Am Mittwoch demonstrierten in Vorarlberg rund 1000 SchülerInnen in Dornbirn, in Wien 1500 und Linz. 3 Berichte
Schulstreik: Über 1000 SchülerInnen in Dornbirn
Dem Aufruf der Vorarlberger SchülerInnenkomitees, der LandesschülerInnenvertretung und der Sozialistischen Jugend Vorarlberg zur Demo in Dornbirn gegen Bildungsabbau sind 1.000 SchülerInnen gefolgt.Vor allem durch die konsequente Arbeit der SchülerInnenkomitees an den einzelnen Schulen war es möglich, an ihren Schulen eine große Menge an SchülerInnen gegen Bildungsklau zu mobilisieren – und das trotz Drohungen von DirektorInnen einiger Schulen.
Der Demonstrationszug beginnt sich gegen 9:00 in Richtung Stadtzentrum zu bewegen. Mit Sprüchen wie „Streik in der Schule, Streik in der Fabrik, das ist unsre Antwort auf eure Politik, marschiert die Masse voran und ruft die PassantInnen dazu auf, sich zu solidarisieren. Die Stimmung ist gut, die Leute motiviert. Vor dem Gymnasium ist die Stimmung richtig aufgeheizt. Einige sich auf der Demo befindende SchülerInnen betreten die Schule, um ihre KollegInnen zum Mitstreiken zu motivieren. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich eine Eigendynamik, immer mehr SchülerInnen betreten das Gymnasium. Während einige Medien von einer „Eskalation, berichteten, handelte es sich um nichts anderes als ein kurzes Zwischenspiel, das den Unmut der SchülerInnen an den Tag legte.
Mit guter Stimmung und einigen zusätzlichen DemonstrantInnen bewegt sich der Demozug weiter und marschiert auf die Europapassage zu. Dort angelangt zeigen sich die MitarbeiterInnen eines dort ansässigen Kosmetikartikelladens solidarisch und klatschen der Demo zu. Der Platz ist randvoll, es werden wieder Sprüche skandiert: „Lisl Gehrer aufgepasst wir haben dir was mitgebracht – STREIK STREIK STREIK!, Die Berichte aus den anderen Bundesländern, in denen gestreikt wird, treffen ein, die Demo wird immer lauter; es wird klar, dass sich zeitgleich mehrere tausend SchülerInnen Österreichweit auf der Straße befinden und sich nicht das Maul verbieten lassen wollen, wenn es um ihre Bildung geht.
SprecherInnen aus einzelnen SchülerInnenkomitees halten Reden. Auch spontan treten immer wieder SchülerInnen aus der Masse hervor die ihren Unmut kundtun wollen. Die Stimmung ist weiterhin fantastisch, es werden weiterhin in voller Lautstärke Parolen zum Besten gegeben und man könnte fast meinen, die Anzahl der SchülerInnen habe sich auf dem Weg vom Bahnhof zur Europapassage verdoppelt.
Nach dem letzten Redebeitrag und der offiziellen Beendigung der Demonstration lichtet sich die Europapassage allmählich.
Die Streikenden ziehen größtenteils zurück in die Schulen bzw. ins Dornbirner Jugendzentrum VISMUT wo die Abschlusskonferenz des heutigen Tages stattfindet.
Im Jugendzentrum sind ca. 80-100 SchülerInnen anwesend, beteiligt sind SchülerInnen der Schulen:
~ HAK Bregenz
~ BG-Bludenz
~ HTL Rankweil
~ BORG-Schoren, Dornbirn
~ HTL Bregenz
~ HLW Marienberg
~ BORG-Götzis
~ BG-Feldkirch
~ HAK Feldkirch
~ BG-Gallus, Bregenz
~ HASCH Feldkirch
~ BORG-Lauterach
~ PG Riedenburg
~ BSBZ Landwirtschaftsschule
~ HLW Rankweil
Die Konferenz beginnt mit einer Begrüßung und den Berichten aus den anderen Demonstrationsschauplätzen Österreichs. Danach wird eine Resolution vor- und zur Diskussion gestellt. Es entwickelt sich eine interessante Diskussion um den Charakter der Studiengebühren und ob jene Zwecksgemäß verwendet werden.
Nach einer guten Stunde Redebeiträgen wird die Resolution einstimmig beschlossen. (Die Resolution wird so bald als möglich hier auf jugendkaempft.com veröffentlicht!)
Die gesamte Aktion war ein riesiger Erfolg und ein klares Zeichen in Richtung Bildungspolitik. Die SchülerInnenschaft hat eindeutig gezeigt dass mit ihr in Sachen Bildungsabbau nicht gut Kirschen essen ist.
SJ Vorarlberg
Schulstreik in Wien
In Wien nahmen am 19.10. rund 1500 Schüler und Schülerinnen an der Demonstration gegen Bildungsabbau teil. Die Aktionskomitees an der Draschegasse, der Bernoulligasse, Krottenbachgasse, Geringergasse, Ödenburger Straße, vom Schulschiff und anderen Schulen haben großartig mobilisiert. Noch am Morgen des Streiktags wurden vor den Schulen Aktionen durchgeführt und Flugblätter verteilt, um möglichst viele SchülerInnen vom Streik zu überzeugen. Auch die Stubenbastei, die Boerhavegasse und zahlreiche andere Schulen waren lautstark vertreten, sogar aus Klosterneuburg, Tulln, Berndorf und Wr. Neustadt waren etliche angereist. An den Schulen herrscht großer Unmut über die Bildungspolitik der Regierung, und die SchülerInnen sind bereit, ihre Rechte auf der Straße zu verteidigen.
Nach der Begrüßung am Westbahnhof marschierte der lautstarke und kämpferische Demozug auf der Mariahilferstraße Richtung Ring. Jedem Beobachter musste sofort die kämpferische Stimmung der DemonstrantInnen auffallen. Die Slogans waren unter anderem „Streik in der Schule, Streik in der Fabrik – das ist unsre Antwort auf eure Politik“, „Schwarz-blau has got to go“, „Sie sagen kürzen – wir sagen stürzen“. Unsere Fronttransparente war „Nein zu kapitalistischer Bildung, und „In Bomben steckt ihr unser Geld – obwohl es an der Bildung fehlt“. Viele der Aktionskomitees hatten eigene Transparente gemalt.
Vor dem Bildungsministerium am Minoritenplatz stoppte die Demo zum ersten Mal. Ein Sprecher der Aktionskomitees wiederholte in einer kurzen Ansprache was eigentlich allen klar war: Die Zugangsbeschränkungen sind eine Ungerechtigkeit mehr in der Bildungspolitik der Regierung. Wir wollen keine Eliteunis sondern das Recht auf freie und kostenlose Bildung für alle.
Kurz darauf machte die Demo vor der Parteizentrale der SPÖ in der Löwelstraße halt. Der Sprecher des Komitees am Schulschiff, Willi Waitz, betonte, dass wir die SPÖ nach den nächsten Wahlen, wenn sie in der Regierung sein sollte, an ihre Versprechungen nach Rücknahme der Studiengebühren und nach Ausbildungsplätzen für alle erinnern werden. Der Bildungsabbau entspringt genauso wie der gesamte Sozialabbau der inneren Logik des Kapitalismus, der Kampf gegen Bildungsabbau kann daher nur ein antikapitalistischer sein.
Die Abschlusskundgebung fand in der Uni Wien statt. Weil wir keinen Raum zur Verfügung hatten, besetzten wir kurzerhand einen Hörsaal. Dort sollten die weiteren Schritt im Kampf gegen Bildungsabbau diskutiert werden. Nachdem die Universitätssecurity aber Stress machte und mit der Polizei drohte, konnten die vorbereiteten Resolutionen nur kurz vorgestellt werden. Auch wenn das Ende dieses Streiks ein wenig chaotisch ausfiel, muss dieser Tag auch in Wien als wichtiger Schritt zum Aufbau einer kämpferischen Jugendbewegung gesehen werden.
Georg
In Wels (OÖ) hat eine neue Ära im Kampf für die Interessen der Jugend begonnen!
Als einer der größten Erfolge des Streiktages vom 19.10. darf wohl gelten, dass nun auch in der siebtgrößten Stadt Österreichs wieder das stärkste Mittel, welches SchülerInnen im Kampf für ihre Anliegen haben, eingesetzt wurde: der STREIK.
Die Welser Delegation bei der Demonstration in Linz kündigte sich auf der Landstraße lautstark mit „Jetzt kommt Wels!, an und war mit circa 500 Streikenden extrem gut in Linz vertreten. Das alleine wäre schon eine kleine Sensation, aber was nicht vergessen werden sollte ist, was vorher schon in Wels vor sich ging:
Schon um 7.40 Uhr sammelte das Komitee des BG Schauerstraße alle SchülerInnen der Oberstufe um sich, um der bitteren Kälte und den leeren Drohungen von Direktor und Landesschulrat zu trotzen. Und ALLE SchülerInnen der Oberstufe heißt in diesem Fall wirklich alle! Bei einer kurzen „Inspektion, wurde nur ein einsamer Streikbrecher gesichtet, aber auch er war nachher im Schl8chthof mit von der Partie.
Dann machten wir uns quer durch die Stadt, über den Welser Hauptplatz, auf den Weg zum Schl8chthof, wo wir uns dann mit den Mutigen des BG Brucknerstrasse trafen, die trotz der Drohungen des Direktors, er würde eine Beteiligung am Streik im Maturazeugnis vermerken (etc…), sich den Kampf für ihr Recht auf Bildung nicht nehmen ließen.
Dann begann das Streikfest in DEM Veranstaltungszentren in Wels im Schl8chthof (für Wels so etwas wie das Flex in Wien), wo eigens zusammengestellte Schülerbands den Jugendlichen mit Klassikern wie „If the kids are united, they will never be divided!, einheizten. Gleich danach machte sich ein Teil auf, um die Streikwilligen des katholischen Privatgymnasiums der Kreuzschwestern mitzunehmen. Trotz immer noch eisiger Kälte, machten wir uns auf den langen Weg zum BG Wallererstraße, weil wir per Handy erfuhren, dass auch dort Streikwillige waren, die von uns abgeholt werden wollten. Dort angekommen wusste sich der Administrator nicht anders zu helfen, als die Klassen, die wir mitreißen wollten, einfach EINZUSPERREN, was dann aber darin endete, dass einige über die Fenster ihren Weg in die Freiheit suchten.
Beim Rückweg zum Schl8chthof vereinigte sich die „MitreißerInnengruppe, dann mit denen, die im Schl8chthof geblieben waren, um auf dem Weg zum Bahnhof (wieder über den Welser Hauptplatz) noch die SchülerInnen der HAK in ihren Reihen aufzunehmen und in Linz dann die besagte Wels-Delegation zu stellen.
Die Meinung der Streikenden im Allgemeinen war, „Sowos hots in Wös jo nu nie gebn!“. Heute wurde also ein kleines, aber wichtiges Stück Welser Geschichte geschrieben, denn die Etablierung von kämpferischen Traditionen in der Jugend ist kein Pappenstiel und wird sich in Zukunft noch als nützlich erweisen!
Noch einmal zum Schauer-Gymnasium: Das Komitee in der Schauerstraße, welches sich Ende September zum ersten Mal traf und mit circa 15 TeilnehmerInnen auch später immer gut besucht war, stellte DIE Stütze in Wels da. Die Verbindung zu den anderen Schulen ergab sich erst in der letzten Woche. Ein einzelnes Komitee hat also (auch mit Hilfe kämpferischer LehrerInnen) in kaum über zwei Wochen Bands, eine Anlage, das Programm, die Location… für ein Streikfest organisiert und vor allem den Stein in einer ganzen Stadt ins Rollen gebracht!
Noch ein kleines Extra: Als der Direktor per Läufer verkünden ließ, dass der Landesschulrat den Streik verboten hat und er Montag und Dienstag persönlich die Streik- bzw. Demo-Plakate heruntergerissenen hatte, übten viele SchülerInnen „Vergeltung“ indem sie für jedes heruntergerissene Plakat sofort 2 Neue mit Sprüchen wie „Geschlossen zur Demo“ in den Gängen aufhängten.
Was sind also die wichtigsten Lehren aus dem Welser Schulstreik:
– Das nächste Mal Komitees an allen Welser Schulen, für eine bessere Wels-weite Planung. Damit die Jugend nicht nur „vertreten, wird, sondern lernt ihre eigene Macht zu erkennen.
– Nur die demokratische Selbstorganisation der Betroffenen – das heißt das Bilden von Aktionskomitees – kann 100%ige Streikbeteiligung sichern!
– Wenn alle, die dazu beitragen wollen, dass der Protest erfolgreich wird schon Wochen im Voraus den Streik vorbereiten, dann erkennt die Jugend, dass gegen ihre geballte Solidarität auch der „Chef, (so wird der Direktor im Schauergym oft genannt) machtlos ist.
– In der Selbstorganisation zeigt sich, welch ungeheures kreatives Potenzial in der Jugend steckt, welches in unserer heutigen Gesellschaft stark unterdrückt wird.
– Die Geschlossenheit und der Wille zum Kampf machen uns stark! Wie in der Schule, so auch in der Fabrik!
Vorwärts zu neuen Taten!
Nach dem Streik ist vor dem Streik!
Peter Mitterhuber, SJ Wels