Der allseits beliebte Bundeskanzler und „Genosse“ Gusenbauer stellte Dienstag letzte Woche sein Machwerk „Die Wege entstehen im Gehen“ vor. AktivistInnen der Funke-Strömung ließen es sich natürlich nicht nehmen vor den etwa 200 ZuhörerInnen im Linzer Lentos ihren Unmut über die Politik der SPÖ-Führung zu verkünden. Die Ergebnisse motivieren weiter für den Aufbau eines linken Flügels in der ArbeiterInnenbewegung zu kämpfen!
Die Buchvorstellung selbst verlief denkbar unspektakulär: Im Wesentlichen plauderte Gusi ein wenig aus dem Nähkästchen. Höchstens zwei Details waren dann doch interessant: Erstens zeigten seine Schilderungen darüber wie er 2000 Parteivorsitzender wurde, wie undemokratisch derartige Richtungsentscheidungen getroffen werden: Die „Parteigranden“ (höchstens 5 Stück, wenn überhaupt) „schnapsen“ sich aus wie man das Ganze über die Bühne bringt und dabei möglichst die Parteibasis ruhig hält.
Zweitens sah sich Gusenbauer irgendwie genötigt zu sagen, dass dieses aktuelle Buch keineswegs sein „politisches Testament“ darstellt – es bleibt abzuwarten, ob diese Ansage hält oder daraus ein weiterer „Umfaller“ wird.
Bei den – wie gesagt unvermeidlichen – Protesten gegen Gusenbauer und seine Politik kam dann eine eher unfreiwillige „Koalition“ zustande: Während die Funke-AktivistInnen mit ihrem Transparent „SP raus aus der Koalition“ klar gegen die verräterische Sozialpartnerschaft auf politischer Ebene auftraten, zeigten GenossInnen der SJ Linz mittels bedruckten T-Shirts den Kommentar „Hochmut kommt vor dem Fall!“. Dazu könnte man anmerken, dass es begrüßenswert ist wenn die VertreterInnen der zwei Strömungen innerhalb der SJ Linz – wenn es geht – gemeinsame Aktionen setzen.
Dass die SJ Linz mit dieser Aktion unabhängig von der Führung der SPOÖ agiert, darf aber bezweifelt werden. Die unpolitische, rein auf die Person ausgerichtete Kritik an Gusenbauer bereitet viel eher – bewusst oder unbewusst – ein mögliches mittelfristiges „Absägen“ des Parteivorsitzenden vor. Und dies kann durchaus auch im Interesse von Erich Haider, Ackerl und Co. liegen.
Die OrganisatorInnen der Veranstaltung reagierten natürlich denkbar hektisch auf die Proteste: Einer meinte, dass man so etwas doch nicht machen könne, schließlich sei dies keine Parteiveranstaltung. Was denjenigen nicht daran hinderte 30 Sekunden später zu sagen, dass so eine Aktion ja parteischädigend sein. Worauf wir natürlich entgegneten, dass es viel parteischädigender ist, die Partei vor den Karren der Bürgerlichen zu spannen!
Nur einer reagierte denkbar ungerührt: Der Kanzler selbst verlor kein Wort über die Proteste im Saal. Dazu meinte eine Besucherin: „Glaubt er leicht er steht schon über den normalen Leuten, oder was?“ Im Hintergrund gab es natürlich trotzdem eine Planänderung: So war es nach der Buchvorstellung nicht mehr möglich (kritische) Wortmeldungen zu machen. Die vorher noch angekündigte Fragerunde fiel aus – Man kann sich denken wieso.
Beim anschließenden Büffet fielen die Reaktionen der BesucherInnen dafür umso erfreulicher aus: Die ganz wenigen in Oberösterreich noch verbliebenen Stück der April-Ausgabe des „Funke“ waren sofort ausverkauft und auch die Kollekte fürs Pfingstseminar war durchaus erfolgreich. Überhaupt fiel auf, dass viele SP-GenossInnen unsere Analyse teilen: Auch wenn man beim ersten Blick in den Saal glauben konnte, dass hier nur „Groupies“ im Anzug anwesend waren, stimmten im Einzelgespräch so gut wie alle zu, dass die Große Koalition einer tödlichen Umarmung gleicht und die ÖVP es auf die Zerstörung unserer Bewegung angelegt hat.
Eine BesucherIn sagte sogar von sich aus spontan zu uns: „Beide Daumen hoch! Euer Transpi drückt genau meine Stimmung aus. Weiter so!“ Ein anderer Genosse pflichtete ebenfalls bei: „Ich habe schon 2000 nach der schwarz-blauen Regierungsbildung, als alle Angst vor Jörg Haider hatten, gesagt: ‚Diese FPÖ ist eher ein kurzfristiges Phänomen. Unser historischer Gegner sind und bleiben die Schwarzen. Nie wieder dürfen wir mit denen eine Koalition machen!‘ „
Peter Mitterhuber, SJ Wels