Die Krise schlägt voll auf die Arbeiter durch. Das Management des Kolben- und Zylinderhersteller Elko König (Vorarlberg) stellt ein Ultimatum an seine Belegschaft. Von Tobias Reinhard.
In einem Brief der Geschäftsleitung werden die knapp 400 Arbeiter aufgefordert, alles zu geben: „Suchen Sie nach Wegen, wie Sie Ihre Aufgaben effektiver erledigen können um … unsere Produkte effektiv zu verkaufen und Lagerbestände zu minimieren.“ In den nächsten acht Wochen werde entschieden, wie und ob es weitergehe.
Seit Monaten gibt es Stellenabbau, Entlassungen und die Minderzahlung durch die „Wettbewerbsklausel“ im Kollektivvertrag wird angewandt. Trotz der Kurzarbeit müssen einige Abteilungen Überstunden machen, um Lagerbestände abzuarbeiten. Der Gießerei hingegen geht die Arbeit aus. KTM, wichtiger Kunde der Firma, lagert gerade nach Indien aus, hier könnte eine Ursache liegen. Damit liegt ein ganzer Packen an Gerüchten am Tisch: Insolvenz, Zerschlagung des Betriebs, Auslagerung von Abteilungen … Die Verunsicherung ist groß. Da aber vielen Kollegen bewusst ist, dass die Zukunft des Betriebes auf dem Spiel steht, gibt es die Bereitschaft sich einzubringen, ja auch die Leistung weiter zu steigern, um den Betrieb zu retten.
Die Arbeiter können die Firma retten!
In dieser schwierigen Lage könnte der Betriebsrat eine zentrale Rolle spielen. Er kann eine Betriebsversammlung einberufen und er hat Einblick in das Management. Mithilfe des Gremiums, der Gewerkschaft und aller engagierter Kollegen wäre es ein leichtes, den Kampf um den Erhalt und gegen jede Kündigung zu organisieren. Und genau das verlangen auch Arbeiter im Betrieb.
Ein Arbeiter, Aktivist bei den Revolutionären Kommunisten, hat vor zwei Wochen begonnen, Flugblätter zu verbreiten.
Die unmittelbaren Forderungen des Flugblattes waren:
- „Wir brauchen Einsicht in die Geschäftsbücher!
- Sofortige Einberufung einer Betriebsversammlung!
- Stellen wir den Betriebsrat unter Arbeiterkontrolle!“
Ein Plakat mit der Aufschrift „Den Betrieb retten?! Mach mit” wurde im Hof aufgehängt und zu einem Treffen eingeladen. Daran haben fünf Kollegen samt dem Betriebsrat teilgenommen. Ein erster Ansatz nach Wochen von Gerüchten und Vereinzelung! Der Betriebsrat sagte zu, nun eine Betriebsversammlung einzuberufen. Das ist der Hebel, um die ganze Belegschaft in den aktiven Kampf miteinzubeziehen.
Ohne das kommen wir nicht weiter. Die Betriebsgeheimnisse müssen einsichtig gemacht und offengelegt werden. Wir müssen wissen, welche Teile des Profits auf das Konto der Familie König geflossen sind und was zur Modernisierung des Betriebs reinvestiert wurde. Es muss auch geklärt werden, wieviel die operative Gesellschaft (König GmbH und Co KG) der Immo-Firma (König Liegenschaften GmbH) an Mieten überweist. Es kann nicht angehen, dass das durch Arbeit erwirtschaftete Geld als Grundstückmiete langsam in die Privatstiftung der Eigentümerfamilie abfließt, dass das Immobiliengeschäft womöglich lukrativer gestaltet wird, als die Produktion. Wir sagen: die Immobiliengesellschaft sollte aufgelöst und alle Vermögenswerte in die operative Gesellschaft der Fabrik überführt werden.
Geschäft mit den Grundstücken
Das König-Areal steht in bester Lage in Rankweil direkt am Bahnhof, in unmittelbarer Nachbarschaft steht der Rauch Fruchtsaft-Konzern – ein politisch gut vernetzter Meister von Grundstückverwertung. Wer die lokalen Verhältnisse kennt, weiß, dass die Befürchtung der Arbeiter, dass das Betriebsgrundstück verwertet werden könnte, nicht unbegründet ist.
In den letzten Wochen treten neue Skandale um Rauch an die Oberfläche. Die Landesbank Hypo Vorarlberg vergab einen Blankokredit in Höhe von 30 Mio. € an Rauch, was jetzt von der Bankenaufsicht beeinsprucht wird. Über ein Firmengeflecht mit Immobilien- und Projektentwicklungsfirmen, erwarben letztere mit diesem Kredit ein Grundstück in Nüziders (nahe der Red Bull Lizenzabfüllanlage von Rauch), um es anschließend für den Getränkehersteller zu entwickeln. Durch diese verdeckten Geschäfte wurde ein markanter Marktvorteil der Nutznießer herausgeschlagen. Im Zentrum der Kapitalverschiebungen steht die Hypo-Bank, deren Eigentümervertretung der ÖVP-Landeshauptmann selbst ist. Rechtlich bewegt sich, so sagt man, alles im grünen Bereich. Aber für die Arbeiter von schwächeren Firmen und die Wohnbevölkerung ist das alles nicht gut.
Die Jagd nach Grundstücken folgt dem Prinzip, sichere Profitquellen zu scheffeln. Die Produktion kann bei zu niedrigem Profit rasch abgestoßen und ausgelagert werden, wenn die Grundstückswerte in einer anderen Firma stecken. Die Firma droht sich zu einer reinen Kapitalholding zu entwickeln.
Der parasitäre Trend des Kapitalismus nimmt allgemein massiv zu. Der Revolutionär Trotzki schrieb von der „Verschwörung des Monopolkapitals gegen die Gesellschaft“ und dies stützt sich auf das Geschäftsgeheimnis. Auf diese heiligste Kuh des Kapitalismus werden selbst die Politiker, die nach Regulierung schreien, sich immer berufen. Daher: Öffnet die Bücher und lasst uns sehen! Denn: wir können und wollen hier produzieren!
Arbeiterkontrolle jetzt!
Es ist an der Zeit, dass die Arbeiter aktiv werden und den Plünderungen durch die Kapitalisten einen Riegel vorschieben. Keine Betriebsschließungen! Volles Offenlegen aller Bücher und Verstrickungen! Wehren sich die Eigentümer gegen diese Transparenz, dann muss eine breite Kampagne zur Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle gestartet werden. Die Banken, die Nutznießer und Triebfeder der Monopolisierung und der parasitären Tendenzen sind, müssen verstaatlicht und der Kontrolle der Arbeiterklasse unterworfen werden.
Nur demokratisch gewählte Ausschüsse in den Betrieben können eine wirkliche Kontrolle gewährleisten, als „ehrliche und dem Volk ergebene Sachverständige“ (Trotzki) im Sinne der Arbeiterklasse agieren.
Nur die Arbeiterklasse selbst hat ein ursächliches Interesse an der Produktion, und dient damit den allgemeinen Bedürfnissen der Gesellschaft. Eigentümer hingegen wollen primär den Profit – egal wie und wodurch. Niemand kann den Kampf “für” die Arbeiter in den Betrieben führen. Doch der Kampf einer Belegschaft dient den Interessen aller. Daher: Schließ dich uns an, kämpfen wir gemeinsam im Betrieb, der Schule und jeder Stadt und jedem Dorf!
(Funke Nr. 222/27.03.2024)