Die Krankenhäuser stellen auf Katastrophen-Betrieb um. Die Beschäftigten werden in den kommenden Wochen menschliche Höchstleistungen geben. Wir stehen solidarisch zu den politischen und sozialen Forderungen des Gesundheitspersonals – eine Stellungnahme der Personalvertretungs-Liste „Solidarität“ in Wiener Spitälern:
Das Sars-Corona-Virus2 und die durch es ausgelöste Erkrankung Covid-19 erfassen nun mit exponentiellem Wachstum Österreich und die Notfallpläne beginnen zu laufen.
Es ist wahrscheinlich, dass wir über Wochen extreme Überstunden machen und Urlaubssperren kommen. Stationen werden aller Voraussicht nach gesperrt bzw. umfunktioniert und Operationen auf das absolute Minimum reduziert.
Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich sind einer erhöhten Gefahr durch das Virus ausgesetzt. Verschärft wird diese Gefahr durch jahrzehntelange Einsparungen und damit einhergehenden Personal- und Materialmangel. Die österreichweite Spitalsbettenreduktion von 7,68 (2012) auf 7,27 (2018) pro 100.000 Einwohner haben zudem wichtige Infrastruktur-Reserven gekostet.
Jede Person im Gesundheits- und Sozialbereich, in jeder Berufsgruppe tut bereits jetzt und wird auch in Zukunft alles Erdenkliche tun, um den Virus und seine Effekte zu bekämpfen. Doch bereits der Normalzustand ohne Pandemie war prekär genug. Was wir brauchen sind beste Bedingungen im Kampf gegen Gesundheitsgefahren. Stattdessen wurden unsere Forderungen immer wieder abgeschasselt und wir wurden vertröstet. Das zeigt sich bei der Forderung nach 35h-Woche in der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) ebenso wie bei der Optierung ins neue Besoldungsschema im Wiener KAV. Das Personal, das dem Gesundheitssektor aufgrund der auch zu Normalzeiten schlechten Arbeitsbedingungen den Rücken gekehrt hat, fehlt jetzt in der anrollenden Krise ganz besonders.
Gleichzeitig wird nicht alles getan was nötig ist, um die Weiterverbreitung des Erregers auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Was es braucht ist nicht nur eine Einschränkung von Sozialkontakten in der Jugend. Während StudentInnen und SchülerInnen daheim bleiben, gehen deren Eltern womöglich in vollen Zügen und U-Bahnen in die Arbeit. Nicht nur an Arbeitsplätze, wo gesellschaftlich notwendige Arbeit verrichtet wird, sondern auch an Arbeitsplätze bei denen es nur darum geht die Profitschöpfung für die Eigentümer nicht zu unterbrechen. Das ist verantwortungslos! Wir müssen die Ausbreitung möglichst gering halten um Nicht-PatientInnen auch zu schützen und bestens zu betreuen.
Alle Produktionskapazitäten müssen geschlossen werden, die nicht direkt für den Kampf gegen das Virus (Masken, Desinfektionsmittel, Medikamente, Medizinisch-technisches Gerät usw.) oder den täglichen Gebrauch gebraucht werden und diese Menschen bei vollen Bezügen zuhause bleiben. Das heißt jedes Steuerberatungsbüro und jedes Marketing-Unternehmen muss geschlossen werden. Sollte dies nicht umgesetzt werden muss der ÖGB seiner Verantwortung gegenüber uns ArbeiterInnen nachkommen und die Belegschaften unterstützen eine Schließung dieser Betriebe erzwingen.
Auch wir von der Liste Solidarität werden als Angehörige des Wiener Gesundheitspersonals gegen diese Pandemie engagiert und professionell kämpfen. Wir werden jedoch nicht vergessen, dass es eine massive Verbesserung der Arbeitsbedingungen braucht. Wir springen nicht heute in die Bresche für die Regierenden, nur damit nach gelöster Krise wieder Betten eingespart und Personalschlüssel verschlechtert und das Leben von Menschen im Normalzustand weiter riskiert werden. Wir organisieren uns im Kampf gegen das Corona-Virus ebenso wie im Kampf um bestmögliche Bedingungen im Gesundheitssektor.
Daher weiterhin:
- Ausreichend qualitätsvolles Arbeitsmaterial
- Bessere Personalschlüssel und schnelle Aufnahmen von Personal
- Freies Kantinen-Essen für MitarbeiterInnen während der Krise um sich voll Auf die Versorgung der PatientInnen konzentrieren zu können
- Höchste Gefahrenzulagen ab 9. März bis zum Ende der Covid19-Krise für ALLE Beschäftigten
- Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – Optierungsmöglichkeit jetzt und rückwirkend ab 2018
- 35h Stunden Woche für alle im Gesundheits- und Sozialbereich
- Altersteilzeit