Gaza: Der Völkermord geht weiter

Die israelische Offensive auf Gaza-Stadt ist im vollen Gange. Dabei hat Israel angekündigt „beispiellose Gewalt“ anzuwenden. Von Michael Scherr.
Die IDF brüstet sich damit, zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Zeitung bereits 480,000 von den ungefähr 1 Millionen Stadteinwohnern vertrieben zu haben. Die israelische Armee rückt aus zwei Richtungen auf das Zentrum von Gaza-Stadt vor, klemmt die Menschen ein und treibt sie in Richtung Küste, um sie aus dem größten städtischen Zentrum des Gebiets zu vertreiben. Diese lassen ihr Hab und Gut in Panik zurück. Auf der Küstenstraße al-Rashid in Richtung Süden gibt es massive Staus: LKWs sind gefüllt mit vertriebenen Familien. Israels Finanzminister Bezalel Smotrich sieht in diesem Leiden eine Profitmöglichkeit: Er bezeichnet Gaza als „Immobilien-Goldgrube“ und sagte weiter: „Die Zerstörung, die erste Phase der Erneuerung (von Gaza-Stadt), haben wir bereits hinter uns gebracht. Jetzt müssen wir nur noch bauen.“
Netanjahu schafft Fakten vor Ort. Das zeigte er auch, als er am 9. September Katar bombardierte, um alle Waffenstillstandsverhandlungen zu sabotieren. Das führte zu einer Welle der Empörung in der arabischen Welt. Die Herrschenden der Region fanden sich zu einem Notfallgipfel zusammen, um einen demütigen Appell an die USA auszurichten, dass sie bitte Israel zurück an die Leine nehmen sollen. Diese Ohnmacht der von den USA abhängigen arabischen Regimes stachelt die bereits wütenden arabischen Massen weiter an.
Auch die westlichen Regierungschefs stimmen in den heuchlerischen Chor der Verurteilung ein, während weiterhin massiv Geld und Waffen nach Israel fließen. Das wahre Verhältnis der westlichen Regierungen zu Israel legte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz längst offen: „Israel macht die Drecksarbeit für uns alle“. Aber damit spricht er nicht für die normalen Arbeiter, Jugendlichen, Pensionisten. Ein Interesse an der Unterstützung von Israel haben nur die großen Banken und Konzerne – und zwar, um die Ausbeutung dieser Region und die Milliardenprofite, die sie dabei machen, gegen ihre Konkurrenten zu verteidigen. Die USA ist der wichtigste Waffenlieferant Israels, auf Platz zwei kommt Deutschland. Der Westen und insbesondere eine Reihe von europäischen Ländern hätten lieber eine Rückkehr zum Status Quo zu einer „leisen“ Unterdrückung der Palästinenser unter der Oberfläche, die besser fürs Geschäft ist.
Eines muss uns klar sein: Der Völkermord könnte keine Sekunde weitergehen ohne die Unterstützung Israels durch den westlichen Imperialismus. Um Völkermord und Unterdrückung zu beenden, braucht es den Sturz des Kapitalismus – hier in Österreich und Europa genauso wie im Nahen Osten, um eine sozialistische Föderation des Nahen Ostens, Europas und der Welt zu schaffen.
(Funke Nr. 237/24.09.2025)