Kongo: Das versteckte Gesicht von Tenke Fungurume Mining

Der vorliegende Augenzeugenbericht über die Ausbeutung in den Minen von einem der größten Kupfer- und Kobaltproduzenten in der Demokratischen Republik Kongo verdeutlicht den Charakter des chinesischen Einflusses in Afrika. Von Maurice Odingo (Comité de Kinshasa).
Tenke Fungurume Mining (TFM) ist nicht bloß ein Minenunternehmen, sondern eine der modernen Bastionen der imperialistischen Ausbeutung in der Demokratischen Republik Kongo. Mit Sitz in der Provinz Lualaba spezialisiert sich TFM auf den Abbau von Kupfer und Kobalt, zwei Minerale von essentieller Bedeutung für die globale Technologieindustrie, besonders in der Umstellung auf grüne Energie.
Eigentümer von TFM ist zu 80 % der großteils private chinesische Konzern China Molybdenum Co. Ltd. Für die chinesischen Konzerne steht der höchstmögliche Profit an erster Stelle, und dafür werden die kongolesischen Arbeiter in Armut und Abhängigkeit gehalten.
In dieser industriellen Kolonie sind die Kongolesen die Diener, die Chinesen ihre Herren. Sprache, Essen, Zugang zu Gesundheitsversorgung… alles ist brutal rassistisch getrennt.
Wie Millionen andere war ich in diesem von Arbeitslosigkeit geplagten und von der eigenen Regierung im Stich gelassenen Land auf der Suche nach einem anständigen Leben. Ich fand bei TFM als Industriearbeiter eine Anstellung in einem Verarbeitungswerk, einem der zentralen Hubs des industriellen Komplexes.
Anfangs schien alles gut organisiert: Einführung, technisches Training, Betreuung. Das Unternehmen schien uns ein Modell von Genauigkeit und Stabilität. Aber nachdem die Probezeit vorbei und der Jahresvertrag unterschrieben war, zeigte der chinesische Kapitalismus sein wahres Gesicht: konstanter Druck, die Produktivität zu erhöhen, Rassismus, kulturelle Verachtung und systematische Entmenschlichung der Arbeiter.
Das Ziel war klar: die Produktion maximieren und die menschlichen Kosten minimieren.
Für £ 308 im Monat sah unser tägliches Leben bei TFM so aus:
Währenddessen verdienten die Chinesen bis zu $ 5000 im Monat, bekamen drei warme Mahlzeiten am Tag und arbeiteten unter viel sichereren Bedingungen.
Dieser Gegensatz war entwürdigend und untragbar. Und all dies passiert unter der aktiven Komplizenschaft des kongolesischen Staates, der lieber ausländische Investitionen als seine eigenen Bürger schützt.
Eines Tages ging ich zu Vertretern des Gewerkschaftsbundes, weil ich verstehen wollte, warum wir keiner Gewerkschaft beitreten durften. Mir wurde ins Gesicht gesagt: „Befristete Verträge erlauben keinen Beitritt zu Gewerkschaften.“ Das ist eine glatte Lüge, die im Widerspruch zum kongolesischen Arbeitsrecht und zu internationalen Konventionen steht. Damit soll einfach jegliche kollektive Organisation unterbunden werden.
Bei TFM wird keine unabhängige Arbeitervertretung toleriert. Die bestehenden Gewerkschaften sind infiltriert und werden von oben kontrolliert. Das Management stützt sich dabei auf willige kongolesische Vorarbeiter, die im Sinne der „präventiven Repression“ jeden Ansatz einer Revolte ersticken.
„Sicherheit“ am Arbeitsplatz ist eine Illusion für kongolesische Arbeiter. Jeden Tag waren wir hochgiftigen Chemikalien (Säuren, Lösungsmitteln) ausgesetzt. Die Schutzausrüstung war ungenügend oder fehlte zur Gänze, und Sicherheitsvorkehrungen galten nur bei chinesischen Arbeitern.
Ich sah, wie ein Kollege durch Vergiftung starb. Als ich den Fall berichten wollte, antwortete mir der chinesische Vorgesetzte emotionslos: „No mabo, kogoli fulufulu“ (Kein Problem, es gibt genug andere, um ihn zu ersetzen). Dieser Satz fasst den Zynismus des kolonialen Kapitalismus zusammen.
Ich war nicht bereit, angesichts solcher Ungerechtigkeiten still zu bleiben. Ich begann mit meinen Kollegen zu sprechen, sie über ihre Rechte aufzuklären und ihnen die Grundlagen des Klassenkampfs und des Sozialismus zu erklären. Solidarität entstand.
Aber die Repression folgte bald. Ich wurde von opportunistischen Kollegen denunziert, von meinen Vorgesetzten schikaniert, bloßgestellt und bedroht. Letzten Endes musste ich das Unternehmen verlassen. Aber ich war stärker als zuvor und entschlossen, mein Leben dem Kampf für die Befreiung des kongolesischen Proletariats zu widmen.
Was ich erlebt habe, erleben tausende Arbeiter tagtäglich im Kongo. Dieses an Ressourcen so reiche Land wird vom Imperialismus ausgepresst – gestern vom westlichen, heute vom chinesischen. Unsere Armut ist das Produkt eines Systems, des kolonialen Kapitalismus, der nicht reformiert, sondern nur gestürzt werden kann.
Wir müssen:
Entweder leben wir weiter auf unseren Knien, ausgebeutet in unserem eigenen Land, oder wir begehren auf, organisieren uns und stürzen das System. Wie Karl Marx sagte:
„Die Proletarier haben nichts zu verlieren außer ihren Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“
Veröffentlicht auf marxist.com
(Funke Nr. 236/28.08.2025)
Ich verdiene 350$. Ein chinesischer Fahrer verdient zehnmal mehr für weniger Arbeit. Uns geben sie die längsten und gefährlichsten Routen.
– Héritier, 38, Lastwagenfahrer
Sie haben alles: Masken, Stiefel, Handschuhe. Wir haben manchmal nicht einmal Handschuhe. Ich habe mit meinen bloßen Händen mit Säuren gearbeitet. Meine Haut ist verbrannt.
– Jonathan Ilunga, 26, Fabriksarbeiter
Ein Kollege fiel in ein Säurefass. Die Chinesen sagten: „Das ist das Risiko dieser Arbeit.“ Keine Hilfe für die Familie. Die Arbeit ging weiter.
– Marc, Zeuge eines tödlichen Unfalls