Die ArbeiterInnen der besetzten Fabrik CIPLA wurden am Morgen des 31.5.2007 von 150 schwer bewaffneten Männern von der Bundespolizei überrascht, die die Fabrik stürmten um die Mitglieder des Fabrikskomitees zu verhaften. Ein internationaler Soli-Appell.
Die ArbeiterInnen der besetzten Fabrik CIPLA wurden am Morgen des 31.5.2007 von 150 schwer bewaffneten Männern von der Bundespolizei überrascht, die die Fabrik stürmten um die Mitglieder des Fabrikskomitees zu verhaften.
Seit fünf Jahren kämpfen diese ArbeiterInnen um Ihre Jobs, ihre Rechte und für die Verstaatlichung ihres Betriebes, wie dies von der BNDS (Nationale Bank für Soziale und Ökonomische Entwicklung) vorgeschlagen wurde. Nun sehen sie sich mit massiver Polizeigewalt und dem Verlust ihrer Jobs konfrontiert.
In Reaktion darauf organisierten sie Betriebsversammlungen in Flaskô, in Sumaré, and in Cipla. Zur selben Zeit hielten die ArbeiterInnen von Flaskô, in Sumaré (São Paulo) Solidaritätskundgebungen ab und organisierten Widerstand gegen mögliche Angriffe in Sumaré.
Die betroffenen ArbeiterInnen bitten darum so schnell wie möglich Protestbriefe und -resolutionen zu senden bzw. Protestanrufe bei der Botschaft Brasiliens oder beim brasilianischen Justizministeriums zu tätigen und Solidaritätsbekundungen an die Belegschaft zu senden, in denen jegliche Einmischung der Polizei, des Justizministeriums bzw. der alten Bosse verurteilt wird.
An alle ArbeiterInnen, Gewerkschaften, demokratische Organisationen, an alle BürgerInnen:
Wir bitten euch die untenstehenden Protestnote an das Justizministerium Brasiliens und an die Botschaft Brasiliens in Wien zu senden.
Deutsch:
Wir fordern, dass Sie dafür sorgen, dass die Verfolgung der ArbeiterInnen und des ArbeiterInnenkomitees der CIPLA Fabrik sofort gestoppt wird. Wir fordern, dass Sie die Bundespolizei anweisen die Fabrik zu verlassen und dem ArbeiterInnenkomitee ermöglichen die Fabrik zu betreten ohne eine Verhaftung fürchten zu müssen, weiters, dass die ArbeiterInnen Belegschaftsversammlungen abhalten können und in Freiheit über ihre Angelegenheiten entscheiden können.
Mit freundlichen Grüßen
Portugiesisch:
Cesse imediatamente a perseguição aos trabalhadores e a comissão de fábrica da CIPLA.
Ordene que a Polícia Federal desocupe a fábrica e permita a entrada da comissão de fábrica sem ameaças de prisão, que permita que os trabalhadores se reunam em assembléia e decidam livremente.
Saudações,
Protestschreiben an:
Minister Tarso Genro: Fax : (61) 3322-6817 E-mail: gabinetemj@mj.gov.br
Botschaft Brasilien
Pestalozzigasse 4
1010 Wien
Tel.: +43(1)5120631 0
Fax: +43(1)513 83 74
Email: mail@brasilemb.at
Presidente da República?Luiz Inacio Lula da Silva – Presidente da República ?Palácio do Planalto – Praça dos Três Poderes?Brasilia/ DF- CEP 70250-900 ?Fax: 00- 55 61 411 1073?E-Mail : protocolo@planalto.gov.br
?Juiz Federal Titular: Dr. LEONARDO CASTANHO MENDES ?Juiz Federal Substituto: Dr. OZIEL FRANCISCO DE SOUSA ?Diretor de Secretaria: Bel. ROSAN LUIS DA SILVEIRA PERES ?Address: Rua do Principe, 123 – Centro, ?Brasilia CEP: 89201-001?FAX: 00- 55 47 433-9079 ?E-mail: SCJOIEF01@jfsc.gov.br
Kopien an:
imprensa@cipla.com.br
und
redaktion@derfunke.at
Kontakte:
Serge Goulart, Coordenador dos Conselhos das Fábricas Ocupadas, 48 – 9963 02 95
Pedro Santinho, Coordenador do Conselho da Flaskô, 19-9233-1391
Fernando Gomes Martins, Coordenador Suplente do Conselho da Flaskô, 19 – 8164 19 71
Evandro, Coordenador do Conselho da Interfibra, 47- 9923 86 68
Fábrica Ocupada Flaskô, 19 – 3864 11 06, 19 – 3864 13 29, 19 – 3864 02 00
Fábrica Ocupada Cipla, 47 – 3026 90 00
Fábrica Ocupada Interfibra, 47 – 3473 70 77
Presseerklärung von Rafael Prata, Sprecher von Flasko (einem der besetzten Betriebe in Brasilien)
Wie bereits berichtet stürmten am 31. Mai 150 Vertreter der Bundespolizei die von der Belegschaft besetzte und selbstverwaltete Fabrik Cipla in Joinville/SC und sperrte die ArbeiterInnen aus. Die Polizei wollte außerdem Haftbefehle gegen die Mitglieder des Fabrikkomitees, das auch für die Verwaltung der Fabrik verantwortlich zeichnet, exekutieren. Mittlerweile wurde per richterlicher Verordnung ein Verwalter eingesetzt, der die Interessen der alten Bosse, den Gebrüdern Batschauer, vertreten soll.
Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat dieser Verwalter 50 ArbeiterInnen, beginnend bei den Mitgliedern des von der Belegschaftsversammlung gewählten Fabrikrates, entlassen. Außerdem hat die Polizei alles in der Fabrik konfisziert, einschließlich von Privatsachen der ArbeiterInnen. Die Handys und Email-Accounts des Unternehmens wurden stillgelegt, um auf diesem Wege die Kommunikationskanäle im Werk kontrollieren zu können.
Die ArbeiterInnen von CIPLA reagierten umgehend mit einer Protestkampagne. In der Zwischenzeit wurden 2 öffentliche Versammlungen abgehalten, eine davon vor den Werkstoren der CIPLA. Diese Kampagne hat bereits ein enormes Echo in Brasilien aber auch international ausgelöst.
Vor rund 5 Jahren haben die ArbeiterInnen von CIPLA, Interfibra und Flasko ihre Betriebe besetzt und haben die Produktion wieder in Gang gesetzt. Damit reagierten sie damals auf Drohungen der alten Eigentümer, die Werke schließen zu wollen und ausstehende Löhne und Sozialleistungen nicht mehr zu bezahlen. Durch diesen Schritt war es möglich die Arbeitsplätze zu retten und die Produktion aufrechtzuerhalten.
Diese Unternehmen haben noch aus der Zeit, als die alten Eigentümer das Sagen hatten, enorme Schulden bei der staatlichen Sozialversicherung. Ca. 80% aller Schulden dieser Betriebe stammen aus diesen kriminellen Machenschaften der Eigentümer. Jetzt, wo die ArbeiterInnen diese Betriebe selbstverwaltet führen, will der Staat plötzlich diese Schulden eintreiben. Diese Vorgangsweise des brasilianischen Staates ist rein politisch motiviert. Es wäre die Aufgabe der Regierung Lula (PT) das Überleben dieser Betriebe zu sichern und der Forderung der Belegschaften nach Verstaatlichung der Betriebe unter ArbeiterInnenkontrolle nachzukommen.
Die ArbeiterInnen der besetzten Betriebe sind seit Jahren mit Einschüchterungsversuchen dieser Art konfrontiert. Nur der politische Druck von unten und Mobilisierungen gemeinsam mit den sozialen Organisationen in der Region haben bisher das Überleben der besetzten Betriebe gesichert.
Der Widerstand der ArbeiterInnen von CIPLA und den anderen besetzten Betrieben geht weiter. Es geht um 1200 Jobs und die Zukunft Hunderter Familien.