Ab Jänner 2005 sollen an den Salzburger Landeskliniken Abtreibungen endlich möglich sein. Radikale AbtreibungsgegnerInnen unter der Patronanz von Weihbischof Laun machen gegen diese Entscheidung jetzt aber mobil und organisieren Lichterketten und Gottesdienste. MarxistInnen verteidigen das Selbstbestimmungsrecht der Frau und somit das Recht auf Abtreibung.
Mein Bauch gehört mir!
Unter diesem Slogan führte die Frauenbewegung der siebziger Jahre einen Kampf für unser Recht selbst zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder wir wollen. Bereits Generationen davor zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand er auf der Tagesordnung und auch wenn in den Siebzigern einiges erreicht wurde, gewonnen haben wir noch lange nicht.
Dies beweisen die aktuellen Diskussionen in Salzburg und Tirol oder die Tatsache, dass immer noch militante AbtreibungsgegnerInnen Frauen vor Kliniken belästigen oder ganz einfach auch die Homepage der Stadt Wien www.wien.gv.at, auf der es zwar etliche Informationen zu Schwangerschaft und Geburt, zu Kinderbetreuung und Frauenkrankheiten gibt, aber rein gar nichts zu Schwangerschaftsabbrüchen. Selbst im fortgeschrittensten Teil Österreichs hält man was diese Frage betrifft, schweigen anscheinend für Gold.
Abtreibungen oder besser gesagt Frauen, die eine Schwangerschaft unterbrechen, sind ein Übel, das geduldet wird. Denn eine Abtreibung durchführen zu lassen, ist juristisch betrachtet kein Recht, nein es ist ein Verbrechen, dass nur bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei ist. Und diese Straffreiheit musste erst über ein halbes Jahrhundert lang erkämpft werden und das obwohl sie eigentlich ja nur eine Einsicht in eine Notwendigkeit ist. Denn Abtreibungen hat es schon immer gegeben, nicht weil wir Frauen das so gerne machen, sondern weil es unter kapitalistischen Bedingungen schon immer die ökonomischen Zwänge dafür gab. Die Straffreiheit trägt dieser Tatsache Rechnung und verhindert lediglich, dass wir, wenn wir es – aus welchen Gründen auch immer – nicht verantworten können ein Kind in diese Welt zu setzen, unsere Entscheidung nicht mit dem Leben bezahlen müssen. Jetzt haben wir zumindest die Möglichkeit gegen teures Geld und oft auch gesellschaftliche Stigmatisierung den Schwangerschaftsabbruch in einer Arztpraxis oder einer Klinik durchführen zu lassen.
Trotzdem hat sich damit bei genauerem Hinsehen gar nicht sooo viel geändert im Vergleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch damals war es eine Frage des Geldes, diejenigen die es hatten, konnten in Spitälern unter sauberen hygienischen Bedingungen und unter dem sicheren Mantel des Schweigens abtreiben, die anderen, also hauptsächlich Arbeiterinnen und arme Bäuerinnen mussten zu Engelmacherinnen und Kurpfuschern gehen und setzten sich damit nicht nur der Gefahr von Gefängnisstrafen aus, sondern auch einem enormen gesundheitlichen Risiko bis hin zum Tod.
Jene Herren (und Damen) die beklagen, dass wir Frauen es uns mit der Entscheidung zu einem Schwangerschaftsabbruch zu einfach machen irren gewaltig. Denn eine Abtreibung bedeutet neben den körperlichen Schmerzen einen enormen psychischen Einschnitt in unserem Leben, der nicht wieder rückgängig zu machen ist, und trotzdem ist dies oft die einzig mögliche Entscheidung.
Kinder sind eine enorme Bereicherung für unser Leben. Doch sie stellen in dieser Gesellschaft auch eine große finanzielle und psychische Belastung dar, der nicht jedeR zu jeder Zeit gewachsen ist. Kinder bedeuten, nicht oder nur schwer weggehen können, sich mal mit FreundInnen treffen, etwas für sich zu machen (und auch darauf haben wir ein Recht!), einerseits weil erst mal ein Babysitter, der das Kind kennt und Zeit und Lust und Laune hat gefunden werden muss, andererseits aus finanziellen Gründen. Und so Tropfen auf den heißen Stein wie das Kindergeld ändern daran nur wenig, besonders dann nicht wenn sie als Begründung herhalten müssen, dass das Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen besonders für Babys und Kleinkinder nicht weiter ausgebaut wird. Die Meinung, kleine Kinder gehören den ganzen Tag zu ihrer Mama, zwingt viele Frauen nicht nur an den Herd, sondern sie und ihre Kinder auch in die Armut, denn vom Kindergeld allein kann niemand leben. Paradoxerweise wird sie meist von den gleichen Leuten vertreten die gegen das Recht auf Abtreibung mobil machen. Die Möglichkeit Beruf und Kinder zu vereinbaren ohne dabei körperlich und sozial total auf der Strecke zu bleiben haben die wenigsten, meist nur die gut betuchten. Wir wollen aber alles! Für alle!
Das Recht auf Abtreibung, nicht bloß ihre Duldung!
Schwangerschaftsabbruch und Verhütungsmittel auf Krankenkassenkosten!
Die Möglichkeit einer Abtreibung in jedem öffentlichen Krankenhaus!
Breit gestreutes Informationsmaterial zum Thema!
Fortschrittliche Sexualpädagogik in den Schulen, die das Thema Verhütung und Abtreibung miteinbezieht!
Schaffung öffentlicher, nicht gewinnorientierter Einrichtungen, die Sexualberatung, Sexualpädagogik, gynäkologische Betreuung und Informationen zu Verhütung und Schwangerschaftsunterbrechung anbieten!
Flächendeckende, qualitativ-hochwertige, kostenlose Kinderbetreuungseinrichtungen für alle Alterstufen!