Wie wir berichteten, wurden alle GenossInnen, die von der Polizei Kashmirs brutal angegriffen und verhaftet worden waren, am 10. März gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt. Jetzt drohen ihnen Gerichtsverfahren. Am 8. März war eine friedliche Demonstration der Opfer des Erdbebens vom 8. Oktober 2005 von der Polizei attackiert worden. Sieben Menschen waren verhaftet worden, darunter zwei Unterstützer der marxistischen Strömung in Pakistan, The Struggle.
Hintergrund des gewaltsamen Vorgehens der Polizei war der Besuch des neu gewählten Premierministers von Kashmir. In der Gegenwart des Premiers wollten die herrschende Klasse und der Staatsapparat keinerlei Proteste dulden – besonders wenn diese sich gegen die Unfähigkeit des Staats (und damit letztlich des Kapitalismus) richteten, Lösungen für die Probleme der Menschen anzubieten.
Deshalb wurden die DemonstrantInnen angegriffen und auseinandergejagt. Die friedlichen TeilnehmerInnen hatten lediglich die Absicht gehabt, dem Premier kurz ihre Anliegen und Probleme darlegen zu können. Der korrupte Staatsapparat reagiert mit nackter Gewalt. Während des gesamten, drei Tage währenden Aufenthalts des Premierministers zwischen 7. und 9. März sah die Stadt Rawalkot schwerste Polizeipräsenz. Die Behörden hatten eine Verstärkung der Polizeikräfte aus anderen Bezirken des Landes angefordert um die Situation unter Kontrolle halten zu können.
Trotz dieser strengen Sicherheitsvorkehrungen entschied sich die Poonch Action Front dafür, zu einer friedlichen Demonstration für den 8. März aufzurufen. Die Behörden lehnten daraufhin das geforderte Zusammentreffen mit dem Premierminister ab.
Auf der Demonstration wurden die TeilnehmerInnnen brutal attackiert, viele von ihnen wurden verletzt. Den sieben Verhafteten (darunter zwei Genossen unserer pakistanischen Schwesterströmung „The Struggle“;) werden schwere Verbrechen gegen den Staat vorgeworfen. Genosse Amjad, der schwer misshandelt wurde, sieht sich mit der frei erfundenen Anklage konfrontiert, einen Polizisten erstochen zu haben.
Die Nachricht über diesen Vorfall breitete sich schnell im ganzen Land und international aus. Am 9. März kam es zu Solidaritätsdemonstrationen und Kundgebungen in allen Städten Kashmirs sowie in weiteren Städten Pakistans.
Die beeindruckendste Kundgebung fand in Rawalkot selbst statt. Die Zusammenstöße vom 8. März hatte bereits Ängste ausgelöst, dass die Polizei mit weiteren Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Kundgebung vom 9. März vorgehen würde. Trotz der erdrückenden Polizeipräsenz trafen 200 junge GenossInnen auf Grundstück des Degree Colleges von Rawalkot zusammen. Als sich die Kundgebung in Richtung der Hauptstraße der Stadt in Bewegung setzte, versuchte die Polizei dies zu verhindern. Die kämpferische Demonstration riss die Straßenblockaden nieder und setzte ihren Weg in die Stadt fort. Nachdem sie durch die ganze Stadt gegangen waren, blockierten die DemonstrantInnen die Hauptstraße noch zwei weitere Stunden.
Die revolutionären Slogans und ganz allgemein die kämpferische Stimmung der Demo ließen schließlich die Atmosphäre der Angst, die in der Stadt nach den Vorfällen geherrscht hatte, in Zorn der Bevölkerung auf die herrschende Klasse und die staatliche Gewalt umschlagen. Tausende Menschen strömten auf die Straßen und brachten ihre Sympathie mit den TeilnehmerInnen der Kundgebung zum Ausdruck.
Die Redner verurteilten die Gewalt gegen die friedliche Demonstration und verlangte die sofortige Freilassung der Verhafteten. Unter ihnen waren auch der Bezirksvorsitzende der People’s Student Front (PSF) Rizwan Azad, Genosse Zahir Khaliq der NSF, Abid Azeem Khan und der Genosse Raja Ijaz von der Pakistan People’s Party.
Die schnelle landesweite und internationale Reaktion zwang den Staat die Genossen gegen Kaution freizulassen. Hätte es diese Solidaritätskampagne nicht gegeben, so unsere GenossInnen von „The Struggle“, wären die Verhafteten noch lange unter härtesten Bedingungen im Gefängnis gesessen. Nach der Freilassung, die von einer Kundgebung begleitet war, zog erneut eine Demonstration durch die Stadt, um mit revolutionären Slogans ihren Sieg zu feiern.
Die Ereignisse zeigen die wachsende Bedrohung, die für den Staatsapparat von den MarxistInnen ausgeht. Diese hatten im Zentrum der Repressionen gestanden. Gleichzeitig ist das brutale Vorgehen des Staatsapparats sie aber auch ein lebendiger Beweis für seine innere Schwäche und seine Angst vor den Massen.