Die Geschichte der Austrian Airlines (AUA), der größte Fluggesellschaft Österreichs, ist die Geschichte von harten Sparpaketen und Privatisierung auf Kosten der Belegschaft. Nun wehrt sich das Bordpersonal gegen die Angriffe und die bodenlose Dreistigkeit der Unternehmer: Heute und morgen (28/29.03) wird 36 Stunden gestreikt. Das ist der Weg nach vorne, so muss es weiter gehen! Von Martin Halder.
Als die ehemals staatliche Fluglinie 2009 privatisiert und an die Lufthansa verschenkt wurde, setzte der neue Eigentümer sofort den Sparstift bei den Löhnen an. 2020 akzeptierte die Gewerkschaft ein hartes Sparpaket von insgesamt 300 Mio. an Kürzungen: Lohnverzicht bis zu 15% und Streichung von 1.100 Stellen. Zusätzlich wurden allerhand Leistungen gestrichen: Reinigung der Arbeitsuniform, Frühstück und Wasser im Hotel, Pensionskassa-Beiträge, selbst das Essen auf Langstreckenflüge musste man sich zeitweise selbst zahlen.
Das Resultat ist, dass die Löhne der AUA-Belegschaft nun im Schnitt 40% unterhalb derer des deutschen Mutterkonzerns Lufthansa liegen. Das Ziel des Konzernes ist es, das ist jetzt klar, die AUA langfristig zu einer Billiglohn-Airline zu machen, um die Profite zu steigern. Im letzten Jahr schrieb die AUA 127 Mio. und die Lufthansa satte 2,7 Mrd. Gewinn. Hauptprofiteur ist der Kapitalist Klaus-Michael Kühne, der mit einem Vermögen von 42,5 Mrd. die Reichenlisten Deutschlands anführt. Jetzt nachdem die Airline satte Gewinne schreibt, wollen die Beschäftigten ihren Anteil zurückholen.
Der Forderung der Gewerkschaft, die Löhne um bis zu 40% anzuheben, bedeutet nur die Verschlechterungen der letzten Jahre wieder auszugleichen Dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein, doch nicht so für die Manager. Daher beginnt sich auch die Stimmung beim 3.500 starken Bordpersonal zu drehen, das Vertrösten auf bessere Zeiten glaubt niemand mehr.
Bereits letztes Jahr fand ein Warnstreik statt, dieses Jahr kam es im Zuge der Lohnverhandlungen im März bereits zu zwei Betriebsversammlungen, die insgesamt knapp 300 Flüge am Boden ließen. Nach der 17. gescheiterten Verhandlungsrunden findet nun der mit 36 Stunden längste Streik der Konzerngeschichte statt. Insgesamt 430 Flüge mussten gestrichen werden.
Aggressivität der Unternehmer
Dies ist notwendig, weil die Aggression der AUA-Manager dieses Jahr eine neue Stufe erreicht. Gegen eine Betriebsversammlung ist der Konzern rechtlich mittels Unterlassungsklage vorgegangen und für die Versammlung am 14.3. wurde der Gewerkschaft die Räumlichkeit am Flughafen Schwechat verweigert, stattdessen mussten die 1300 AUA-Mitarbeiter mittels Shuttlebussen zum Veranstaltungsort transportiert werden.
Auf den Streik zu Ostern antwortete das Management mit einer neuen Erpressung. Vorstandsvorsitzende Annette Mann meinte, wenn sich die Gewerkschaft durchsetze, werde der Konzern zu Airlines wechseln, „die eine günstigere Kostenstruktur haben.“ Flughafendirektor Günther Ofner pflichtet der AUA-Managerin bei und wirft der Gewerkschaft Vida vor, sie würden weit über 6.000 Jobs in Gefahr bringen. Dies sind leere Drohungen, denn ohne Zustimmung der Belegschaften bewegt sich nirgends ein Rädchen. Daran muss man die Herren und Damen in den Vorstandsetagen erinnern.
Neue Gewerkschaftspolitik notwendig: Mutig voran
Die Arbeiterbewegung muss energisch zurück kämpfen. Vida-Vorsitzende Roman Hebenstreit meint, dass wir Richtung deutsche Verhältnisse gehen und in Zukunft „härtere, längere und intensivere Auseinandersetzung führen“.
Der Weg des Streiks ist genau der Richtige. 17 Verhandlungsrunden zeigen, dass die Manager an gar keiner Einigung interessiert sind. Nun braucht es einen gesamthaften Kampfplan, der die Kämpfe des Bord- und Bodenpersonal verbindet und den gesamten Flughafen, an dem über 90.000 Arbeitsplätze hängen, für die Unterstützung des Arbeitskampf gewinnt.
Und nicht nur das: Wenn die Reaktion der AUA auf einen entschiedenen Arbeitskampf, ein Jobmassaker und der Umstieg auf eine Billig-Airline ist, dann kann unsre Antwort nur lauten, die AUA wieder in Staatseigentum zu überführen, unter der Kontrolle der Beschäftigen.