Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen im Spital muss auf alle Berufsgruppen ausgeweitet werden, argumentiert Margarita Wiegele, Krankenpflegerin an der ZNA Ottakring.
Die politische Selbstbeschränkung der Gewerkschaft younion fordert den Beschäftigten angesichts der tiefen Krise mehr ab, als sie zu geben bereit sind.
Die Beschäftigten des Gesundheitsbereichs sind besonders stark belastet, so dass in den vergangenen Jahren breite Teile der Belegschaften weggebrochen sind. Der personelle und strukturelle Zerfall hat den gesamten Sektor in einem Ausmaß geschwächt, dass unser Gesundheitssystem immer weiter an den Rand des Abgrunds drängt.
Die Führungen der großen Gewerkschaften im Gesundheits- und Sozialbereich können mit ihrer Herangehensweise nicht den notwendigen Druck aufbauen, um den Sektor zu verteidigen.
Am 30. Juni zieht der einstündige Warnstreik der Ärzte und Ärztinnen der Zentralen Notaufnahme an der Klinik Ottakring die mediale Aufmerksamkeit auf sich. Auch politisch schlägt der Ärztewarnstreik Wellen und offenbart das tiefe Zerwürfnis zwischen der Stadt Wien und ihren Beschäftigten.
Den ÄrztInnen gelang es vereinzelt Verbesserungen an einzelnen Standorten für die eigene Berufsgruppe zu erreichen. Diese lösen das Problem aber nicht, und was bis heute fehlt ist eine gemeinsame Offensive aller Berufsgruppen am Spital für eine Verbesserung der Gesamtsituation.
Die Initiative der Ärzteschaft erfolgt isoliert von den Beschäftigten anderer Berufsgruppen des Bereichs. Sie laden andere Berufsgruppen zwar ein, so auch zur Demo am 4.12. Aber dies ist noch kein gemeinsamer Kampf aller Beschäftigten auf Augenhöhe. Die Gewerkschaft Younion, die dies eigentlich organisieren sollten, stellt sich offen gegen die Bewegung der Ärzte. Younion und GÖD halten bis heute an ihrem historischen Anspruch fest, dass alle für die Beschäftigten wichtigen Themen ausschließlich von der Gewerkschaftsspitze durchgesetzt werden. Dies ist aber in der Realität nicht so.
Die Beschäftigten an den Dienststellen müssen gehört werden, und es muss an sie zurückberichtet werden. Die Verhandlungen unserer Vertreter müssen transparent und unter Kontrolle der Beschäftigten erfolgen. Um Druck zu machen müssen wir einen Streikplan umsetzen.
Es wird für die Belegschaften nicht leicht werden, die vielen Blockaden zu durchbrechen, dennoch ist es der einzige Weg vorwärts.
(Funke Nr. 218/25.10.2023)