Bildungsleitfaden zur Geschichte Russlands und der Bolschewiki, vom Aufkommen der Arbeiterbewegung bis zur russischen Revolution und ihrer stalinistischen Enthauptung.
In den ersten zwei Monaten des Jahres 1917 war Russland noch romanowsche Monarchie. Acht Monate später standen bereits die Bolschewiki am Ruder, über die zu Beginn des Jahres nur wenige etwas gewusst hatten und deren Führer im Augenblick der Machtübernahme noch unter Anklage des Landesverrats standen. In der Geschichte ist keine zweite ähnlich schroffe Wendung zu finden, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um eine Nation von 150 Millionen Seelen handelt. Es ist klar, dass die Ereignisse des Jahres 1917, wie man sich zu ihnen auch stellen mag, verdienen, erforscht zu werden.
(L. Trotzki – Geschichte der Russischen Revolution)
Mit der russischen Oktoberrevolution 1917 wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Kapitalismus in einem ganzen Land abgeschafft und durch die Herrschaft der arbeitenden und unterdrückten Massen ersetzt, dies führte zu grossen Errungenschaften für ArbeiterInnen, Bauern, SoldatInnen und unterdrückten Nationalitäten. Ausserdem wurden wichtige Schritte zur Befreiung der Frau, wie gratis Kinderbetreuung, Recht auf kostenlose Abtreibung und gleicher Lohn für gleiche Arbeit umgesetzt.
Dieses Weltereignis viel aber nicht vom Himmel. Für eine erfolgreiche Revolution braucht es nicht nur die Aktion der Massen, sondern eine konsequente, revolutionäre Führung, welche in Russland in Form des Bolschewismus das Licht der Welt erblickte.
Diese Geschichte, die Geschichte der Bolschewiki ist es wert studiert zu werden. Sie beinhaltet nicht nur wichtige politische Diskussionen und Themen, wie individueller Terrorismus, Anarchismus, sowie Bauern- und nationale Frage, sondern es sind auch die Lehren des Aufbaus einer Organisation, welche schlussendlich bereit war den revolutionären Weg bis zu Ende zu gehen.
Es existieren haufenweise Schriften zu den Bolschewiki und der russischen Revolution. Meist handelt es sich dabei entweder um Werke bürgerlicher Historiker, welche die Oktoberrevolution, aus ihrer Feindschaft gegenüber dem Kommunismus, als traurige Tragödie deklarieren, oder stalinistische Autoren, die die Bolschewiki glorifizieren und die Revolution als Alleingang des „grossen“ Lenins darstellen, was ebenfalls eine sehr einseitige und starre Vorstellung ist. Weder das eine noch das andere Extrem bringt einen weiter. Um daraus zu lernen, muss man die revolutionären Prozesse als lebendigen Kampf und seine Teilnehmer mit all ihren Stärken und Schwächen verstehen.
Schlussendlich wird man nur so das Erbe der Oktoberrevolution und des revolutionären Marxismus weitertragen und verteidigen können. Diese Schriftensammlung soll genau eine solche Betrachtung ermöglichen und die revolutionäre Geschichte Russlands in einem klaren Licht darstellen.
Hoch die Oktoberrevolution! Hoch der internationale Sozialismus!
Schriften zur revolutionären Geschichte Russlands
Aufkommen des Marxismus in Russland
G. W. Plechanow – Sozialismus und politischer Kampf
Die russische Arbeiterbewegung befand sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in seiner Entstehungsphase. Als Urvater des russischen Marxismus lieferte er das nötige theoretische und politische Rüstzeug, welches auf Lenin und alle anderen MarxistInnen zu der Zeit starken Einfluss hatte. In dieser Schrift argumentiert er gegen den Anarchismus und Terrorismus, welcher damals sehr dominant war und stellte klar, dass es einen unabhängigen Standpunkt der Arbeiterklasse braucht.
W. I. Lenin – Was tun?
In diesem Werk argumentiert Lenin gegen den Trend des Ökonomismus, welche sich vor allem auf Agitation auf der ökonomischen Ebene beschränkt und sprach sich für eine breite politische Agitation und Propaganda aus. Außerdem entwickelt er die Grundlage zum Aufbau einer professionellen, revolutionären Organisation.
W. I. Lenin – Ein Schritt vor, zwei zurück?
Diese Schrift verarbeitet die Lehren aus der fraktionelle Spaltung in Menschewiki und Bolschewiki auf dem 2. Parteitag im August 1903. Es ist neben „Was tun?“ eines der zentralsten Werke zum Aufbau und Charakter einer revolutionären Partei.
1905er-Revolution
L. Trotzki – Russland in der Revolution
Trotzki als führende Figur im Petrograder Sowjet und den Ereignissen von 1905 berichtet von der Dynamik der revolutionären Geschehnisse und der Niederschlagung und der weiterer Perspektive.
L. Trotzki – Ergebnisse & Perspektiven
Unter dem Einfluss der Revolution 1905 schrieb Trotzki ein Jahr später seine Theorie der permanenten Revolution in „Ergebnisse und Perspektiven“ nieder. Er stellt darin die Perspektive einer sozialistischen Revolution im zaristischen Russland auf, was damals niemand für möglich hielt. Die Ereignisse von 1917 bewiesen die volle Gültigkeit der permanenten Revolution.
Das Revolutionsjahr 1917
L. Trotzki – 1917 Lehren des Oktobers
Eine knappe und einführende Schrift zu den Ereignissen der Oktoberrevolution
AdV 7 – Von Flammen und Dampfkessel (Schriftensammlung)
Beinhaltet: einen zentralen Text zum Revolutionsjahr 1917 von Alan Woods; ein Text von Antonio Gramsci und seiner Position zur russischen Revolution; Artikel aus der österreichischen Arbeiterzeitung von damals; eine Auseinandersetzung mit dem sehr umstrittenen Kronstädter Aufstand; die zwei führende Köpfe der Oktoberrevolution – Lenin („Eine der Kernfragen der Revolution“) und Trotzki („Kopenhagener Rede“) – kommen ebenfalls zu Wort.
W. I. Lenin – Schriften 1917: Briefe aus der Ferne
Seine ersten Reaktionen aus dem Exil zur Februarrevolution und der unabhängigen Position, welche die Bolschewiki einnehmen sollten.
W. I. Lenin – Schriften 1917: April-Thesen
Frisch nach Petrograd zurückgekehrt (Anfang April) kämpft er für ein sozialistisches Programm und stellt dazu 10 Thesen auf, welche später als “April-Thesen” bekannt wurden.
L. Trotzki – Geschichte der Russischen Revolution
Trotzkis Hauptwerk zur russischen Revolution, in dem er nicht nur als Historiker, sondern auch als Teilnehmer, die Ereignisse sehr lebhaft schildert und anhand der marxistischen Methode die spezifischen Bewegungsgesetze der Revolution offenlegt.
J. Reed – 10 Tage, die die Welt erschütterten
Eine brillante Reportage über die Oktoberrevolution. Lenin beschreibt es folgendermassen: „Dies ist ein Buch, das ich in Millionen von Exemplaren verbreitet und in alle Sprachen übersetzt wissen möchte. Es gibt eine wahrheitsgetreue und äusserst lebendige Darstellung der Ereignisse, die für das Verständnis der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats von grösster Bedeutung sind.“
R. Luxemburg – Zur russischen Revolution
Oft wird ein prinzipieller Unterschied zwischen Luxemburg und Lenin gezeichnet, mit dem oft gegen die „autoritären“ Methoden letzteren argumentiert werden. Tatsächlich hatten diese zwei großen Revolutionäre ihre politischen Differenzen, jedoch gehört Rosa Luxemburg zu den größten BewunderInnen der Oktoberrevolution und der Rolle der Bolschewiki. Dies zeigt dieser Text sehr gut.
Die junge Sowjetunion
L. Trotzki – Von der Oktoberrevolution bis zum Brester Friedensvertrag
Ein kleineres Buch in dem Trotzki die Ereignisse der Oktoberrevolution und die Monate danach schildert. Vor allem die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk sind sehr lehrreich, in denen Trotzki versucht den ArbeiterInnen Österreich-Ungarns und Deutschland die Bedeutung und Rolle der Revolution näher zu bringen.
Die ersten 4 Weltkongresse (1919 – 1922)
Die Dokumente und Diskussionen zu den ersten 4 Kongresse der Kommunistischen Internationalen sind ganz im Sinne von revolutionärer Strategie, Internationalismus geschrieben und den Kampf gegen die ersten Tendenzen der Degeneration der Revolution.
Stalinistische Konterrevolution
L. Trotzki – Dritte Internationale nach Lenin
Die stalinistische Bürokratie musste sich zu Beginn erst festigen und mit den alten Traditionen, sowie der revolutionären Politik Lenins brechen. Die Unklarheiten, Schwächen und Zick-Zack-Politik von Stalin und Bucharin zeigt sich am klarsten in den Schriften zum 6. Kongress der Kommunistischen Internationalen, zu denen Trotzki mehrere Dokumente schrieb, in denen er die Politik der letzten Jahre und der Perspektive die die stalinistische Bürokratie der Weltrevolution gibt – nämlich keine – einer klaren, notwendigen Kritik unterzogen.
L. Trotzki – Verratene Revolution
Die wenigsten „MarxistInnen“ verstanden eine richtige Position und Analyse gegenüber der Sowjetunion zu entwickeln. Trotzki hingegen zeichnete in seinem Hauptwerk zu diesem Thema – „Verratene Revolution“ – den widersprüchlichen Charakter der Sowjetunion und seiner weiteren Perspektive klar auf und nahm somit den Entwicklungsgang der nächsten Jahrzehnte hypothetisch vorweg.
Umfassende Werke
L. Trotzki – Mein Leben
Versuch einer Autobiographie Wenn er sich doch mit der Situation in den verschiedensten Ländern beschäftigte, handeln die meisten von Trotzkis Werken und Lebensphasen von den russischen Ereignissen. Seine Autobiographie ist somit nicht nur eine Erzählung seines Lebens, sondern die Geschichte des revolutionären Russlands und seiner stalinistischen Konterrevolution. Außerdem spart er auch nicht mit Kritik an seinen eigenen Fehlern, sondern verarbeitet seine alten Auseinandersetzungen mit Lenin positiv.
L. Trotzki – Stalin
Biographie: Erst kürzlich hat unsere Internationale (IMT) dieses unvollendete Werk Trotzkis mit einem großen Teil an bisher unveröffentlichten Texten neu aufgelegt. An einer Übersetzung wird gearbeitet. In dieser Biographie wird erklärt, wie sich die Ereignisse in Russland und der Charakter Stalin sich entwickelten. Die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte ist eine sehr wichtige Frage, welche sich hier konkret gestellt wird. Es wird gezeigt, wie die Eigenschaften Stalins, welche sich für Zeiten der Revolution schlecht eignen, sich gut als Gesicht der Konterrevolution machen.
A. Woods – Bolshevism, the Road to Revolution
Alan Woods gibt einen sehr detaillierten Einblick in die revolutionäre Geschichte Russlands. Von der Geburtsstunde des russischen Marxismus in den 1870er, über die Entstehung der Bolschewiki bis zum Jahre 1917 werden die realen geschichtlichen Prozesse und deren Dynamik erläutert und mit bürgerlichen und stalinistischen Mythen aufgeräumt. Fast keine geschichtliche Epoche ist so reichhaltig und lehrreich wie die der Bolschewiki vor 1917, welche sich dieses Werk zum Schwerpunkt gemacht hat.
T. Grant – Russia: From Revolution to Counter-revolution
Für 70 Jahre sollte die Sowjetunion die Weltereignisse zentral mitbestimmen und seine Charakteristika unter diese setzen. Seinen Charakter und Perspektive erklärt schon Trotzki, basierend auf seiner Analyse erklärt Ted Grant die konkrete historische Entwicklung von der Oktoberrevolution 1917 bis zur Wiedereinführung des Kapitalismus Ende der 80er.