Wir, 691 Delegierte aus 12 Ländern, sind hier in Joinville im Bundesstaat Santa Catharina in Brasilien vom 8. bis 10. Dezember 2006 zusammengekommen, um unsere Erfahrungen auszutauschen und unserem Kampf zur Verteidigung der Interessen der ArbeiterInnenklasse und aller Ausgebeuteten und Unterdrückten Ausdruck zu verleihen.
Wir können dabei auf die Unterstützung der Gewerkschaftsdachverbände CUT (Brasilien), COB (Bolivien), UNT (Venezuela) und der PIT-CNT (Uruguay) zählen.
Unsere Konferenz wurde mit der Unterzeichnung des neuen Kollektivvertrages zwischen den Arbeiterinnen und Arbeitern der CIPLA und des nationalen Dachverbandes CUT, sowie mit der Konföderation der ChemiearbeiterInnen (CNQ/CUT) eröffnet. Zentraler Punkt der Vereinbarung ist die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden ohne wie auch immer gearteten Lohnverzicht oder Kürzungen von Sozialleistungen. Wir verpflichten uns dazu, dieser Errungenschaft eine größtmögliche Publizität in allen Fabriken, Unternehmen, Gewerkschaften und Organisationen der ArbeiterInnenklasse zu geben.
Was uns vereinte, war der große Widerstand, den die ArbeiterInnenklasse weltweit leistet – ein Widerstand, der sich in Lateinamerika in einen revolutionären Sturm verwandelt hat, der die Völker erwachen ließ und die arbeiterfeindlichen, dem Imperialismus ergebenen Regierungen hinwegfegte. Wir Unterdrückten und Ausgebeuteten sind unserer Armut und Rechtlosigkeit müde. Daher erklären wir uns solidarisch mit der venezolanischen Revolution und dem heldenhaften Kampf der lohnabhängigen Bergarbeiter und der ArbeiterInnenklasse Boliviens.
Jede gesellschaftliche Explosion ist ein Mahnmahl der zerstörerischen Kraft des Imperialismus – in jedem einzelnen Land, überall auf der Erde. Gleichzeitig ist sie aber auch ein Beispiel für die außergewöhnlichen Leistungen der KlassenkämpferInnen. Sie ist Symbol für die Einsatzbereitschaft der Arbeiterinnen und Arbeiter, des Feldes wie der Fabrik, wenn es um die Verteidigung ihrer ureigensten und historisch erkämpften Rechte geht. Wir alle sind, in welchem Land auch immer wir leben, Brüder und Schwestern, vereint im Kampf gegen den gleichen Aggressor, die kapitalistische Ausbeutung, unter der das Leben von Millionen von Menschen nur Leid und Schmerz bedeutet.
Der Imperialismus, seine ausführenden Organe und deren Werkzeuge – IWF, Weltbank, die Zahlung von Auslandsschulden durch die abhängigen Länder, Freihandelsabkommen – dies alles bedeutet in der Praxis nichts anderes als die Erhöhung der Ausbeutung des Menschen. Man versucht, unseren Lebensstandard und unsere Rechte mit undurchsichtigen Methoden und fadenscheinigen Argumenten anzugreifen. Man versucht unsere Organisationen der ArbeiterInnenklasse zu korrumpieren, und sie zu ihren Instrumenten zu machen. Man stützt sich dabei oft auf jene sklavisch vom System abhängigen Teile der ArbeiterInnenbewegung, die uns sagen, dass es keinen Ausweg aus dem Kapitalismus gäbe, dass es vielmehr unsere Aufgabe sei, dem Imperialismus ein menschenfreundliches Antlitz zu geben. Sollte es ihnen aber nicht gelingen, die ArbeiterInnenklasse auf diese Art hinters Licht zu führen, sie zu spalten und zu desorganisieren, dann stützen sie sich auf alle nur denkbare Gewalt.
Die Urheber und Kontrolleure dieser Politik sind die Banken, die multinationalen Konzerne und der Großgrundbesitz. Diese Politik wird von den verschiedensten dem Kapital ergebenen Regierungen in Tat umgesetzt. In der Praxis bedeutet das die Schließung von Unternehmen, die Monopolisierung des fruchtbaren Landes, Massenentlassungen, Privatisierungen und die Zerstörung der Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie der Infrastruktur.
Und als ob dies nicht genug wäre, verwüsten sie den Planeten mit ihren Kriegen und Invasionen. Wir, die wir für den Frieden und die geschwisterliche Integration aller Völker stehen, die wir die Menschenrechte, und die ökonomischen, sozialen, kulturellen Rechte, sowie die ökologischen Lebensgrundlagen der Menschen verteidigen, setzen uns daher für das Recht auf Selbstbestimmung und das Recht auf Freiheit und Frieden aller Nationen ein. Die Invasion im Irak, in Afghanistan, Haiti und Palästina werden wir nie akzeptieren.
Unser Widerstandskampf gegen die kapitalistische Zerstörung nimmt in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Formen an. Die freie Diskussion zwischen den ArbeiterInnen über die Richtung und die Perspektiven dieses Widerstandes, im Speziellen die Fabriksbesetzungen, sind zentral für den Erfolg. Nur so können wir unsere Ziele erreichen: Die Verteidigung unseres Lebensstandards, die Verteidigung unserer Arbeitsplätze und die Befreiung der Menschheit von der kapitalistischen Sklaverei, unter der heute Millionen leiden, damit eine Handvoll von Menschen ihre Privilegien genießen kann.
Eines ist gewiss: Nicht die Arbeiter und ArbeiterInnen haben Krisen und Armut verursacht. Wir verlangen daher, dass die Regierungen sich ihrer Verantwortung stellen. Wir verlangen eine wirksame Politik gegen die allgemeine Misere und die Ausbeutung, denen wir ausgesetzt sind.
Daher ist es aber auch legitim, dass wir Arbeiter und Arbeiterinnen uns das Recht der Selbstverteidigung herausnehmen, dass wir uns organisieren und die Fabriken und Ländereien besetzen. Präsident Chávez hatte Recht, als er auf der 1. Lateinamerikanischen Konferenz der von den ArbeiterInnen wieder in Betrieb genommenen Betriebe sagte: “Jede Fabrik die geschlossen wird, muss von den Arbeitern besetzt werden.” Gleichzeitig kündigte er die Verstaatlichung zweier weiterer Fabriken an, die von den ArbeiterInnen besetzt wurden. Dies in allen Ländern praktisch umzusetzen, sehen wir als unsere Aufgabe (wobei wir die konkreten Situationen berücksichtigen müssen). Wir wenden uns dabei an die Organisationen der städtischen wie der ländlichen ArbeiterInnenklasse, ebenso wie an die regionalen und nationalen Parlamentarier und Repräsentanten, um unsere Anliegen zu verbreiten.
Daher unterstützen wir die Umsetzung der 2. Lateinamerikanischen Konferenz der von den ArbeiterInnen wieder in Betrieb genommenen Betriebe im Jahr 2007 im revolutionären Venezuela und verstehen uns bereits jetzt als integraler Bestandteil desselben.
Auch aus diesem Grund wählten wir am “Lateinamerikanischen Treffen in Verteidigung der Arbeitsplätze, der Rechte, der Agrarreform und der Industriesubstanz” ein internationales Verbindungskomitee. Unsere Ziele: Wir wollen unsere Resolutionen und Beschlüsse international verbreiten, den internationalen Erfahrungsaustausch durch ein internationales Bulletin und andere Medien fortführen, international unsere Bewegungen solidarisch verteidigen und unsere Initiativen gegenseitig unterstützen. Wir tun dies im Bewusstsein, unseren Beitrag im Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung zu leisten – für das Ende der Diktatur des Privateigentums an den großen Produktionsmitteln, für den Aufbau des Sozialismus.
Joinville, 10. Dezember 2006