ergab, dass 85 % der Wähler (ca. eine Million) von Mamdani sich selbst als „demokratische Sozialisten“ betrachten. Insgesamt identifizierten sich 25 % der New Yorker Wähler mit diesem Label. Davor ging aus einer Umfrage vom September hervor, dass bundesweit 74 % derjenigen, die sich als wahrscheinliche Demokraten-Wähler sehen, „demokratischen Sozialismus“ als den Begriff ansehen, der ihrer politischen Sichtweise am nächsten kommt.
Zohran gewann außerdem:
All das bestätigt, was die Revolutionäre Kommunistische Internationale seit Trumps Wiederwahl im letzten Jahr sagt: Die US-amerikanische Arbeiterklasse ist nicht im grundlegenden Sinne „nach rechts gerückt“. Vielmehr treibt die Krise des amerikanischen Kapitalismus und vor allem die Krise der US-Wirtschaft die Arbeiter in die Arme von Anti-Establishment-Politikern, die bereit sind, den Status quo in Frage zu stellen.
Der zunehmende Reiz des linken und rechten Populismus ist ein verzerrtes Spiegelbild der verzweifelten Suche nach Lösungen für die Probleme, mit denen alle Arbeiter konfrontiert sind. In diesem Fall sehen wir eine besondere Situation, in der ein selbsternannter Sozialist innerhalb der kapitalistischen Demokratischen Partei kandidiert, da es in den USA keine Massenarbeiterpartei gibt.
In einer Stadt, in der zionistische Demokraten seit Jahrzehnten das Sagen haben, ist die Wahl von Zohran auch ein wichtiger Sieg für die Solidaritätsbewegung mit Palästina. Tatsächlich wurde Zohrans Forderung, Benjamin Netanjahu als Kriegsverbrecher zu verhaften, sollte er nach New York zurückkehren – von den bürgerlichen Medien als absurde Idee abgetan – von 63 % der Wähler in den Vorwahlen unterstützt.
In seiner Siegesrede, die er mit einem Zitat des großen amerikanischen Sozialisten Eugene Debs begann, versprach Zohran, seine kühnen Versprechen einzulösen:
„Wenn wir in 58 Tagen das Rathaus betreten, werden die Erwartungen hoch sein. Wir werden sie erfüllen. Ein großer New Yorker hat einmal gesagt, dass man im Wahlkampf mit Poesie wirbt, aber mit Prosa regiert. Wenn das wahr sein muss, dann soll sich die Prosa, die wir schreiben, dennoch reimen, und wir eine strahlende Stadt für alle bauen. Und wir müssen einen neuen Weg einschlagen, der ebenso mutig ist wie der, den wir bereits gegangen sind.
Der Hausverstand würde euch schließlich sagen, dass ich weit davon entfernt bin, der perfekte Kandidat zu sein. Ich bin jung, trotz meiner Bemühungen, älter zu werden. Ich bin Muslim. Ich bin demokratischer Sozialist. Und das Schlimmste von allem: Ich weigere mich, mich für irgendetwas davon zu entschuldigen.“
Vor dreißig Jahren wäre das alles in den USA absolut undenkbar gewesen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte die amerikanische herrschende Klasse triumphierend, der Sozialismus gehöre der Vergangenheit an. Aber es war ein Pyrrhussieg. Wir leben heute in einer völlig anderen Welt. Alle noch bestehenden Vorurteile, dass die amerikanische Arbeiterklasse irgendwie unempfänglich für sozialistische Ideen sei, können endgültig ad acta gelegt werden. Es ist ganz offensichtlich, dass sozialistische Politik in diesem Land wieder auf der Tagesordnung steht.
Unmittelbar nach Bekanntwerden seines Wahlsiegs berichteten die Medien von ausgelassenen Feierlichkeiten in überfüllten Bars in Brooklyn und Queens. Die New Yorker DSA veröffentlichte ein triumphales Plakat mit der Aufschrift „Der Sozialismus siegt“.
Zohrans Wahl ist zweifellos ein symbolischer Sieg gegen den Kapitalismus und den Zionismus. Aber jetzt ist nicht die Zeit, sich zurückzulehnen. Die Realität ist, dass der echte Sozialismus noch nicht gesiegt hat. Es steht ein langer, harter Kampf gegen die Kapitalisten New Yorks und die gesamte herrschende Klasse der USA bevor.
Seit seinem Sieg bei den Vorwahlen im Juni drohen die Bosse mit einem Kapitalstreik gegen ein von Zohran geführtes New York. Trump hat angedeutet, dass er der Stadt Bundesmittel vorenthalten werde. Die Gouverneurin des Bundesstaates New York, Kathy Hochul – eine Demokratin, die Zohran zögerlich unterstützt hat, um sich Einfluss zu verschaffen – hat immer wieder angedeutet, dass sie jede neue Steuer für Reiche blockieren werde. Unterdessen hat die bürgerliche Presse Hunderte von Artikeln veröffentlicht, in denen Zohran verleumdet und angegriffen wird.
Der Druck der Demokratischen Partei, der bürgerlichen Medien, der 300.000 Mann starken Stadtverwaltung sowie der Vermieter und Kapitalisten wird von nun an nur noch zunehmen. Cuomo mag zwar besiegt worden sein, aber Hunderte hochrangiger Stadtbeamter bleiben auf ihren Posten und werden unter einem Bürgermeister Zohran weiterhin für die Interessen der Kapitalisten und Vermieter kämpfen.
Zohran Mamdani ist allem Anschein nach von dem aufrichtigen Wunsch motiviert, die Lebenskosten für normale Menschen zu senken. Aber die Geschichte zeigt, dass gute Absichten nicht ausreichen, um die Gesellschaft zu verändern. Um erfolgreich zu sein, brauchen wir ein wissenschaftliches Verständnis davon, wie die kapitalistische Gesellschaft funktioniert und mit welcher Art von Feind wir es zu tun haben. Aus diesem Grund hat sich die RCA stets gegen Sozialisten ausgesprochen, die als Demokraten kandidieren – einer institutionellen Partei des Klassenfeindes. Wir feiern zwar gemeinsam mit der Mehrheit der New Yorker Arbeiterklasse die Niederlage des Establishment-Kandidaten, konnten aber Zohran nicht unterstützen, solange er für die Demokratische Partei kandidierte.
Zohran begibt sich auf feindliches Terrain und braucht eine ernsthafte Strategie, um erfolgreich zu sein. Zunächst einmal sollte er seine eigenen früheren Aussagen über die Ziele der sozialistischen Bewegung im Hinterkopf behalten. Wie er 2021 auf einer YDSA-Konferenz sagte:
„Der Zweck dieses gesamten Projekts besteht nicht nur darin, das Klassenbewusstsein zu schärfen, sondern den Sozialismus zu erkämpfen. Und natürlich ist die Schärfung des Klassenbewusstseins ein wichtiger Teil davon. Aber wir müssen sicherstellen, dass wir Kandidaten haben, die das sowohl verstehen als auch bereit sind, dafür einzutreten … Wir müssen weiterhin mehr Sozialisten wählen. Und wir müssen sicherstellen, dass wir uns für unseren Sozialismus nicht entschuldigen.“
Zohran hatte vollkommen Recht, als er das sagte. Die gesamte Geschichte beweist, dass Schwäche gegenüber dem Klassenfeind nur zu Aggressionen einlädt. Nur eine Strategie des mutigen, kompromisslosen Klassenkampfs – die sich ausschließlich auf die Stärke der Arbeiterklasse stützt – kann erfolgreich sein.
Allerdings muss gesagt werden, dass Zohran seinen eigenen Rat bisher nicht befolgt hat. Seit den Vorwahlen im Juni haben die Kapitalisten alles daran gesetzt, ihn zu zügeln, und in einer Reihe von Treffen hinter verschlossenen Türen hat Zohran ihnen freundlich Gehör geschenkt. Wie das New York Times Magazine im Oktober ausführlich berichtete:
„[Seit Juni] hat Mamdani eine Art zweite Vorwahl durchgeführt, indem er sich heimlich mit einflussreichen Persönlichkeiten der Stadt getroffen hat, um Unterstützung zu gewinnen und seine Hauptkonkurrenten auszuschalten … Einiges davon wurde berichtet. Das meiste jedoch nicht.
Seit Monaten trifft sich Mamdani privat mit ehemaligen Führungskräften der Stadtverwaltung, Geschäftsleuten, Leitern von New Yorker Kunst- und Kulturinstitutionen und skeptischen lokalen Demokraten. Die Gespräche werden als Kennenlerngespräche mit dem neuen politischen Star dargestellt. Aber sie dienen auch einem doppelten Zweck, wie Personen mit Kenntnis der Gespräche berichten. In ihnen hat Mamdani versucht, sich als eine neue Art von Linkem zu präsentieren, als jemand, der zuhört, seine Schwächen versteht und bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Er hat seinen Mangel an Managementerfahrung eingeräumt und um Rat gefragt. Er hat nach Gemeinsamkeiten gesucht …
Robert Wolf, Mitglied der Partnership for New York City und wichtiger Spendensammler für die Demokratische Partei, sagte, er würde jetzt mit dem Kandidaten schreiben und dass er so zu einem informellen Pulsmesser für die Finanz- und Geschäftswelt der Stadt geworden sei. Wolf traf sich diesen Monat auch für eine Stunde mit Mamdani in dessen Wahlkampfbüro, als persönliche Fortsetzung eines einstündigen Zoom-Meetings im August.
‚Zohran ist für mich eher ein progressiver Kapitalist‘, sagte Wolf und fügte hinzu, dass er durch ihre privaten Gespräche davon überzeugt sei, dass Mamdani die Bedeutung eines florierenden Privatsektors in seinem New York verstehe.“
Die Financial Times berichtete am Vorabend der Wahlen ähnliches:
„Mamdani hat seit den Vorwahlen hart daran gearbeitet, seine Sympathien zu verbreitern und den New Yorkern zu beweisen, dass er kein Hitzkopf ist. Er hat sich intensiv um Wählergruppen bemüht, die seiner Kampagne zunächst feindlich gegenüberstanden, wie beispielsweise Großunternehmen und die Wall Street.
Anfangs schreckte er die vermögende Elite ab, indem er versprach, die Steuern für die reichsten Einwohner und Unternehmen New Yorks zu erhöhen. Er schlug eine Steuer von 2 % auf Einkommen über 1 Million Dollar vor, die 4 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen generieren würde, sowie eine Erhöhung des Körperschaftsteuersatzes des Bundesstaates auf 11,5 % – das gleiche Niveau wie im benachbarten New Jersey –, was jährlich etwa 5 Milliarden Dollar einbringen würde.
Seit den Vorwahlen sei seine Botschaft jedoch ‚viel differenzierter geworden‘, sagt Kathryn Wylde, Leiterin von Partnership for New York City, einer Interessenvertretung, die einige der größten Arbeitgeber des privaten Sektors der Stadt vertritt.“
Sich mit dem Klassenfeind einzulassen, ist ein gefährliches Spiel. Der Druck, der während dieser Treffen hinter verschlossenen Türen auf ihn ausgeübt wurde, hat bereits dazu geführt, dass Zohran einen Rückzieher gemacht hat.
Im Sommer gelobte er, seine Anhänger davon „abzubringen”, den Slogan „Globalize the Intifada” zu verwenden, entschuldigte sich in einer geschlossenen Sitzung vor einer großen Gruppe von NYPD-Beamten für seine Äußerungen während der George-Floyd-Unruhen 2020 und deutete stillschweigend an, dass eine Mietbremse nach vier Jahren möglicherweise überdacht werden müsse.
Außerdem versicherte er „Wirtschaftsgranden“, dass er nicht darauf fixiert sei, die Reichen zu besteuern, und dass er offen dafür sei, seine Programme durch Ausgabenkürzungen zu finanzieren. Darüber hinaus hat er deutliche Andeutungen gemacht, dass er die milliardenschwere Erbin Jessica Tisch als Polizeichefin behalten werde.
Ex-Präsident Barack Obama selbst rief Zohran im Sommer zweimal an. Nachdem er seine Kampagne gelobt hatte, gab Obama Berichten zufolge Ratschläge, welche Art von „Infrastruktur“ Zohran für seine Regierungsarbeit vorbereiten müsse, und bot ihm an, in Zukunft als Berater für seine Vorschläge zur Verfügung zu stehen.
In seinem letzten Amtsjahr genehmigte Obama ein zehnjähriges Militärhilfepaket in Höhe von 38 Milliarden Dollar für Israel, das später dazu verwendet wurde, Zehntausende Menschen in Gaza zu töten. Er ist kaum ein würdiger Berater für einen Kandidaten, der vor allem aufgrund seiner Unterstützung für die Rechte der Palästinenser gewonnen hat.
Obama und der Rest der herrschenden Klasse wollen, dass Zohran nach „ihren Regeln“ spielt – Regeln, die von den Kapitalisten geschrieben wurden, um ihren Reichtum und ihre Macht zu sichern. Zohran täte gut daran, die „Ratschläge“ dieser bewährten Feinde der Arbeiterklasse völlig zu ignorieren und ihnen zu misstrauen. Die Arbeiter haben keinerlei Gemeinsamkeiten mit diesen Leuten und absolut nichts von ihnen zu lernen. Leute wie Barack Obama, Kathy Hochul, Chuck Schumer, Patrick Gaspard, Sally Susman und ihresgleichen sollten verächtlich behandelt und von Zohrans Wirken weit ferngehalten werden. Wenn die Kapitalisten „Kennenlerngespräche“ mit Zohran führen wollen, dann soll es so sein, aber diese Treffen sollten vollständig öffentlich sein.
Im Oktober bezeichnete die New York Times Zohran als „gut ausgebildeten und wohlerzogenen Sohn von Intellektuellen aus Manhattan“ und bemerkte anerkennend, dass er „zuhört, Fragen stellt und freundlich ist“, während er „den Wirtschaftsführern keine Vorträge hält, sondern ihre Standpunkte aufnimmt und manchmal verspricht, über ihre Argumente nachzudenken“.
Aber die Kapitalistenklasse ist ein skrupelloser und entschlossener Feind. Sie versteht, dass ihre Interessen denen der Arbeiterklasse diametral entgegenstehen. Sie lässt sich nicht „bezaubern“, nicht mit Vernunft überzeugen und auch nicht auf andere Weise dazu bewegen, echte Reformen zu unterstützen, weil Reformen einfach nicht in ihrem Klasseninteresse liegen. In unserer Zeit kann nur ein entschlossener Klassenkampf ernsthafte Zugeständnisse erringen.
Wie alle Reformisten versucht Zohran, „allen alles recht zu machen“, indem er der Arbeiterklasse substanzielle Reformen verspricht und gleichzeitig den Kapitalisten versichert, dass ihre Profite safe sind. Das wäre eine Sache, wenn sich der Weltkapitalismus in einer allgemeinen Aufschwungphase befände, wie es von 1946 bis 1973 der Fall war. Aber in einer Epoche des kapitalistischen Niedergangs ist das einfach nicht möglich.
Vor dem Hintergrund einer globalen Überproduktionskrise verliert der US-Imperialismus seinen Vorsprung gegenüber dem aufstrebenden chinesischen Imperialismus. Die Kapitalisten betrachten selbst geringfügige Eingriffe in ihre Gewinne als ernsthafte Belastung. Darüber hinaus würde die Zulassung substanzieller Reformen das Risiko bergen, die Arbeiterklasse zu ermutigen, für mehr zu kämpfen – der Appetit kommt mit dem Essen. Es gibt bereits Berichte, dass die Entscheidungsträger der Wall Street „den nächsten Schritt planen“. Die herrschende Klasse wird Zohrans Programm – so mild und „vernünftig“ es auch sein mag – mit allen Mitteln bekämpfen.
Um die Bibel zu zitieren: „Niemand kann zwei Herren dienen.“ In seinem Bestreben, seine Reformen umzusetzen und der sozialistischen Bewegung zu einem echten Fortschritt zu verhelfen, sind Zohrans einzige verlässliche Verbündete die Arbeiter und Jugendlichen, die ihn zum Bürgermeister gemacht haben. Zohran hat die Demokraten wiederholt als „unsere Partei“ bezeichnet. Aber aus der Sicht der Arbeiterklasse und der sozialistischen Bewegung ist es nicht „unsere“ Partei. Es ist ihre Partei – die Partei der Kapitalisten –, und dieses Verständnis ist entscheidend für den Erfolg.
Die Kapitalisten erhöhen den Druck auf Mamdani. Durch seine Kandidatur für die kapitalistische Demokratische Partei hat er sich in eine Zwickmühle gebracht. Aber es ist noch nicht zu spät, mit diesem politischen Rahmen komplett zu brechen und seine Kampagne in ein Epizentrum für einen umfassenden Klassenkampf zu verwandeln.
Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt, um mit den Demokraten zu brechen und eine klassenunabhängige Arbeiterpartei aufzubauen.
Zohran, eine landesweit bekannte Persönlichkeit, wurde zum Bürgermeister der größten Stadt der USA gewählt. Hinter ihm steht eine Armee von Freiwilligen, die einen ernsthaften Kampf gegen die Milliardäre führen wollen. Mit einem einzigen Instagram-Video könnte er seine 100.000 Freiwilligen und fünf Millionen Follower dazu aufrufen, eine neue politische Partei zu gründen, die völlig unabhängig von den Demokraten ist. Eine solche Partei wäre nicht nur ein Wahlkampfinstrument, sondern würde einen ernsthaften Kampf der Arbeiterklasse organisieren.
Angesichts des Hasses, den Millionen von Menschen gegenüber beiden bürgerlichen Parteien empfinden, würde sich dies wie ein Lauffeuer in allen großen Städten des Landes verbreiten und die Grundlage für eine Massenarbeiterpartei in den USA bilden. Die Bewegung kann in New York beginnen, aber damit die Arbeiterinnen und Arbeiter gewinnen können, muss sie sich landesweit ausbreiten. Jetzt ist es an der Zeit für Mut und Kühnheit – die ganze Welt schaut zu! Die Neinsager werden argumentieren, dass ein solcher Kurs „unrealistisch“ sei. Unrealistisch ist jedoch die Vorstellung, dass durch die Partei der Clintons, Bidens und Cuomos irgendwelche bedeutenden Veränderungen herbeigeführt werden könnten.
Bei der Zusammenstellung seiner Regierung sollte Zohran sich ausschließlich auf die Reihen der DSA und anderer Basisorganisatoren aus seiner Wahlkampagne stützen und die Versuche des demokratischen Establishments, sich hinein zu schummeln, ignorieren. Er sollte sich verpflichten, nur das Gehalt eines durchschnittlichen Arbeiters zu akzeptieren, und die oberste Stadtverwaltung sollte dasselbe tun.
Die Verwaltung sollte sich nicht als eine spezifisch New Yorker Einrichtung verstehen, sondern als Dreh- und Angelpunkt eines nationalen Kampfes gegen die gesamte US-amerikanische Kapitalistenklasse. Die Probleme, mit denen die Arbeiter in New York konfrontiert sind, sind dieselben Probleme, die die Arbeiter im ganzen Land bedrücken: niedrige Löhne, schwindende Jobs, unerschwingliche Wohnkosten, teure Lebensmittel und Gesundheitsversorgung usw.
Ein öffentlicher Bruch mit jeglicher Verbindung zur Demokratischen Partei und ein Appell an die Arbeiterklasse von New York und der gesamten USA würde einen großen Beitrag zur Bekämpfung der reaktionären Spaltungen im „Kulturkampf“ leisten, unter denen die amerikanischen Arbeiter leiden. Auf dieser Grundlage wäre es möglich, einen bundesweiten Kampf zu führen: für bezahlbaren Wohnraum mit einer Mietobergrenze von 10 % des Einkommens, für gut bezahlte, gewerkschaftlich organisierte Jobs zum Wiederaufbau der Infrastruktur; für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr; für bezahlbare Kinderbetreuung und ein hochwertiges staatliches Gesundheitssystem.
Es steht viel auf dem Spiel. Wenn Zohran den Weg der Klassenzusammenarbeit weitergeht, wird er unweigerlich gezwungen sein, seine Basis zu verraten, unabhängig davon, was er selber will. Sollte das geschehen, werden die bürgerlichen Medien alle Probleme des Kapitalismus in New York City – Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit usw. – als unvermeidliche Folgen des „Sozialismus“ hervorheben. Das könnte die Idee des Sozialismus insgesamt in Verruf bringen.
Wenn Zohran hingegen diese Gelegenheit nutzt, um einen kompromisslosen Kampf gegen die Kapitalistenklasse zu führen, könnte die sozialistische Bewegung die US-Politik auf den Kopf stellen. Nicht hinter verschlossenen Türen stattfindende Treffen mit den Kapitalisten, sondern Streiks, Massendemonstrationen und Generalstreiks in New York City, Albany und im ganzen Land sind der Weg in die Zukunft.
Die Genossinnen und Genossen der Revolutionary Communists of America werden sich mitten in diesen Kämpfen befinden und an der Seite unserer Klasse kämpfen. Wir freuen uns darauf, mit Zohrans Anhängern in New York City und im ganzen Land über den weiteren Weg zu diskutieren, und werden weiterhin unsere Perspektiven dafür anbieten, wie die Bewegung um Zohran erfolgreich sein kann. Wir werden jedes entschlossene Handeln unterstützen und die Rückschritte kritisieren. Wir sind zuversichtlich, dass, solange wir aus der Vergangenheit lernen, die Blütezeit der sozialistischen und kommunistischen Bewegung in Amerika in naher Zukunft liegt.