Auf Initiative der SJ solidarisierten sich gestern über 100 Menschen mit dem Frauenhaus Amstetten. Der Funke war vor Ort.
Anfang Juli zeigte die FPÖ mit einem Frontalangriff auf das Frauenhaus für welches Frauen- und Gesellschaftsbild sie steht. Brigitte Kashofer, FP-„Obmann“ (Zitat Kashofer) von Amstetten, die selbst dem Idealbild einer „deutschen Mutter“ entspricht, warf dem Frauenhaus vor die heilige Institution der bürgerlichen Ehe zu zerrütten. Auf ihrer Website schreiben die Freiheitlichen: „Seit Jahrtausenden haben Frauen Haus und Garten bewirtschaftet, im Familienbetrieb gearbeitet und Kinder großgezogen.“ Und plötzlich kommen die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser und hetzen die Frauen gegen ihre Männer auf und zerstören so nachhaltig Ehen und Partnerschaften. Aus diesem Grund sollte dem Frauenhaus und der Frauenberatung auch die Subvention der Stadtgemeinde gestrichen werden.
Das Frauenhaus Amstetten gibt es mittlerweile seit 20 Jahren. Die Fakten sprechen dafür, dass für eine derartige Einrichtung ein großer Bedarf besteht. Gewalt gegen Frauen und Kinder ist eine soziale Tatsache. Mitarbeiterinnen des Frauenhauses haben bei der Kundgebung sehr anschaulich aufgezeigt, warum es Frauenhäuser braucht. 655 Frauen und 827 Kinder mussten in den vergangenen 20 Jahren in den Krisenwohnungen des Frauenhauses Amstetten Unterschlupf suchen, wo sie vor Gewalt, Misshandlungen und Gewaltandrohungen geschützt wurden. Diese Zahlen sind natürlich eine offene Anklage gegen das Familienbild einer Frau Kashofer und ihrer rechten Recken.
Eine Reihe von Organisationen (SJ, SPÖ-Frauen, ÖGB, Sozialvereine, christliche Frauenorganisationen) riefen daher für 2. August zu einer Solidaritätskundgebung mit dem Frauenhaus auf. Mit politischen Reden und einem Musikprogramm der jungen Liedermacherin Sigi (mit ihren Bands wosisig und Ibibi und der Zirkusdirektor) wurde gegen Gewalt an Frauen und gegen die reaktionäre Frauenpolitik der FPÖ demonstriert und den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses der Rücken gestärkt. Außerdem sammelte die SJ Amstetten Spenden zur Finanzierung des Frauenhauses.
Die wirkliche Bedrohung für die Autonomen Frauenhäuser kommt aber weniger von Ewiggestrigen aus der FPÖ. Schon 2009 hätte ein Finanzierungsvorschlag des ÖVP-geführten Landes Niederösterreich fast zum Aushungern dieser wichtigen Einrichtung geführt. In Zeiten der Krise und der permanenten Sparpolitik wird gerade im Sozialbereich massiv gestrichen. Da Frauenhäuser für die rechtskonservativen Kräfte im Land ein rotes Tuch sind, kann man sich sicher sein, dass hier besonders schnell der Sparstift angesetzt wird. Das Bündnis zur Verteidigung des Frauenhauses in Amstetten sollte die aktuelle Kampagne gegen die FPÖ-Attacken als Vorbereitung für diese anstehenden Auseinandersetzungen sehen.
Lesetipp:
Wenn Ken und Barbie streiken – Marxismus und Geschlechterverhältnis
Die Beziehung zwischen den Geschlechtern ist auch im modernen Kapitalismus von Mustern durchzogen, die aus der tiefsten Barbarei der Menschheitsgeschichte stammen. Frauenunterdrückung, Sexismus, Gefangensein in von der Gesellschaft aufgedrückten Rollenbildern: All dies wird im Kapitalismus nicht beseitigt, sondern verbunden mit schonungsloser Profitlogik, mit dem Triumph des Warenfetischismus über die menschlichen Beziehungen.
Der Sammelband „Wenn Ken und Barbie streiken“ zeigt eine marxistische Perspektive aus dieser menschlichen Misere auf – hin zu einer befreiten Gesellschaft. Analysiert werden nicht nur die Ursachen und die Geschichte der Frauenunterdrückung, sondern auch die Rolle des Sexismus in der ArbeiterInnenbewegung, im Klassenkampf und in der Linken selbst. Ein weiteres Kernstück ist die kritische Auseinandersetzung mit feministischen Theorien und den bisherigen, großen Frauenbewegungen. Gleichzeitig wird auch vertieft, wie die Menschen durch Sozialisation in gewisse Rollenbilder hineingezwängt werden, ohne dass ihnen dies selbst zu Bewusstsein kommt.
Erschienen: Dezember 2007
AdV Nr. 7
208 Seiten
ISBN 978-3-9502191-2-8
Preis: € 9,00 / 15 sFr
Zu bestellen unter: adv@derfunke.at