Als Nachfolgeorganisation der Jungen Grünen sind die Jungen Linken heute eine der Jugendorganisationen der KPÖ. Wir stimmen den JL zu, dass die Aufgabe von Kommunisten nicht allein darin besteht, laut „Revolution“ zu rufen, sondern eine Partei aufzubauen. Wir müssen uns aber fragen: Welche Partei? Von Phillip Pöllinger.
Der Kapitalismus ist in seiner tiefsten Krise seit den 1930ern und der Klassenkampf weltweit im Aufschwung. In den letzten Jahren jedoch haben wir weltweit revolutionäre Bewegungen gesehen. Im Leitantrag des Bundeskongresses der JL 2024 heißt es jedoch: „Wir leben in postrevolutionären Zeiten. Die Linke ist tot und es gibt keine Arbeiter:innenbewegung mehr, die die Lokomotive der Freiheit sein kann.“ Jakob Hundsbichler, politischer Geschäftsführer der Jungen Linken, teilt diesen falschen Pessimismus. In einem „Platypus“ Interview meinte er, wir leben in einer „unpolitischen Zeit“, in der sich niemand für „die großen Fragen“ interessiere.
Die Logik, die daraus folgt, ist, dass sich die Frage von Reform oder Revolution in der jetzigen Situation überhaupt nicht stellt. Es braucht erst eine starke kommunistische Bewegung, bevor man sich über diese großen Fragen wieder den Kopf zerbrechen muss. Was die JL ausmache sei „der Zugang, dass wir die befreite Gesellschaft oder den Sozialismus oder wie man es nennen mag natürlich als unser Organisationsziel gesehen haben und zugleich unsere Politik nicht danach ausrichten“. Als Kommunisten müssen wir jedoch den Kampf für Reformen stets als ein Mittel begreifen, der Revolution näherzukommen. Wer Reformen als Selbstzweck begreift, verdammt sich dazu, symbolisch das Leid der Arbeiterklasse etwas zu schmälern, anstatt dagegen zu kämpfen. Im Augenblick fokussieren sich die JL auf karitative Arbeit wie kostenlose Nachhilfe oder Spiel- und Barabende. Das ist löblich, aber keine Lösung für ein zerbröckelndes Schulsystem und die Perspektivlosigkeit der Jugend. Und vor allem: so kann die revolutionäre Führung von morgen nicht aufgebaut werden.
Auch im Wahlkampf für die KPÖ stehen die JL vor demselben Dilemma. Ohne revolutionäre Perspektive werden die Schwächen der KPÖ zu den eigenen. Statt die pazifistische pro-Israel Position der KPÖ zu kritisieren, schweigen die JL zum ganzen Nahosten. Und um die EU-Wahl nicht zu sabotieren, beschränkt sich die einzige (öffentliche) Kritik an diesem imperialistischen Räuberbündnis darauf, dass die Abgeordneten zu hohe Gehälter beziehen. Genosse Hundsbichler warnt richtiger Weise davor, ein „Wahlverein zu werden“. Doch ohne eine revolutionäre Praxis tritt dies unvermeidlich ein.
(Funke Nr. 223/24.04.2024)