Nach einem Jahr der Niederlagen der ukrainischen Armee auf den Schlachtfeldern des Donbas haben die großspurigen Erklärungen der westlichen Imperialisten und der Selenskyj-Regierung über einen kurz bevorstehenden militärischen Sieg aufgehört. Von Florian Keller.
Vorbei sind die Zeiten, in denen etwa der Chef des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine Danilow nach den ukrainischen Siegen von 2022 von einer bevorstehenden „Dekolonisierung Russlands“ (d.h. im Klartext: Aufteilung von Beutestücken) sprechen konnte – er musste im Gegenteil mittlerweile sogar seinen Hut nehmen.
Der Krieg ist ein Abnützungskrieg, in dem Russland klar im Vorteil ist. Die Ukraine muss einen immer größeren Teil der Bevölkerung zwangsmobilisieren, und die Ausbildungszeit der Rekruten ist minimal. Der Lieferstopp von US-Waffen im Frühjahr und Sommer hat große Lücken gerissen, die von EU-Staaten nicht gefüllt werden konnten. Bereits jetzt komplett überschuldet, fehlen der Ukraine noch 35 Mrd. € für die laufenden Ausgaben des kommenden Jahres. Russland hingegen hat die Kriegsproduktion schneller und nachhaltiger gesteigert und verfügt insgesamt über eine deutliche Überlegenheit beim Kriegsmaterial. Mit den russischen Siegen des vergangenen Jahres und der wirtschaftlichen Stabilisierung ist die Moral hoch genug, dass es genügend Freiwillige für die Front gibt.
Die Offensive der ukrainischen Armee in der russischen Kursk-Region zeigte letztendlich nur die Grenzen ihrer Möglichkeiten auf. Trotz des Überraschungsmomentes ist die Offensive schnell stecken geblieben, ohne dass die russische Armee dafür ihre erfolgreichen Offensiven im Donbas schwächen musste. Der Ukraine fehlen immer öfter die Reserven, um russische Einbrüche einzudämmen.
In ihrem Expansionsdrang nach Osten geht es den westlichen Imperialisten in der Ukraine mittlerweile sichtlich um Schadensbegrenzung, obwohl Biden und Harris öffentlich zugeben, dass in der Ukraine „ihr globaler Führungsanspruch in Frage gestellt wird“. Auch Deutschlands Bundeskanzler Scholz, bisher europäischer Hauptsponsor der ukrainischen Armee, strebt jetzt Gespräche mit Putin an. Während Selenskyj in Washington großspurig einen neuen „Siegesplan“ präsentiert hat, deuten die materiellen Signale viel mehr darauf hin, dass die USA gezwungen sind, den Krieg einzugrenzen. So hat die US-Regierung die Erlaubnis zur Verwendung von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit höherer Reichweite auf russischem Gebiet trotz Druck der schamlosesten Kriegstreiber in Europa (Großbritannien, Polen, notabene auch Redakteure des „Standard“ usw.) bisher abgelehnt.
Unsere „friedliebenden“ Herrschenden führen im Namen ihrer „regelbasierten Weltordnung“ weiter jeden Tag hunderte ukrainische Arbeiter in Uniform zur Schlachtbank. Die Arbeiter im Westen sollen derweil den Gürtel für Aufrüstung und Militarisierung enger schnallen. Wie Lenin festgestellt hat: Kapitalismus ist Horror ohne Ende. Nur die Arbeiter aller Länder können gemeinsam dieses grausame Schlachten der imperialistischen Räuber aufhalten, indem sie den Kapitalismus ein für alle Mal auf den Müllhaufen der Geschichte befördern! Der Hauptfeind steht im eigenen Land: Keinen Cent – keine Patrone – keinen Soldaten für den Ukrainekrieg!
(Funke Nr. 227/07.10.2024)