Kaum ein Marxist findet in der Linken so viel Wertschätzung wie der italienische Kommunist Antonio Gramsci. Das hängt weniger mit seinem tatsächlichen politischen Lebenswerk zusammen, sondern vielmehr damit, wie nach seinem Tod sein theoretisches Werk (miss)interpretiert wurde, um bestimmten politischen Bedürfnissen der Kommunistischen Partei und später der akademischen Linken zu entsprechen.
Gramsci war im Ersten Weltkrieg Antimilitarist, brachte die Ideen der Russischen Revolution von 1917 nach Italien und wurde zum theoretischen Kopf der dortigen Rätebewegung. Vor genau 100 Jahren war er Mitbegründer des Partito Comunista d’Italia und ein wichtiges Sprachrohr der Bewegung gegen den Faschismus.
Als Kommunist wurde er vom faschistischen Regime in den Kerker geworfen, wo er seine berühmten „Gefängnishefte“ verfasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Gramsci zum Mythos erhoben, der er bis heute in der Linken ist.
Bei diesem Vortrag wollen wir der Frage nachgehen, was es tatsächlich mit der vielbeschworenen Erlangung von Hegemonie auf sich hat und welche Rolle einer revolutionären Organisation zukommt.
„Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft.“