Während die Kollektivvertrags-Verhandlungen im SWÖ schon die ersten Runden hinter sich haben, laufen die Verhandlungen in der privaten Erwachsenenbildung (BABE-KV) an. Was das mit den SWÖ (Sozialwirtschaft Österreich) KV-Verhandlungen zu tun hat, von Markus Haunschmid.
DiE (Deutschlehrende in der Erwachsenenbildung) sind BetriebsrätInnen und AktivistInnen aus dem Bereich der Deutschlehrenden, die in- und außerhalb von Gewerkschaftsstrukturen ehrenamtlich organisiert sind. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Arbeits- und Rahmenbedingungen in unserem Bereich wesentlich zu verbessern.
So schafften wir es, Forderungen offiziell durch eine Arbeitsgruppe (AG Deutsch) in der Betriebsrätekonferenz einzubringen, diese wurden von unserer eigenen Verhandlungsführung mit der Begründung abgelehnt, dass sie unrealistisch wären, bzw. sich nur auf Deutschlehrende beschränkten. Nun wendet sich DiE mit einem offenen Brief an die bewusstesten Leute in der Branche und bringt die Entschlossenheit zum Ausdruck, an den aufgestellten Forderungen festzuhalten.
Die konkrete Solidarisierung mit der SWÖ-Forderung der 35-Stunden-Woche samt Personalausgleich und ohne Arbeitsverdichtung wurde bereits die letzten Jahre von DiE erhoben. Sie macht unter dem Blickwinkel insofern Sinn, als dass ihre Verwirklichung für die SozialarbeiterInnen für uns Lehrende direkt übernommen werden würde. Dazu gibt es eine Abmachung unter ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen.
Es folgt ein Ausschnitt aus dem offenen Brief:
„Als AG Deutsch haben wir drei Forderungen vorgeschlagen, für die es unserer Erfahrung nach echte Begeisterung bei den KollegInnen in den Betrieben gibt:
- Eine Lohnerhöhung von 100 Euro brutto
Bei einem Gehalt von 2.000 Euro entspräche das einer Gehaltserhöhung von 5%. Wir finden es wichtig, eine konkrete Zahl als Forderung zu nennen und sich nicht auf vage Formulierungen zu beschränken. Unter 100 Euro mehr im Börsl können sich KollegInnen konkret etwas vorstellen – und das bei den Verhandlungen Erreichte daran messen!
- Einstufung in den Verwendungsbereich 5 des BABE-KV
Leider wurde auf der BetriebsrätInnenkonferenz dagegen eingebracht, dass diese Forderung Belegschaften spalten würde. Wir haben diese Forderung als AG Deutsch für alle Sprachlehrenden aufgestellt, aber selbstverständlich wollen wir, dass alle KollegInnen in den VB 5 kommen können. Abgesehen davon ist die Spaltung im KV bereits Faktum: Während es manche TrainerInnen gibt, die im VB 5 sind, werden die meisten in den schlechteren VB 4a gesteckt – ein Bereich, der dafür extra geschaffen wurde. Die Abschaffung des VB 4a und die Einstufung in den VB 5 würde nicht nur Verbesserungen beim Gehalt bedeuten, sondern auch zu einer Vereinheitlichung zugunsten jetzt benachteiligter KollegInnen führen!
- Festschreibung der Vor- und Nachbereitungszeit im KV in einem Verhältnis von 2:1
Derzeit gibt es keinen festen Schlüssel in unserem KV für das Verhältnis von Kursstunden und Vor- und Nachbereitungszeit (VNZ). […] Umso verwunderter waren wir, als wir seitens des Verhandlungsleiters des kleinen Verhandlungsteams, Nerjius Soukup, hörten, dass über VNZ nicht verhandelt werden könne, weil es seitens der ArbeitgeberInnen einen „Generalbeschluss“ gäbe, darüber nicht zu sprechen.
Uns ist einerseits nicht bekannt, dass eine der beiden Verhandlungsseiten per „Generalbeschluss“ ihren Standpunkt der anderen Seite komplett aufzwingen kann – und wenn dem so ist, warum gibt es von unserer Seite aus keine „Generalbeschlüsse“ über Themen, bei denen sich dann eben die ArbeitgeberInnen fügen müssen? Andererseits ist uns ebenso wenig eine bedeutende Verbesserung bekannt, welche nicht gegen die anfangs einhellige Ablehnung seitens der ArbeitgeberInnen durchgesetzt wurde – vom 8-Stundentag bis zur 35-Stunden-Woche.
Apropos 35-Stunden-Woche: Die KollegInnen im SWÖ-KV, an welchem sich der BABE-KV in dieser Frage orientiert, kämpfen gerade aktiv für diese Forderungen mit betrieblichen Kampfmaßnahmen inklusive Streiks. Es liegt auf der Hand, dass wir die KollegInnen in dieser Auseinandersetzung konkret unterstützen. Hier braucht es mehr als nur nette Worte – schließlich kämpfen die KollegInnen auch in unserem Interesse!
Da wir uns handfeste Verbesserungen nicht nur wünschen, sondern diese dringend brauchen, sind wir auch der Meinung, dass das letzte Wort über einen eventuellen Abschluss bei den KollegInnen selbst liegen sollte. Wir appellieren an euch, ein mögliches Verhandlungsergebnis einer Urabstimmung in allen betroffenen Betrieben zu unterziehen. Bei einer Urabstimmung können alle betroffenen KollegInnen selbst entscheiden, ob sie das Ergebnis akzeptieren wollen, oder ob noch Verbesserungen durchgesetzt werden müssen.[…]“
Der BABE-Kollektivvertrag orientiert sich am größeren SWÖ-KV, doch das ist kein Grund, sich zurückzulehnen und auf das Ergebnis zu warten. Der Kampf für die 35-Stunden-Woche muss gemeinsam geführt werden, indem die Gewerkschaft die Beteiligung an den Aktions- und Streiktagen organisiert. Die nächsten konkreten Ansatzpunkte:
- Streik-Demo am 27.2. um 13:45 Praterstern
- (Sofern kein Abschluss): SWÖ-Demo am 10. März
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