Dieser Erfahrungsbericht einer Genossin in der Tischler-Lehre zeigt beisplielhaft auf, wie unsere Klasse bereits in jungen Jahren unzumutbaren Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Ungleichbehandlung ausgesetzt ist.
Ich bin eine Tischlerin im ersten Lehrjahr in einem mittelgroßen Betrieb in Niederösterreich. In meinem Lehrjahr bin ich das einzige von zwei Mädchen und wir beide verdienen um 100€ im Monat weniger als unsere männlichen Kollegen im selben Alter. Als ich meinen Chef auf diese Frechheit angesprochen habe, hatte er kein richtiges Argument und meinte nur, wir arbeiten angeblich weniger oder langsamer als die anderen. Noch dazu musste ich letztens bei 34°C 17 Stunden auf Montage arbeiten, was per Gesetz verboten ist, da man mit 16 Jahren nur 8 Stunden arbeiten darf. Mein Chef, der bereits in der x-ten Generation den Familienbetrieb führt, hat in seinem Leben noch nie gearbeitet und lebt nur von der Arbeit von seinen Mitarbeitern. Er hat den Betrieb geerbt und keiner hatte ein Mitspracherecht. Ich habe mich bereits an die Gewerkschaft gewandt, die meinten die schauen sich das an aber bis jetzt ist noch nichts passiert.
Ich habe mich auch an die Arbeiterkammer gewandt, um rechtliche Fragen abzuklären, und nach einem Besuch von Vertretern der Arbeiterkammer in meinem Betrieb haben sie den Werkstättenleiter verwarnt, da mein Chef auf längerem Urlaub ist. Sie sprachen auch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenfalls beschwerten. Hier habe ich herausgefunden, dass den anderen Kollegen die Gesellenprüfung auch nicht gezahlt wird. Ein Kollege musste sich letztes Jahr die Gesellenprüfung auch komplett allein finanzieren, obwohl das Gesetz vorsieht, dass der Betrieb die Kosten übernimmt.
Unser Chef nutzt die jungen Mitarbeiter aus, bereichert sich an ihnen und verdirbt uns jeglichen Spaß an der Arbeit. Ich habe bereits mit einigen Lehrlingen gesprochen und alle haben sich solidarisch gezeigt, da sie ebenfalls von den Ungerechtigkeiten betroffen sind. Meine männlichen Kollegen waren auch schockiert, als ich ihnen erzählte, dass Frauen weniger verdienen. Die einzige Lösung gegen solche Ungerechtigkeiten ist die Enteignung und der Betrieb soll von den Mitarbeitern geführt werden. Meine Aufgabe als revolutionäre Kommunistin ist es, meine Kolleginnen und Kollegen auf diese Ungerechtigkeiten hinzuweisen und auf einen gemeinsamen Kampf vorzubereiten.
(Funke Nr. 226/30.08.2024)