Am 26. Jänner 2022 findet ein bundesweiter Schulstreik statt. Der Anlass ist die mündliche Matura 2022, doch wie die Berichte von SchülerInnen zeigen ist die Situation an Schulen generell schon seit langem unmöglich.
Antwort auf Repressionen an der Schule
Am Wiedner Gymnasium versuchte der Direktor für den Warnstreik vom 18.1 Aktionen vor der Schule zu verbieten, in dem er eine Nachricht an alle SchülerInnen aussendete, die im Wortlaut einer Polizeierklärung geschrieben ist. In dieser lesen wir: „Ich ersuche also von illegalen Versammlungen abzusehen, da ich diese sofort auflösen müsste.“ Wir drucken hier die Nachricht eines Schülers an seine Schülervertretung ab, die ein gutes Beispiel für den Umgang mit Repression an der Schule liefert.
An alle Schüler*innenvertretungen:
Ich denke nicht, dass wir Einschüchterungsversuchen seitens Direktion und Ministeriums groß Aufmerksamkeit schenken sollten. Das Thema ist viel zu wichtig und betrifft uns alle zu sehr, dass wir einen gesammelten Streik aufgeben sollten. Es ist nicht unüblich, dass kurz vor Streiks egal in welchem Bereich von oben Druck ausgeübt wird, um Streikende von Aktionen abzuhalten.
Auch wenn das Geplante morgen nicht so möglich ist wie gewollt, sollten wir uns auf weitere Termine und Möglichkeiten fokussieren, wie z.B. den 26.1., an dem man beispielsweise mit anderen Schulen gemeinsame Demonstrationen anmelden und Streikkomitees bilden könnte. Wenn wir als Schule stark und solidarisch Auftreten und uns selbst organisieren, prallen Repression und Einschüchterungen einfach ab.
Auf ein kämpferisches 2022 und ein ausfinanziertes Schulsystem mit einem guten Sicherheitskonzept.
Liebe Grüße
Lenz Schwaighofer aus der 5A, 17.01
Situation an Berufsschulen
Niemand interessiert sich für die Situation der Berufsschüler, die ganze Pandemie hindurch gab es keine Erleichterungen für uns. Immer stehen wir hinten an, als z.B. die allgemeine Testpflicht an Schulen eingeführt wurde, hatten wir überhaupt erst 1 Monate später unsere Tests bekommen.
Die Lehrer sind überfordert und es herrscht Willkür bei der Durchsetzung der Schutzmaßnahmen. Mal wird kontrolliert, ob alle Masken tragen oder nicht, wenn man den Direktor drauf hinweist, kommt oft, dass ihn das nichts angeht. Eine Mitschülerin von uns, die an COPD leidet und wirklich keine Maske tragen kann, musste allerdings bis zum Landesvolksanwalt gehen, um sich eine Ausnahme zu holen. Obwohl sie sich jeden Tag testet. Das ist einfach nur Schikane.
Martin,
Berufsschule Innsbruck
Kein Wunder, dass wir streiken
Eigentlich hatten wir lange Zeit keine gröberen Probleme an unserer Schule, auch nicht mit Tests. Aber mit Omikron sind die positiven Fälle an unserer Schule explodiert und schienen jeden zu überfordern. Einzelne Lehrer fehlen inzwischen vom Unterricht, weil sie nur damit beschäftigt sind, die administrativen Angelegenheiten zu erledigen, die mit einem positiven Schüler anfallen.
PCR Tests kommen inzwischen auch regelmäßig zu spät, dann kann man nicht am Unterricht teilnehmen. Im Notfall werden dann oft Nasenbohrertests verwendet, aber nicht einmal von denen haben wir genug da.
Alles ist unsicher, sinnvolles Lernen fast unmöglich. Vor kurzem war in unserem Stundenplan eine Vertretung für eine Lehrerin eingetragen, die zur Risikogruppe zählt. Zu unserer Überraschung wurde sie fürs restliche Jahr ausgetauscht. Die neue Lehrerin hatte aber auch keinen Plan, wo wir im Lernstoff waren.
Die Schwester einer Klassenkollegin wurde positiv getestet und hat Fehlstunden bekommen, da sie das Risiko nicht eingehen wollte, eine Klasse mit 32 Schülern anzustecken.
Kein Wunder das beim Warnstreik am 18.01 über hundert SchülerInnen vor der Schule waren.
Wir haben die Schnauze voll!
Filip,
die Graphische Wien
Taub für Kritik
Warnstreik bei der Herbststraße am 18.1.2022
Wir waren einer der ersten Schulen in Wien, die die PCR Tests eingeführt haben. Dementsprechend hoch ist das Selbstvertrauen der Schulleitung und dementsprechend wenig wird auf die Kritik von SchülerInnen und Lehrpersonal gehört. Inzwischen haben aber auch wir immer mehr positive Fälle. Schon vor den Weihnachtsferien hatten wir vier Positive in der Klasse, die deswegen in Quarantäne gegangen sind. Wir haben unsere Lehrer gefragt, ob es für die Schüler in Quarantäne einen Ersatz zum Präsenzunterricht gibt. Aber sie haben gemeint, das ist nicht ihre Aufgabe und sie wissen auch nicht wer dafür zuständig ist.
Vor Kurzem hatten wir einen weiteren positiven Fall in der Klasse, aber das haben wir erst im Nachhinein erfahren, weil auch gleichzeitig unser Klassenvorstand in Quarantäne war.
Die Ankündigung, dass es Schulstreik geben soll hat uns sehr motiviert. Die Leute wollen die Matura, so wie sie geplant ist, einfach nicht. Sogar die Klassenkollegen, die normalerweise alles hinnehmen, haben gesagt, dass sie streiken wollen!
Sylvi,
Herbststraße Wien