Unser zentrales frauenpolitisches Seminar fand dieses Jahr genau am 8.März, dem Internationalen Frauenkampftag, statt.
Beim diesjährigen Brot&Rosen-Seminar setzten wir uns mit Lebens- und Berufswelten von Frauen auseinander. Der Vormittagsblock bestand aus einem Workshop zum Thema „Frauen in Gesundheits- und Sozialberufen“ und einem Workshop zu „Sexismus im Sport“. Frauen werden im Sport in vielen Sportarten, wie Fußball, eher belächelt und wenig ernstgenommen. Gerade anlässlich der Olympischen Winterspiele in Sotschi war Homophobie im Sport ebenfalls ein zentrales Thema. Im Workshop zum Gesundheits- und Sozialberufen ging es um die historische Entwicklung des Gesundheits- und Sozialwesen und die enge Verbindung zur bürgerlichen Frauenbewegung, sowie auch aktuelle Arbeitskämpfe und Perspektiven.
Am Nachmittag ging es spannend weiter. Im Workshop „Frauen in der Technik“ lernten wir Pionierleistungen von Technikerinnen und Naturwissenschaftlerinnen kennen und diskutierten Gründe für die aktuell niedrige Frauenquote in der Technik. Stereotypische Rollenbilder und kapitalistische Interessen waren hierbei die zentralen Erklärungsansätze.
Parallel dazu fand der Workshop „Frauen in der ArbeiterInnenbewegung“ statt, wo wir uns mit der Situation von Frauen in Parteien und Gewerkschaften auseinandersetzten. Außerdem diskutierten wir Möglichkeiten, um Sexismus in linken Organisationen vorzubeugen.
Der Abschluss eines erfolgreichen Seminars war die Podiumsdiskussion zum Thema „Prostitution – verbieten oder legalisieren, anerkennen oder bekämpfen?“, die sich reger Teilnahme vieler GenossInnen aus verschiedensten linken Organisationen erfreute. Am Podium diskutierten Julia Herr, Kandidatin für den SJÖ-Vorsitz, Eva van Rahdan vom Verein Sophie, Sabine Saloschin von der RSO und Sarah Ott vom Funke. Die zentralen Diskussionspunkte waren die Fragestellungen, inwieweit die Legalisierung von Prostitution Verbesserungen für die Prostituierten bringen würde. Als Gegenbeispiel wurde die Situation in Deutschland von Sarah Ott erwähnt, wo lediglich 1% der SexarbeiterInnen sozialversichert sind, gleichzeitig ein Anstieg der Nachfrage zu verzeichnen ist und die Frauen oft zu Dumpingpreisen Sex anbieten müssen. Von einigen DiskutantInnen wurde eine gewerkschaftliche Organisierung von SexarbeiterInnen als zentraler Ansatzpunkt gesehen. Die GenossInnen vom Funke sahen den „emanzipatorischen Moment“ hingegen in der Schaffung gesellschaftlicher Bedingungen, die einen Ausstieg aus der Prostitution möglich machen. Auch um die Frage, ob es sich bei der Prostitution um „normale Lohnarbeit“ handelt, wurde heftig debattiert.
Einig war man sich in dem Punkt, dass ein Verbot der Prostitution die Situation nicht verbessern würde und außerdem ein Ausbau der Ausstiegchancen, Bleibe- und Arbeitsrecht für AsylwerberInnen zentrale Forderungspunkte in dieser Debatte darstellen.
Wie immer ließen wir den Abend bei einem gemeinsamen Umtrunk in der Lustkandlgasse ausklingen.