Die pakistanische Regierung hat beschlossen, tausende Geflüchtete zwangsweise nach Afghanistan abzuschieben. Von Samim Mohmand.
In Pakistan leben derzeit mehr als 4,4 Millionen geflüchtete Afghanen. Die erste große Fluchtwelle war während den 1970ern, insbesondere aber ab den 80er-Jahren während der Konflikte in Afghanistan. Im Bürgerkrieg Anfang der 1990er und mit der Eroberung Kabuls durch die Taliban 2021 gab es die nächsten Fluchtwellen nach Pakistan.
Die vom britischen Imperialismus geschaffene künstliche Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan hat die lebendige Region zerschnitten. In Pakistan und Afghanistan leben auf beiden Seiten der Grenze die gleichen Völker, etwa Hazara und Paschtunen.
Umso absurder sind die Angriffe der pakistanischen Regierung auf die afghanischen Flüchtlinge, die wie der Rassismus hier in Österreich vor allem einen Zweck haben: Die pakistanische Regierung versucht als Ablenkung von der tiefen Krise Hass gegen Afghanen zu schaffen, da in Pakistan eine tiefe Krise herrscht. Millionen pakistanische Arbeiterinnen sind arbeitslos, viele Millionen sind von Armut betroffen. Die Inflation heuer lag offiziell bei über 30%.
So gilt ab dem 31. Oktober, dass Migranten ohne Papiere das Land verlassen müssen – von einem Tag auf den anderen finden Razzien statt. Mehr als 1,7 Millionen Menschen ohne gültige Papiere fürchten, nach Afghanistan abgeschoben zu werden. Viele dieser Menschen sind in Pakistan geboren und aufgewachsen und haben Afghanistan noch nie im Leben gesehen, werden jetzt aber abgeschoben, nur weil zufällig deren Eltern aus Afghanistan stammen. In Afghanistan selbst hat die Herrschaft der Taliban das Leiden der Massen noch weiter als zu Zeiten der alten korrupten Regierung und der NATO-Besatzung verschärft. Es gibt nur Hunger, Gewalt und keinerlei Perspektive.
Seit der Herrschaft von Perwez Musharaf (1999-2008) hat Pakistan eine doppelte Rolle gespielt. Einerseits hat es wegen logistischen Hilfen an Amerika und die NATO fette Verträge in Milliardenhöhe bekommen. Andererseits ließen die pakistanischen Machthaber die Taliban in ihrem Hinterhof gewähren. Aber mit der Machteroberung der Taliban sind die Milliarden Dollar nicht mehr nach Pakistan geflossen, sodass die Krise in Pakistan sich weiter verschärft hat.
Unsere IMT-Genossen in Pakistan haben im Sinne der Solidarität der Arbeiter über alle Grenzen der Nationalität und Herkunft hinweg gegen diese Abschiebungen demonstriert. Auch wir als der Funke haben hier in Wien an einer Demonstration vor der Pakistanischen Botschaft teilgenommen.
Die einzige Hoffnung ist der Aufstand der Massen in Pakistan und auch in Afghanistan gegen die herrschenden Klasse. Nur die sozialistische Föderation in der Region ist der Weg in eine bessere Zukunft.
(Funke Nr. 219/06.12.2023)