Bei den niederösterreichischen Landtagswahlen am 9. März kandidiert auch der linke Sozialist David Stockinger im Bezirk Schwechat für die SPÖ. Wir führten mit ihm ein Interview über seinen Wahlkampf.
Funke: Warum kandidierst du bei der diesjährigen Landtagswahl?
David: Ich habe lange überlegt, ob ich mich auf der SP-Liste kandidieren soll.
Nach Absprache mit meinen GenossInnen beschlossen wir, dass ich als SJ
-Kandidat antreten soll. Der Hauptgrund dafür war, dass wir v.a. für die
SJ in Schwechat und Umgebung damit einerseits ihre Popularität steigern,
neue Kontakte knüpfen und im besten Fell neue Interessierte in der SJ
organisieren können.
Die Motivation in einer LTW gegen eine übermächtige ÖVP zu kämpfen, hat
auch seinen Reiz.
Das wichtigste jedoch ist ein eventueller inner-parteilicher Effekt. Wenn
ich und damit die SJ, eine schöne Anzahl an Vorzugsstimmen bekommt, ist
das ein Zeichen, dass sich junge Menschen durch unsere politische Linie,
die wir mittlerweile seit vielen Jahren verfolgen, angsprochen fühlen und
sagen: „Heast de san leiwand, die mochn a die goschn auf und lassen si
ned ollas gfalln“. Denn unsere Parole ist nicht nur jetzt im Wahlkampf:
“Ohne Maulkorb – Ehrlich.Konsequent.Links!“ Und bei uns ist das auch
glaubwürdig…
F.: Wie schätzt du die Chancen für die verschiedenen Parteien bei dieser
Wahl ein?
D.: Ich möchte ja nicht pessimistisch klingen, aber die Chancen für die SPNÖ
schätze ich nicht gerade als hervorragend ein. Da ist einerseits ein alle
dominierender LH Pröll, eine gut organisierte ÖVP. Die SPNÖ setzt diesem
einen, naja sagen wir mal freundlich formuliert, „Kuschelwahlkampf“
entgegen anstatt konsequent und greifbar auf viele reale Probleme der
Menschen hinzuweisen. Zu sagen „NÖ steht eh super da, wir brauchen den
Menschen nur sagen, dass die SPNÖ auch etwas dazu beigetragen hat“ ist
schon ein bisserl zu wenig. Wenn alles so super ist, warum sollen dann
die Menschen zum Schmidl gehen, wenn’s zum Schmid auch gehen können?
Die Chancen der FP und Grünen liegen bei dieser Wahl glaub etwas besser
als bei der letzten. Die FP wird sicher mit dem Thema „Sicherheit und
Schengenerweiterung“ punkten, das sollte man nicht unterschätzen. Das BZÖ
schafft den Einzug in den Landtag meiner Meinung nach nicht. Schimanek sollte
ein Obstgeschäft aufmachen, nachdem ihm sicher viele Orangen übrig
blieben werden…
F.: Du bist Kandidat der SJ Schwechat. Betreibt ihr einen eigenen
Wahlkampf oder macht ihr beim Wahlkampf der SPÖ mit?
D.: Wir haben eigene Flyer und andere Mittel der Kommunikation, wie z.B. eine
eigene Homepage. Unsere Gespräche mit den jugen Menschen werden v.a.
abseits von SP-Wahlkampfveranstaltungen geführt. Das Finale wird dann am
1.3. unsere SJ-Wahlparty „CHANGE 08“ sein. Eine Veranstaltung mit guter
Musik, billigen Getränken wo genug Zeit und Raum für Gespräche mit den
Jugendlichen ist.
F.: Was sind die wichtigsten Punkte in deinem Wahlkampf?
D.: Die SJ Schwechat hat bereits in ihrer Klausur im Sommer letzten Jahres
einige Kernthemen festgelegt: Jugendbeschäftigung/Lehrstellen,
Gratis-Öffis in NÖ, da die Mobilität für junge Menschen v.a. was die
Erreichbarkeit des Ausbildungsplatzes betrifft sehr relevant ist. Endlich
einen für die die Unternehmen verpflichtenden Lehrlingsfonds, in den
nicht ausbildende Betriebe einzahlen müssen. Um einige zu nennen….
F.: Wie ist die Reaktion der Menschen auf deinen Wahlkampf?
D.: Ich rede gerne mit den jungen Menschen, v.a. freuen sie sich, wenn ein
politischer Kandidat in „ihrer“ Sprache mit ihnen spricht und sie nicht
das abgedroschene Berufspolitiker-Geschwafel hören müssen. Die richtige
Mischung ist meiner Meinung nach: Konsequente politische Positionen (die
muss man über längere Zeit entwickeln und kommen nicht einfach weil
gerade irgendwein Wahlkampf ist), Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. Die
meisten haben genug von lieben und hübschen, in Nadelstreif gewandeten
„Nachwuchspolitikern“ die sie belügen, sobald sie den Mund aufmachen.
F.: Ist die Politik der SPÖ in der Bundesregierung eine Belastung für die
Wahlauseinandersetzung in NÖ?
D.: Von dem kann man ausgehen. Es ist ein Humbug zu sagen, das ist eine LTW
und die Bundespolitik spiele keine Rolle. Die meisten Menschen haben
einfach einen Gesamteindruck einer Partei, sie fragen sich, ob diese oder
jene Partei etwas für sie tut. Nachdem die SPÖ genau das Gegenteil tut,
als die grundlegendsten Interessen der arbeitenden Menschen zu vertreten,
ist sicher auch der Gesamteindruck der SP nicht der beste und das wirkt
sich auch auf Landtagswahlen aus.
F.: Gelingt es euch, mittels eurer Wahlkampagne Jugendliche neu in der SJ
zu organisieren?
D.: Das werden wir sehen. Da hängt nicht zuletzt davon ab, in wie weit wir
die Jugendlichen in diversen Gesprächen, durch Aktionen etc. überzeugen
können, dass es wichtig ist, sich zu organisieren und gemeinsam zu
kämpfen. Das darf sich aber nicht nur auf die Zeiten vor einer Wahl
beschränken, das machen wir eigentlich immer. Deshalb gibt’s uns in
Schwechat auch noch – wir feiern 2008 unser 10jähriges Wiederbestehen.
F.: Danke für das Interview.
Am 1. März findet in Schwechat die Wahlkampfparty von David Stockinger change: your party>>your future statt.