Am Gründungsparteitag der SDAP in Hainfeld 1884 gelang es, die zersplitterte österreichische Arbeiterbewegung, sich zu einigen. Gleichzeitig nahm die organisierte Arbeiterschaft den Marxismus als theoretische Anleitung ihres Kampfes an. Mit Hilfe der neuen revolutionären Massenpartei und einer bis 1913 anhaltenden Hochkonjunktur erkämpften die Arbeiter viele soziale und demokratische Reformen. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach lag der Traum von einer grundsätzlichen Verbesserbarkeit der kapitalistischen Gesellschaft in Scherben.
Die Einigung:
Der Wirtschaftseinbruch von 1873 und das Sozialisten Gesetz 1879 stürzten die österreichischen Arbeitervereine in eine tiefe Krise. Ein besonderes Kennzeichen dieser Phase der Stagnation der österreichischen Arbeiterbewegung waren das Fehlen von theoretischer Klarheit und damit verbundenen Illusionen in den individuellen Terror. Die einzelnen Klubs waren untereinander gespalten. In Radikale und Gemäßigte. Die Radikalen lehnten den tagtäglichen Kampf für Verbesserungen ab. Sie wollten durch Terror Anschläge den sofortigen Umsturz der Gesellschaft herbeiführen. Die Gemäßigten sprachen den Arbeitern die Fähigkeit ab politisch eigenständig zu denken. Aufgabe der Arbeiterbewegung sei es, kleine Verbesserungen herbeizuführen und die „große Politik“ den liberalen Unternehmern zu überlassen. Gemeinsam war den Beiden, daß die Arbeiterschaft keine politische Veränderung herbeiführen könne. Die einen delegierten die Politik an einzelne Terroristen, die anderen an liberale Parlamentarier. 1886 begann Viktor Adler, inspiriert von Friedrich Engels mit der Herausgabe der Zeitung „Gleichheit“, er setzte es sich zum Ziel die beiden Flügel auf Basis des Marxismus zu einigen. Nach langwierigen Verhandlungen gelang ihm die Einigung in Hainfeld 1885. Im Gründungsprogramm der österreichischen Sozialdemokratie heißt es: „Der Einzelbesitz an Produktionsmittel ist die Ursache der steigenden Massenarmut und der wachsenden Verelendung immer breiterer Volksschichten.“ Wenn die Arbeiter kleine Verbesserungen erreichen wollen müssen sie direkt die Besitzverhältnisse antasten. Der Klassenkampf beginnt als Kampf für kleine Reformen und Entwickelt sich zum Kampf um das Eigentum an Maschinen, um die politische Macht. Wenn man von der Fähigkeit der Arbeiterschaft zur Veränderung der Gesellschaft ausgeht, sind Reform und Revolution kein Widerspruch sondern eng miteinander verbunden. Die Hainfelder Prinzipien Erklärung erteilte dem individuellen Terror eine Absage und forderte den Kampf für Arbeiterschutz und Arbeitszeitverkürzung was den Gemäßigten entgegen kam. Sie wies aber auch auf den begrenzten Nutzen der Reformen hin, und wollte den Übergang der Arbeitsmittel in den gemeinschaftlichen Besitz der Gesamtheit des arbeitenden Volkes, worüber sich die Radikalen freuten. Die stärke des Programms lag in der Einigung der Flügel. Aber in der Kompromisshaftigkeit lag auch seine Schwäche. Hainfeld ging bei der Zusammenstellung der Prinzipen wie ein Koch vor. (Man nehme ein bisschen von Reform und ein bisschen Revolution und vermischte es). man vermied es zu erklären wie der Kampf um kleine Verbesserungen in den Kampf und die Gesellschaftsordnung hineinwächst. An diese Schwäche sollte die Sozialdemokratie später scheitern
Der Weg zur Massenpartei:
Gestärkt durch die gemeinsame Partei und marxistische Programm begann sofort die Agitation für den Achtstundentag. Die Österreicher gingen mit der blutig unterdrückten Maidemonstration von 1890 als internationales Beispiel voran. 1895 setzte ein Wirtschaftsaufschwung ein der die Industrieproduktion bis 1904 um 70% ansteigen ließ. Durch die große Machtfrage nach Arbeitskräften stieg das Selbstbewusstsein der Arbeiter. Gleichzeitig erzielte das Alpenländische Kapital durch die Hochkonjunktur und die Imperialistischen Ausbeutung der Slawischen Kronländer die nötigen Extraprofite um Zuggeständnisse machen zu können. Der 1893 gegründete Gewerkschaftsblock erkämpfte Lohnerhöhungen von 24% zwischen 1900 und 1910. 1905 gab es nur 94 Kollektivverträge. Im Gegensatz zu 822 1912. Durch das enorme Wachstum von Gewerkschaft und Partei (1900 540.000 bzw. 150.000 Mitglieder) wuchs eine Schicht von Funktionären heran die in Parlament und Betrieb die Reformen durch Verhandlungen zu Stande brachten. Gerade unter ihnen entstanden Illusionen die Verbesserung des Bestehenden durch Verhandlungen ohne die Elementare Bewegung der Lohnabhängigen. Arbeiterparteien entstehen als Werkzeug der Lohnabhängigen im Klassenkampf. Im Wirtschaftsaufschwung wo sich der Klassenkampf beruhigt und viele Arbeiter sich aus der Tagespolitik zurückziehen kann die Führung der Arbeiterpartei sich der Kontrolle entziehen. Viele Funktionäre lebten nicht mehr für sondern von der Arbeiterschaft.
Illusion ins Parlament:
1904 wurde Österreich von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht. Inspiriert durch die russische Revolution kam es zu mächtigen Massenstreik Bewegungen. In Russland stellte die Arbeiterschaft nach Streikwellen für konkrete Verbesserungen immer entschiedener die Frage der politischen macht. Die Bolschewiki nutzte das Parlament als Tribüne um diesen Übergang vom Kampf Reformen zu beschleunigen und anzuführen. In Österreich setzen sich die Sozialdemokratie nach einigem Zögern an die Spitze der Bewegung, nicht um den Sturz der Monarchie voranzutreiben, sondern um die eigene Position im Parlament zu stärken. Die SDAP wurde 1907 durch eine Wahlrechtsreform zur zweitstärksten Partei. Die Sozialdemokraten meinten, im Parlament den Habsburgerstaat reformieren zu können. Doch durch die Streiterein der in Stände und Nationen geteilten Kapitalisten war das Parlament die meiste Zeit nicht einmal arbeitsfähig. Nicht einmal so grundsätzliche Probleme wie der Hunger konnten gelöst werden. 1908/9 brachen in Wien Hungerkrawalle aus. Die Arbeiterschaft begann wieder Rasch die Machtfrage zu stellen und wollte sogar das Parlament stürmen. Doch die Sozialdemokraten instrumentalisierten die Bewegung nur, um durch Parlamentsordnungsreformen das Parlament vor der Selbstauflösung zu retten.
Austromarxismus:
Jetzt kam die ganze Schwäche des Hainfelder Programms ans Tageslicht. Man verstand den Zusammenhang zwischen dem Kampf für Verbesserungen und dem Umsturz der Ordnung nicht. Die theoretische Trennung zwischen Reform und Revolution führte zu folgendem: Jetzt Reform, Irgendwann Revolution. Radikal von der Zukunft reden, und gemäßigt in der Gegenwart reden.
Das Nationalitätenproblem:
Österreich-Ungarn war ein Vielvölkerstaat. Die Nationen waren nicht gleichberechtigt weil das deutsche Kapital von der Unterentwicklung der anderen Nationen profitierte. Die Preise waren in den nicht Deutschen Kronländern höher die Löhne aber halb so hoch wie in den Alpenländern durch billige exportierte Waren und Kapitalexport verhinderte das deutsche Unternehmertum die Entwicklung von den Nationen. Dies musste aber passieren und so war der Nationalitätenhader eines der Grundprobleme der Monarchie, auf das eine erfolgreiche Partei eine Nachricht wissen musste. Das Nationalitätenproblem kann nur durch die Abschaffung des Kapitalismus gelöst werden die einen freiwilligen Zusammenschluss der Nationen erst möglich macht gelöst werden, auch das Recht auf Selbstbestimmung und Abspaltung der Unterdrückten Nationen muss durchgesetzt werden. Die SPÖ ließ sich aber auch in dieser Frage vom Gedanken vom Gedanken der Verbesserung der Daonaumonarchie leiten. Am Parteitag von Brünn forderte man die Errichtung einer Vielvölkerdemokratie. Man hatte die Illusion daß in dem kapitalistischen Kunststaat Österreich-Ungarn ein friedliches Nebeneinander der Nationen möglich sei. Gerade der Kampf gegen das Recht auf Selbstbestimmung diskreditierte die Sozialdemokratie bei den unterdrückten Völkern vollends. Dessen Arbeiterparteien spalteten sich ab und rückten dem eigenen nationalen Bürgertum immer näher. Auch die Österreicher rückten in der Nationalitätenpolitik dem deutschen Kapital zur Seite. Beim Ausbruch des ersten Weltkrieges stimmten die Arbeiterführer ein in den Chor der Nationalistischen Kriegshetzer.