Linus erzählt, was für ihn die Beweggründe waren, beim Funke aktiv zu werden.
Ich komme aus einer Familie, in der nicht nur SPÖ gewählt, sondern zum Teil auch aktiv auf Gemeindeebene mitgearbeitet wurde. Politik war schon seit ich mich erinnern kann ein relevanter Aspekt in meinem Leben. Dadurch war ich auch schon immer relativ links eingestellt. Mich aktiv mit Politik zu beschäftigen habe ich dann mit 14/15 angefangen, als ich mich als Trans geoutet habe und vor allem durchs Internet, aber auch durch persönliche Erfahrungen mit Diskriminierung, auf Probleme, mit denen LGBT-Personen konfrontiert sind, aufmerksam wurde.
Da das Erste, worauf man stößt, wenn man sich mit LGBT-Rechten auseinandersetzt, queer-theoretische und reformistische Ansätze wie Veränderung der Sprache, Safe-Spaces oder Gesetzesreformen sind, dachte ich dann eine Zeit lang, dass das die Lösung für diese Probleme wäre. Allerdings fühlte ich mich auch gewissermaßen hilflos, denn auch wenn „Erfolge“ wie Repräsentation von LGBT-Personen in Medien oder Werbespots irgendwie fortschrittlich erschienen, an meinen realen Problemen, wie dem Fakt, dass es Jahre brauchte, bis ich den notwendigen Prozess für geschlechtsangleichende Gesundheitsversorgung durchlaufen hatte – und das in einem Land wie Österreich, wo das vergleichsweise noch einfach ist – änderte sich nichts.
Durch die Pride 2021 fand ich dann einige Freunde in Innsbruck, und ich fing an, mich nicht mehr nur übers Internet mit Politik zu beschäftigen, sondern den Kapitalismus – neben Klimakrise, Diskriminierung und fehlenden Psychiatrieplätzen – als Problem zu sehen. Doch hatte ich weiterhin das Gefühl, zwar die Probleme in der Welt benennen, aber nicht die Hintergründe verstehen und etwas daran verändern zu können. Ich fing an, regelmäßig auf Demos zu gehen und mich als Kommunist zu bezeichnen, auch wenn ich nicht so ganz wusste, was genau das eigentlich heißt. Bis ich auf einer Demo gefragt wurde, ob ich eine marxistische Zeitung, den Funke, kaufen möchte – was ich mit Begeisterung tat.
Der Funke zeigte mir, dass die Probleme, die mich als queeren Jugendlichen beschäftigten, lösbar sind. Nicht durch Reformen und Diskurse, sondern mit Klassenkampf und einer sozialistischen Revolution. Das gab mir Hoffnung, dass die so aussichtslos wirkende Weltsituation lösbar war und mir war klar, ich will dem Funke beitreten um für den Sozialismus zu kämpfen. Kein Ende der Diskriminierung ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Ende der Diskriminierung!