Gäb es einen Gott, dann hätt ich seinen Segen,
Denn mein Gott liebt das volle und allseitige Leben.
Er ist der Engelschar und Heiligen überdrüssig
Und fühlt sich zeitweis´ selbst recht überflüssig
Tauschte einst für jugendlichen Schöpfungsschwung
machtlos betrachtende Verantwortung
Gott greift nicht ein, kein Theolog´ mag dies verhehlen
Der Mensch soll frei aus Gut und Böse wählen
Er schaut die Welt wie ein Anästhesist
Während ihm Ohnmacht an der Seele frisst
Auch das Jüngste Gericht fällt ihm letztens schwer
Des Teufels Advokat ist keine Herausforderung mehr
Für jedes Laster gibt´s eine vernünftige Erklärung
Verbrechen sind Folge von Triebentbehrung
Selbst Kriege wurzeln in kapitalistischer Verheerung
Sogar – welch Ironie – in religiöser Verklärung
Die Männer woll´n den Vater kastrieren, die Frauen sind neidisch auf den Pimmel
Am Ende kommen dann sowieso alle in den Himmel
Sein Sohn ist ihm aus lauter Nächstenliebe fremd geworden
Kaum zu ertragen, wenn beim heiligen Geist Gefühle überborden.
Gott rennt mit dem Kopf gegen die Himmelswand
So reut ihn, dass er Mariae´s Reizen nicht widerstand
Grad einen Zimmerer mit seiner Frau zu betrügen
Dass es den Spaß wert war- er müsste sich selbst belügen
So leert er am liebsten mit dem rechten und dem linken Schächer
Beim Petrus den einen oder anderen Becher.
Sein Herz gilt jetzt ganz dem Leben auf der Erde
Dem Ärger und der Freude über die Menschenherde.