Eine Genossin berichtet von ihren Enttäuschungen durch Reformismus und Identitätspolitik und darüber, wie sie Kommunistin und Teil des Funke wurde.
Seit der Volksschule wollte ich gegen die Barbarei des Kapitalismus kämpfen. Doch das Angebot war mager. „Grüne Jugend? Sozialistische Jugend (SJ)? Na wenn die zu den Grünen und der SPÖ dazugehören, können das keine richtigen Antikapitalisten sein“, dachte ich. Doch die Welt ging weiter den Bach runter und so beschloss ich mit 17, der SJ eine Chance zu geben.
Ich wurde schnell enttäuscht. Revolution und der Marxismus, über die ich mehr erfahren wollte, spielten kaum eine Rolle. Im Mittelpunkt stand Identitätspolitik (z.B. welche Identitäten gibt es? Wie gendert man richtig?) – ein Ansatz, mit dem ich kurz zuvor abgeschlossen hatte. Abstrakte Sprachspielereien helfen nicht, um bezahlbaren Wohnraum, Mental Health Ressourcen, Transmedizin, usw. zu erkämpfen. Meist schlossen die Referate damit, dass man bessere Gesetze und mehr finanzielle Mittel für mehr Frauenhäuser benötige. Wie, erklärte niemand, außer über einen verschämten, impliziten Wahlaufruf für die verhasste SPÖ.
Oft wurde nur gejammert, wie schrecklich (diskriminierend) die Gesellschaft sei und dass die SJ ein Rückzugsort zur Erholung sein müsse. Auch ich musste damals vor meiner Familie meine Beziehung verstecken, die sich ein Medikament gegen Homosexualität wünschte. Doch ich war eben nicht zum Erholen gekommen, sondern um zu kämpfen!
Ich wäre wohl bald frustriert in die politische Inaktivität gerutscht, wäre ich nicht Genossen vom Funke begegnet. Es folgte das erste COVID-Lockdownwochenende und der Funke organisierte eine Livestream-Debatte zur Krise des Kapitalismus in Österreich. Ich merkte sofort, dass sie es ernst mit Kommunismus und Revolution meinten. Das gab mir zum ersten Mal im Leben eine positive Perspektive.
Nach einem Seminar mit inspirierenden Berichten vom weltweiten Aufbau einer kommunistischen Internationalen wurde mir klar, dass es meine Verantwortung war, zu helfen die Organisation in Tirol auf die Beine zu stellen. Heute, knapp 4 Jahre später, haben wir bald die dritte Ortsgruppe. Rückblickend war der Beitritt die beste Entscheidung meines Lebens. Nur wenn wir vereint kämpfen, können wir effektiv den Klassenfeind schlagen. Und deswegen tritt auch du besser heute noch als morgen bei!
Vicki, Tirol
(Funke Nr. 223/24.04.2024)