Im AKH Wien sind hunderte LeiharbeiterInnen über Fremdvergabe an die Firma AGO beschäftigt. Mit einer Kampagne kämpfen sie für ihre Übernahme und gleiche Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten.
Am 1. Mai sammelten die KollegInnen der AGO Unterschriften für ihre Petition. Gegenüber dem „Funke“ berichteten sie über ihren Fall.
Außenstehende wissen meist nicht, dass es im Krankenanstaltenverbund (KAV), in dem die Krankenhäuser der Gemeinde Wien zusammengeschlossen sind, nicht mehr nur Gemeindebedienstete gibt, und dass Privatangestellte, trotz selber Tätigkeiten, oft unter ganz anderen, schlechteren Lohn- und Arbeitsbedingungen beschäftigt sind. Im Wiener AKH arbeiten bereits teilweise seit über 8 Jahren zirka 1000 KollegInnen als HausarbeiterInnen, AbteilungshelferInnen, Ver- und EntsorgerInnen, KrankenträgerInnen, OP-GehilfInnen und andere privatangestellte Berufsgruppen auf den Stationen Seite an Seite mit Gemeindebediensteten als Leih- bzw. ZeitarbeiterInnen über die Fremd-Leiharbeits-Firma AGO (Akademischer Gästedienst in Österreich GmbH).
Die AGO-Beschäftigten sind gegenüber den Gemeindebediensteten bei der Bezahlung der Überstunden schlechtergestellt bzw. bekommen weniger oder gar keine Zulagen ausgezahlt. Sie können jederzeit vom Dienst abgezogen oder zum Dienst eingeteilt werden, was die Planbarkeit des Arbeits- und Familienlebens sowie der Freizeit enorm erschwert. Weiters können sie jederzeit vom Arbeitgeber woanders eingesetzt werden und haben kein Mitspracherecht. Sie verfügen über keinen Kündigungsschutz. Die Personalvertretung der Abteilung, in der sie arbeiten, hat kein Recht diese KollegInnen zu vertreten. Bei der AGO existiert zwar mittlerweile ein Betriebsrat, dieser hat aber kein Recht in Unterlagen der KAV für die Lohnabrechnung oder Arbeitszeitgestaltung Einsicht zu nehmen.
Skandal
Die Auftragsvergabe an die AGO erfolgte unter sehr dubiosen Umständen, wobei seit drei Jahren die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt. Der AGO ist durch diesen Auftrag ein monatlicher Gewinn von über 200.000 Euro garantiert (Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oest… =simarchiv ). Mitte 2014 wird dieser Vertrag auslaufen. Das bedeutet für die KollegInnen große Unsicherheit, weil sie trotz mehrmaliger Nachfragen ihres Betriebsrats beim AGO- und AKH-Management im Unklaren gelassen werden, ob sie dann noch im AKH arbeiten dürfen.
Mit ihrer Unterschriftenliste richten sich die Beschäftigten der AGO an die verantwortlichen PoltikerInnen in Wien und fordern Klarheit für die KollegInnen. Für alle, die das wollen, verlangen sie die Übernahme in ein Dienstverhältnis zur Gemeinde Wien im Krankenanstaltenverbund (KAV).
Im gesamten KAV
Doch nicht nur im AKH ist die Fremdvergabe von gewissen Bereichen und ganzen Berufsgruppen via privatisierter und in der Regel schlechter bezahlter Dienstverhältnisse und problematischer Arbeitsbedingungen gang und gäbe. Durch diese Privatisierungs- und Umgehungspraxis werden die Arbeitsbedingungen aller KollegInnen nach unten nivelliert bzw. Arbeitsplätze im KAV wegrationalisiert – weil’s angeblich „billiger“ ist.
Diese Praxis ist inakzeptabel, deshalb unterstützen wir auch die Forderungen des Betriebsrates und der KollegInnen der AGO bezüglich der Situation im AKH:
Übernahme aller AGO-KollegInnen in ein Dienstverhältnis zur Gemeinde Wien / Krankenanstaltenverbund!
Sichere Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung für ALLE!
Keine Umgehung von Dienst- und Arbeitsrechten durch weitere Einsparungen, Fremdvergaben, Leiharbeit und Privatisierungen!
Die Unterschriftenaktion läuft vorerst bis Ende Mai. Der Funke wird diese Kampagne aktiv unterstützen und über den weiteren Verlauf dieses Arbeitskampfes berichten.