Im Rahmen der „Antiklerikalen Aktionstage“ gab es auch in Innsbruck eine erfolgreiche Veranstaltung mit 50 TeilnehmerInnen. Außerdem veröffentlichen wir hier vorab einen Bericht aus einer Schülerzeitung einer katholischen Privatschule aus Niederösterreich über den Papstbesuch und die antiklerikalen Proteste.
Anti-Papst-Aktion in Innsbruck
Anlässlich des Papstbesuchs Anfang September organisierte der im Sommer neu gegründete Marxistische Lesekreis am 15.9.2007 im Innsbrucker Treibhaus eine mit 50 TeilnehmerInnen sehr gut besuchte Veranstaltung. Sinn der Aktion war eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Religion und katholische Kirche.
Auf Anregung des „Funke“ hin kamen wir dazu die BBC-Dokumentation „Sex, crime and Vatican“ zum Papstbesuch in Österreich vorzuführen. In diesem Film geht es um ein Dokument der katholischen Kirche, für das Joseph Ratzinger, der aktuelle Papst, verantwortlich zeichnet, und in dem der Umgang mit Fällen von Missbrauch Minderjähriger durch Priester geregelt ist. Es wird dabei auf einige konkrete Fälle eingegangen, in denen Kindesmissbrauch zu verhindern gewesen wäre, hätte die Kirche nicht den Mantel des Schweigens über diese Priester gehalten.
Im Treibhaus (einem Lokal mit hauptsächlich linken BesucherInnen) konnten wir den Film präsentieren. Bei der anschließenden Diskussion saßen Lukas Riepler, Landesvorsitzender der SJ Vorarlberg und Funke-Unterstützer, Ulrike Paul von der Aids-Hilfe und Markus Inama von der Marianischen Kongregation (einer katholischen Jugendorganisation in Innsbruck) am Podium.
Zuerst wurden die Missstände in der Kirche besprochen, wobei auch das Zölibat für die hohe Rate von Missbrauch verantwortlich gemacht wurde.
Die verkrampfte Haltung der katholischen Kirche zur Sexualität wurde von allen Seiten als negativ gesehen. In seinen Schlussworten sprachen Lukas Riepler und sogar Ulrike Paul von der Notwendigkeit einer Veränderung der Gesellschaft und der Wichtigkeit sich nicht auf die Religion zu stützen.
Bedanken möchten wir uns bei der SoHo und den Grünen für die finanzielle Unterstützung zur Deckung eines Großteils der Kosten für die Senderechte und bei den GenossInnen der KJÖ, die uns bei der Organisation der Veranstaltung sehr unterstützt haben.
Zu dieser Veranstaltung kamen ca. 50 BesucherInnen, einige davon nahmen sogar die lange Anreise aus Kufstein auf sich. Die Reaktion des zum größten Teil eher jugendlichen Publikums war eindeutig positiv. Die Aktion regte nicht nur zum Nachdenken über Religion und die Kirche an. Im Anschluss an die Veranstaltung diskutierten viele noch über Kommunismus und andere politische Fragen. „Der Funke“ wurde durch diese Veranstaltung wieder ins Innsbrucker Rampenlicht geschoben.
Seit etwas mehr als zwei Monaten besteht nun ein Marxistischer Lesekreis in Innsbruck, zu dem alle Interessierten willkommen sind. In den nächsten Monaten werden wir regelmäßig Veranstaltungen und Diskussionsabende organisieren.
Helene Steiner
Der Papst in Österreich – Auftrieb für reaktionäre Kräfte
Von 7.-9. September besuchte Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. Österreich. Seine Auftritte in Wien, Mariazell und Stift Heiligenkreuz stand ganz im Zeichen des Versuchs der katholischen Kirche in Österreich nach den Krisen der jüngeren Vergangenheit wieder den Rücken zu stärken.
Die Herde der gläubigen Schäfchen ist in den letzten Jahren spürbar kleiner geworden. Die Kluft zwischen dem Gerede von Nächstenliebe und der tatsächlichen Praxis der Hochwürden lässt immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren. Selbst in erzkatholischen Gemeinden sind am Tag des Herrn die Kirchen halbleer. Damit verbunden sind ein sinkender gesellschaftlicher Einfluss und sinke Einnahmen. Den übrig gebliebenen Schäfchen und ihren Hirten wollte Ratzinger Kraft und Orientierung im Sinne seiner weltfremden Theologie geben. Dabei gibt er sich als strenger Bewahrer einer katholischen Kirche, die mit ihren Dogmen und Regelwerken in keiner Weise mit dem Leben im 21. Jahrhundert kompatibel ist. Dieser Konservativismus erscheint Ratzinger die einzig mögliche Antwort des Katholizismus auf die stürmischen Entwicklungen in dieser Welt der Instabilitäten und Krisen.
Doch Joseph Ratzinger ist nicht nur ein hochgeistiger Theologe sondern auch ein äußerst politischer Papst. Bei seinem Österreich-Besuch stellte er dies vor allem bei seiner Rede in der Hofburg vor versammelter Regierungsmannschaft unter Beweis. Wie kleine MinistrantInnen hingen sie an seinen Lippen und ließen sich die Leviten lesen. Alfred Gusenbauer und Willi Molterer brachten dem Papst mit einem unterwürfigen „Grüß Gott“ ihre Ehrdarbietung. Er nützte seine Rede vor allem, um die Bedeutung des Christentums für die europäische Integration zu betonen. Außerdem stellte er sich hinter jene Kräfte, die eine weitere Aushöhlung des Rechts auf Abtreibung befürworten. Seine Worte sind nichts anderes als eine gut umschriebene Aufforderung an die Regierung die Fristenlösung zu kippen und wird den radikalen AbtreibungsgegnerInnen neuen Auftrieb geben.
Die Medien gaben ihr Bestes um den Papst und seine Botschaften im hellsten Licht darzustellen. Für die katholische Kirche gab es Tage lang eine unbezahlte Werbeeinschaltung nach der anderen. Umso wichtiger war es, dass der Vernunft auch gegen diesen medialen Papsthype, der natürlich so manchem Unternehmer ein einträgliches Körberlgeld bescherte, eine Stimme gegeben wurde. Im Rahmen „Antiklerikaler Aktionstage“ organisierten „Der Funke“, die Sozialistische Jugend und andere linke Gruppen Diskussionsveranstaltungen, Filmvorführungen und eine Demonstration um über das menschenverachtende Weltbild der katholischen Kirche und speziell von Papst Benedikt XVI. aufzuklären.