Es war nur eine Frage der Zeit, bis die anlaufende Krise der Automobilindustrie auch den Zulieferer und Autobauer Magna in Graz treffen würde. Bereits seit Monaten kursieren Gerüchte über ein radikales Profitsteigerungsprogramm zulasten der Belegschaft in diesem Betrieb. Natalie Ziermann bezieht Position.
- Antrag an Fridays for Future Graz: „FFF Graz spricht sich gegen den Stellenabbau bei Magna aus„
Im Grazer Magna-Werk sind derzeit fast 10.000 Personen beschäftigt – fast ein Fünftel davon soll laut diversen Medienberichten von Kündigungen bedroht sein. Der Magna-Europa-Chef Günther Apfalter dementierte Ende November im „Trend“ den Stellenabbau in Graz: „Zum jetzigen Zeitpunkt schließe ich aber aus, dass ich mich in den nächsten Wochen hinstelle und einen größeren Stellenabbau verkünde.“ Gleichzeitig relativierte er aber: „Je nach Produktionsplanung unserer Kunden werden wir möglicherweise die Zahl der Leiharbeiter anpassen, die ja, wie der Name schon sagt, für eine bestimmte Zeit eingesetzt werden.“ Ein Aufatmen für die Belegschaft erlaubt diese zynische Aussage also nicht. Bereits im September wurde bekannt, dass rund 700 Jobs bei Magna bedroht sind – die Erhöhung der kolportierten Zahl auf 1800 verheißt nichts Gutes.
Reaktionen
Die (ehemalige) steirische Landesregierung verkündete, dass es keinen Grund zu Sorge gebe. „Wir haben Magna Steyr und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Automotive-Stiftung unterstützt, als es zu wenig qualifiziertes Personal gab. Das Hilfsangebot gilt auch nun, wenn es wiederum Probleme geben sollte“, sagte damals Soziallandesrätin Doris Kampus. Übersetzt heißt dies: Wir haben Magna gratis FacharbeiterInnen auf Steuerkosten ausgebildet.
Wenn das Unternehmen diese jetzt nicht mehr profitträchtig auspressen kann, übernehmen wir jetzt gerne anteilsweise die sozialen Kosten eines gescheiterten Managements. Den Hauptteil der sozialen Last sollen – wie immer bei Entlassungen – die Magna-ArbeiterInnen selbst tragen. Nur der Profit bleibt bei Magna.
Die KPÖ fordert von der Landesregierung, dass sie gemeinsam mit dem ÖGB und dem Magna-Management eine Alternative zur Abhängigkeit von der krisengebeutelten Automobilindustrie erarbeiten soll. Das vertritt auch die GLB-Betriebsrätin Hilde Tragler bei Magna. Der GLB ist die zweitstärkste Kraft im dortigen Betriebsrat und hat 5 von 28 Mandaten. Die FSG hält die absolute Mehrheit mit 18 Mandaten. Von ihr liegt keine öffentliche Stellungnahme vor.
Kampf vorbereiten!
Magna lässt die Belegschaft im Dunkeln tappen, was ihre Zukunft betrifft. Dies ist ein unhaltbarer Zustand für 10.000 KollegInnen und ihre Familien. Die Arbeiterbewegung hat hier die Verantwortung, sich aktiv solidarisch zu zeigen. Abzuwarten, bis die Kündigungen ein Faktum sind, ist Feigheit vor der Profitgier. Die Ausgangposition muss heißen: Keine einzige betriebsbedingte Kündigung bei Magna!
Die Krise in der Automobilindustrie ist weltweit Realität und wird Magna und andere Betriebe im Automobilcluster treffen. Alle Standorte müssen ohne Entlassungen erhalten bleiben. Will ein Eigentümer massenhaft entlassen oder einen Standort schließen, gilt es, für die Verstaatlichung des Betriebes unter der Kontrolle der Beschäftigten zu kämpfen. Was anders soll der Slogan „Menschen statt Profite“ sonst bedeuten? Zudem braucht die Gesellschaft das Können der ArbeiterInnen und die Maschinen in diesen Fabriken, um die notwendige Umrüstung auf umweltschonende Techniken zu bewältigen.
Appelle an die Vernunft und das soziale Gewissen müssen scheitern. Denn der Profit und seine VerwalterInnen haben an dieser Stelle kein Ohr. Jetzt gilt es, Druck zu machen – auch auf die Koalitionsverhandlungen im Land: Die SPÖ Steiermark kann einmal mehr in der Praxis zeigen, was der reale Gehalt ihrer plakatierten Arbeiterromantik ist.
Wir brauchen eine breite Kampagne im Betrieb und in der ganzen Region, um das Jobmassaker zu verhindern. Das Magna-Management und seine politischen FreundInnen müssen wissen, dass der Preis für Entlassungen extrem hoch ist, weil wir alle hinter den ArbeiterInnen stehen und bereit für eine harte Auseinandersetzung sind. Wir argumentieren:
- Für eine aktive Solidaritätsarbeit mit der Magna-Belegschaft in ganz Graz mit dem Ziel, alle Arbeitsplätze zu erhalten.
- Sollte es zu Massenentlassungen kommen, muss der Betrieb unter Kontrolle der Beschäftigten verstaatlicht werden.
- Dass Fridays for Future Graz sich mit der Magna-Belegschaft solidarisiert und eine Kampagne zur Umrüstung der Produktion auf Umwelttechnologien startet.
- Dass es keine Geheimverhandlungen von Betriebsrat, Gewerkschaft, Politik und Management zum Stellenabbau gibt. Wir wollen keinen Sozialplan, sondern Beschäftigung und sinnvolle Produktion.
- Für eine aktive Zusammenarbeit von FSG und GLB im Betriebsrat, für die ständige Information der Belegschaft in Betriebsversammlungen, für die Bildung von gewerkschaftlichen Aktivgruppen, um schnelle Kampfmaßnahmen im Betrieb vorzubereiten und durchsetzen zu können.
Du möchtest unsere Kampagne unterstützen? Melde dich bei uns!
redaktion@derfunke.at
(Funke Nr. 178, 11.12.2019)
Antrag: FFF Graz spricht sich gegen den Stellenabbau bei Magna aus
Auf unsere Initiative bringt die Gewerkschafts-Arbeitsgruppe in Fridays for Future Graz folgenden Antrag am 22.12.2019 in das Plenum ein:
- Fridays for Future Graz spricht sich gegen den Stellenabbau bei Magna aus
Die Gewerkschaften AG wird in nächster Zeit auf die „Workers for Future“ Graz zugehen mit den Vorschlägen:
- Flyeraktionen bei der Magna und eine Solidaritätskundgebung zu organisieren.
- eine Kampagne zur Umrüstung der Produktion auf Umwelttechnologien zu starten
- dass „Workers for Future“ Graz mit einem Slogan wie zum Beispiel „MAGNA: Arbeitsplätze erhalten – Betrieb vergesellschaften – Produktion umrüsten!“ auf der nächsten Demo auftreten
- FFF Graz tritt mit diesen Positionen an die Gewerkschaft heran, um sie zu einer Stellungnahme zu bewegen
- Das von der Gewerkschaften AG verfasste Konzpt für die Vorstandssitzung mit der Gewerkschaftsjugend wird inhaltlich an diese Punkte angelehnt und dem FFF Plenum vorgelegt
- FFF Graz bringt diese Position in das FFF Bundesplenum ein