Vor kurzem hatte einer unserer Genossen folgendes Gespräch mit einem Arbeitskollegen, der politisch (noch) nicht organisiert ist. Von Konstantin Korn.
Was machst du eigentlich heuer am 1. Mai?
Ich werd zuerst ausschlafen und dann mit Freunden grillen gehen.
Weißt du nicht, was das für ein Feiertag ist? Du bist doch auch ein Hackler…
Wann soll ich mich erholen, wenn nicht an einem Feiertag.
Ja, der 1. Mai ist ein Feiertag, aber ein ganz anderer als die anderen, wie Ostern, Weihnachten oder die anderen katholischen Feiertage. Diese Feste wurden von der Kirche oder den Herrschern eingeführt. Aber der 1. Mai ist anders. Diesen Feiertag haben sich die Arbeiter selbst erkämpft. Die Arbeiter haben einfach beschlossen, dass sie an diesem Tag nicht arbeiten, dass sie streiken, Versammlungen abhalten und am Nachmittag gemeinsam feiern.
Das hab ich nicht gewusst. Und wofür haben sie damals gestreikt?
Früher haben die Arbeiter in den Fabriken und Werkstätten viel längere Arbeitszeiten gehabt als wir heute. Viele mussten täglich 11, 12 oder mehr Stunden arbeiten. Die Arbeiterbewegung hat gesagt, dass 8 Stunden genug sind, weil wir auch noch Zeit brauchen, um uns zu erholen und zu leben. Deswegen hat man entschieden, am 1. Mai für diese wichtige Forderung, den 8-Stunden-Tag, zu kämpfen. Die Kapitalisten wollten das unbedingt verhindern, dass die Arbeiter an dem Tag nicht zur Arbeit kommen. Deswegen musste sich die Arbeiterschaft den arbeitsfreien 1. Mai erkämpfen. Sie haben gestreikt und einen riesigen Aufmarsch organisiert. Damit haben sie den Kapitalisten gezeigt, dass die Arbeiter nicht mehr so dumm sind wie einst, als sie sich alles gefallen lassen haben. Mit dem Maiaufmarsch haben sie bewiesen, dass dass sie eine starke Organisation aufbauen, um ihre Lage zu verbessern.
Aber davon merkt man heute nicht mehr viel, oder? Heute lachen uns die da oben doch aus.
Stimmt schon, der 1. Mai, wie ihn die SPÖ begeht, ist heute in erster Linie Folklore statt Klassenkampf. Mit Sozialpartnerschaftslogik werden wir unsere Interessen gegen die Kapitalisten und ihre Regierung nicht durchsetzen können. Alle, die das verstanden haben, werden den 1. Mai nicht nur als Feiertag begehen. Sie nutzen den 1. Mai, um mit ihren Transparenten, mit ihren roten Fahnen, ihren Liedern und Demosprüchen den Kapitalisten den Kampf anzusagen. Sie werden den 1. Mai auch nutzen, um in der Arbeiterbewegung und der Linken eine politische Alternative zur jetzigen Führung der Bewegung sichtbar zu machen. Deswegen werden auch die Aufmärsche der KPÖ oder die linke MayDay-Demo immer größer. Für uns revolutionäre Kommunisten ist der 1. Mai nicht nur ein Feiertag, sondern noch immer ein Kampftag, und er wird es bleiben, bis die Arbeiterklasse den Kapitalismus gestürzt hat – und zwar weltweit. Wir wollen den 1. Mai so kämpferisch begehen, dass den Kapitalisten das Lachen wieder vergeht. Und am Nachmittag haben wir in Wien unser Straßenfest, wo gegrillt und gefeiert wird. Da kannst deine Freunde ja mitbringen.
(Funke Nr. 223/24.04.2024)